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"Ich habe keine Lust!"
"Komm schon Sofia, stell dich nicht so an! Das ist eine super Gelegenheit für dich Geld zu verdienen und Vorallem mal etwas Erfahrung zu sammeln!"
Wir liefen durch die Stadt zu H&M. Ich hatte vor sehr, sehr, sehr langer Zeit eine Bewerbung dorthin geschrieben und erst vor kurzem eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erhalten.
Vor H&M angekommen zog mich Youssef noch zur Seite. "Pass auf, gib dein bestes! Du hast ein gutes Aussehen und wirkst immer auf den ersten Blick seriös und sympathisch also Nutz das ein wenig aus! Außerdem habe ich gehört das die hier gut zahlen. Ich gehe solange durch die Stadt, schreib mir wenn du fertig bist" ich nickte und er klopfte mir motivierend auf die Schulter. Ich lief rein und fragte die nächstbeste Mitarbeiterin wo sich meine Ansprechperson aufhielt bzw wo diese zu finden war. Sie führte mich nach hinten ins Lager zu einem Büro.
"Setzen Sie sich ruhig, Frau El-Mouadi wird gleich kommen. Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten?" Fragte sie mich und ich lehnte lächelnd ab.
Ich setzte mich und wartete.
Irgendwann hörte ich das sich die Tür öffnete, ich erhob mich und drehte mich zur Tür. Vor mir stand eine Marokkanerin. Definitiv.
Es mag zwar etwas komisch klingen, doch ich konnte meine Landsleute eigentlich nicht ab..
Sie war sehr hübsch und trug auch stilvoll ihr Kopftuch.
Sie reichte mir die Hand und setzte sich gegenüber von mir an den Tisch. Aus einer Schublade kramte sie meine Unterlagen raus und nahm diese in die Hand. Sie sah mich mit ihren blaugrauen Augen prüfend an.
"Nun Frau Sameri, sie haben sich bei uns beworben. Was führt sie zu H&M und wie sind sie auf uns gestoßen?" Fing sie mit einem leichten strengen Unterton an.
Sie stellte die Fragen und ich antwortete. Die Stimmung wurde locker und wir fingen an uns über private Themen zu unterhalten. Langsam wurde sie mir sympathisch. Wir lachten viel und fanden den ein oder anderen gemeinsamen Punkt. Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns und sie begleitete mich raus.
"Ich werde auf alle Fälle dafür sorgen das du hier anfangen kannst. Du bist mir trotz deines Sarkasmus und deiner Ironie, ungewohnt sympathisch. Du wirst von uns hören Sofia"
Ich dankte ihr und verabschiedete mich.
Nachdem ich etwas durch die Stadt gelaufen war, rief ich Youssef an und erzählte ihm vom Gespräch. Er fragte mich wo ich sei und kam kurz darauf zu mir. "Willst du was essen Sofia?"
Ich schüttelte den Kopf. "Habe keinen Appetit, sollen wir noch irgendwo hin?"
"Ich fahre dich nach Hause, muss zum Training." Ich nickte und wir liefen zum Auto.
Als ich ins Auto stieg fiel ein Schatten in mein Blickfeld und ich schaute noch mal hin. Langsam wurden die Umrisse etwas klarer und ich erkannte den Typen vom letzten Mal bei rewe. Wohnte er hier? Er war mir zuvor noch nie aufgefallen. Wegen dem Kratzer an der Tür hatte ich ihn auch nicht mehr angerufen gehabt..
Youssef redete auf mich ein und der Typ verschwand aus meinem Gedanken. Er ließ mich zu Hause ab und ich lief ins Haus.
Ich sah das Auto meines Bruders.
Mein älterer Bruder studierte ihn Berlin und war deshalb nur selten bei uns. Ich begrüßte ihn und klärte ihn über den neusten stand der Dinge auf. Irgendwann schlief mein kleinerer Bruder ein und mein Vater trug ihn hoch ins Zimmer. Allerdings nahm mein Vater meinen kleinen Bruder nur als Vorwand um auch schlafen gehen zu können.
Trotzdem blieben wir gemeinsam mit unserer Mutter bis tief in die Nacht wach und sprachen über Gott und die Welt.
"Wann willst du endlich heiraten Sofia?" Fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Die Frage ist, wann willst DU heiraten?"
"Vielleicht heirate ich ja schon bald" sagte er lächelnd. Ich quiekte. "Nein!! Wer ist es?"
"Genau und wieso erzählst du uns das erst jetzt?" Fragte meine Mutter genervt.
"Ich habe sie nur ab und zu gesehen als ich mich hier aufhielt. Ich möchte Sie aufsuchen und direkt fragen. Sollte alles nach Plan laufen werdet ihr früh genug eingeweiht"
"Wie sieht sie aus?"
"Wo kommt sie her? Kennst du ihre Eltern? Wir gehen direkt zu ihren Eltern ouldi" brachte meine Mutter mit einem kritischen Blick hervor.
"Mama eins nach dem anderen! Vielleicht ist sie ja vergeben!"
Meine Mutter schüttelte nur mit dem Kopf und ich musste vor Aufregung auf's Klo.

Frau El-Mouadi meldete sich irgendwann und lied mich zum Probearbeiten ein. Ich rief sofort Youssef an und erzählte es ihm.
"Mabrouk! Ich wusste du schaffst es! Soll ich dich fahren?"
"Quatsch, Fouad will mich fahren. Er wollte noch in die Stadt. Wahrscheinlich nach seinem heimlichen Crush suchen!"
"Er ist doch auch nur ein Mann haha.."
"Bin gespannt wer die Tante ist"
"Oh ich auch.."
Wir legten auf und ich lief schnell hoch ins Zimmer um mich fertig zu machen. Was sollte ich bloß anziehen? Ich entschied mich für eine Beige Röhrenjeans die knöchellang war und kombinierte diese mit einer altrosa Farbenden Bluse. Die Kette die ich von Youssef bekam zog ich generell nie aus.
Silberne Ohrringe mit Steinen, Ballerina passend zur Bluse und die Haare trug ich offen. Ich schminkte mich dezent und lief anschließend runter zu meinem Bruder. Mit einem kritischen Blick begutachtete er mein Outfit und lief kommentarlos raus zum Auto. Ich verabschiedete mich von meiner Mutter und meinem kleinen Bruder und folgte ihm anschließend. Wir quatschten viel, soviel das uns die Fahrt ziemlich kurz vor kam. Er parkte, wir stiegen aus und er begleitete mich zu H&M. Frau El-Mouadi stand an der Kasse und kassierte. Als ich mich umdrehte war mein Bruder verschwunden. Okay. Geh einfach du idiot, verabschiede dich nicht. Geh einfach.
Ich drehte mich zurück zu Frau El-Mouadi und sah das sie mich bereits entdeckt hatte. Sie kassierte die letzte Kundin ab und kam dann auf mich zu. Wir begrüßten uns und sie bestand darauf das wir uns mit dem Vornamen Ansprachen.
"Amina" sagte sie
"Sofia"
Sie fing an mich rumzuführen und anschließend arbeitete sie mich langsam ein.

Nachdem ich Feierabend hatte bat sie mich mit ins Büro zu kommen. Sie legte mir meinen Vertrag vor und ich unterschieb diesen.
"Danke dir"
"Für was? Ist nur ein Nebenjob" sagte sie lächelnd. Wir verabschiedeten uns und ich lief wirklich zufrieden und Vorallem glücklich zur Bushaltestelle. Youssef rief mich an und bestand darauf mich abzuholen.

Er holte mich ab und gratulierte mir wieder zum Job.
"Sofia ich erzähle dir etwas und du musst mir versprechen das für dich zu behalten." Sagte er irgendwann ernst.
"Klar, was ist los?"
"Diese Amina bei H&M.."
"Woher kennst du sie? Woher kennst du überhaupt ihren Namen?" Fragte ich überrascht.
"Dein Bruder ist ihretwegen hier.."
"WAS?!!"
"Bitte! Du musst es für dich behalten! Was meinst du wie du da rein gekommen bist?"
"Nicht dein Ernst! Hat er mit ihr Kontakt?"
"Jaein, das ist etwas kompliziert und ich hätte nicht gedacht das dein Bruder ernst macht sonst hättest du schon längst davon erfahren.."
"Er hat uns vor ein paar Tagen erzählt, also er hat Andeutungen gemacht das er wahrscheinlich Hand anhalten gehen möchte. Aber er sagte das er sie nur gesehen hat!"
"Ja, die übliche Leier. Er hatte es mir vor einigen Wochen erzählt gehabt"
"Okay, das muss ich jetzt erst einmal verdauen.. Wie soll ich mich denn ihr gegenüber verhalten!? Weiß sie das ich die Schwester bin?"
"Ja weiß sie und du verlierst kein Wort weder vor deinem Bruder noch vor ihr!!" Sagte er angespannt.
"Bleib locker, ich werde nichts sagen"

Ich liebte dich, ich habe dich wirklich geliebt..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt