Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, bis wir uns plötzlich in den letzten Tagen des Ramadans befanden. Mich trennten nur noch wenige Stunden vom Laylatul Qadr*. Die Mädels und ich räumten gemeinsam den Tisch nach dem Fastenbrechen ab und fuhren schnell zum Hamam um uns zu waschen. Ihr müsst wissen das es viel günstiger ist sich im Hamam zu waschen als zu Hause. Wenn man 10+ Gäste hat steigen die Strom- und Wasserrechnung gewaltig. Das wollten wir unseren Großeltern nicht zumuten. Der Dampf tat mir wirklich gut, ganz gleich wie warm es draußen war, ich konnte mich immer nur mit heißem Wasser waschen. Während meine Cousinen sich nur dem kalten Wasser widmen konnten.
Nachdem die Truppe endlich fertig war, zogen wir unsere Gewänder an und fuhren zurück nach Hause. Dort angekommen wartete meine Oma mit einem genervten Blick auf uns. Wir schnappten uns unsere Gebetsteppiche und liefen gemeinsam mit unserer Großmutter zur Hauptmoschee des Viertels. Von weitem hörten wir die Stimme des Imams der mit dem Gebet bereits angefangen hatte.
Wir liefen hoch aufs Dach, da es dort angenehm kühl und windig war. Ich versuchte so gut es ging viele Bittgebete zu machen und Ich ließ dabei mein Herz sprechen, es war ein Gefühl das ich nicht beschreiben könnte selbst wenn ich es wollen würde. Ein Gefühl zwischen mir und dem der mich erschaffen hat. Ein Gefühl das mein Herz erfüllt.
Möge Allah t. Die Bittgebete jedes Muslims angenommen haben. 👏🏻
Nach zwei Stunden begann der Imam noch Mals Bittgebete zu machen und verkündete dann eine Pause. Wir liefen die Treppen runter aus der Moschee und senkten unsere Blicke als wir an der Ausgangstür die für die Männer war, vorbeiliefen. Doch ich nahm plötzlich eine Stimme war, die mir sehr bekannt vor kam. Dadurch das soviele Menschen aus der Moschee raus kamen und ich mich nicht umblicken wollte lief ich meinen Cousinen zügig hinterher.
Zu Hause angekommen aßen wir gemeinsam mit meinen Tanten.
Meine Oma fragte wer in die zweite Runde mitgehen möchte, doch nur ein leises Brummen bekam sie als Antwort. Als sie sich zu mir drehte nickte ich und sie lächelte zufrieden.
"Du bist nicht wie die anderen, das machst du seit Jahren benti. Möge Allah t. Dich dafür reichlich belohnen" sagte sie lächelnd und wir liefen zusammen zur Moschee zurück.
Der Imam betete durch, das hieß bis zum Sonnenaufgang. Dadurch das es verschiedene Imame waren und diese sich abwechselten verging die Zeit wirklich wie im Flug.
Ein letztes Mal haben wir unsere Hände in die Luft um Bittgebete zu machen.
Der Letzte Imam hatte so eine schöne und klare Stimme, das ich Gänsehaut bekam.
Hier und da fiel eine Träne da ich das was er sagte verstand. Eine Träne die aufgrund der Gottesfurcht fiel.
"Schon traurig irgendwie oder?" Fragte ich meine Großmutter nachdem wir die Moschee verließen.
"Was meinst du benti?"
"Wir haben jetzt Stunden gebetet, trotzdem kommt es mir so vor als wäre das nichts gewesen"
"Möge Allah t. Die Gebete angenommen haben, die unsere und die der gesamten Muslime"
"Und uns unsere Sünden vergeben" fügte ich hinzu
"Amin, amin!" Antwortete meine Großmutter.
"Aber der letzte Imam war echt gut! Mash'Allah! Was für eine Stimme!"
"Ja das war er, er ist nicht von hier sagt man. Er ist aus dem Ausland und in deinem Alter" antwortete meine Oma.
"Ach echt? Allein seiner Stimme wegen würde ich ihn heiraten! Lass uns um seine Hand anhalten gehen Oma!" Sagte ich grinsend in ihre Richtung. Ihr Miene verfinsterte sich
"Du läufst mir zu langsam! Weniger quatschen, die Männer die an dir vorbei laufen starren dich ständig an!"
"Vielleicht weil ich soviel Nour* im Gesicht habe" antwortete ich
Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu Und ich verdrehte lachend die Augen.Am Morgen wurden meine Cousinen und ich nacheinander wach. Meine Tante kam oft ins Zimmer und versuchte uns wecken.
Ich ignorierte sie absichtlich und drehte mich immer ganz provokant auf die Seite.
Sie versuchte mir das Laken wegzunehmen, womit ich mich zugedeckt hatte doch es war für sie ein Kraftaufwand, da ich es ständig zurück zog. Schließlich gab sie es endlich auf und lief frustriert aus dem Zimmer.
Die Tür ließ sie dabei absichtlich offen.
Ich liebte sie zwar und sie ärgern tat ich auch liebend gern doch manchmal war sie echt nervig! 😂Ich drehte mich auf den Rücken und öffnete meine Augen. Meine Gedanken waren noch bei den gebeten und der Stimme des Jungen Imams. Er hatte mich wirklich sehr begeistert mit seiner Stimme.
Meine Handy vibrierte und ich stand auf um es aus meiner Tasche zu kramen.
Youssef hatte mir geschrieben und ich hatte mehrere Anrufe von ihm verpasst.
Mitten in der Nacht! Ist der des Wahnsinns? Ich antwortete ihm kurz, denn ich wollte den Kontakt während des Fastens so gut es ging vermeiden, da ich der Ansicht war und bin, das selbst das "schreiben" Zuviel war und nicht sein sollte.
Ich lief anschließend ins Bad um mich frisch zu machen und gesellte mich danach zu meinen Cousinen in die Küche.
Diese liefen auf und ab da meine Mutter sie etwas rumkommandierte.
Die letzten Tage des Ramadans und meine Familie drehte durch, bzw die Frauen. Da das Haus noch auf Vordermann gebracht, die Kekse gebacken werden und wir der Näherin einen Besuch abstatten mussten um zu schauen ob unsere Kleider rechtzeitig fertig wurden.
Kurz gesagt- die Welt musste binnen 3 Tage gerettet werden!
Ich lief an dem ganzen Drama einfach vorbei und nahm mir eine Jeans und ein Langärmeliges Shirt aus der Waschkammer.
Wir hatten zwar ein Hausmädchen die für die Wäsche zuständig war, doch sie stellte sich immer bei großem Besuch quer.
Manchmal anstrengend, da sie von jedem im Hause Geld in die Hand gedrückt bekam und wir ihr die meiste Arbeit sogar Abnahmen.
Wie dem auch sei, ich zog mir die Kleidung schnell über und lief heimlich aus dem Haus.
Ich lief die Straße runter und gerade Als ich um die Ecke biegen wollte lief mir Sohaila entgegen.
Wir beide starrten uns für einen kurzen Moment geschockt an. Dann lächelte ich frech.
"So also! Was machst du hier draußen du Hexe?" Fragte ich
"Dasselbe könnte ich dich auch fragen!!" Antwortete sie
"Ich wollte mir die Beine vertreten und was wolltest du??"
"War nur beim Friseur, die letzten Tage vor dem Zuckerfest sind anstrengend und man bekommt kaum einen Platz dort!"
"So hast du das all die Jahre gemacht nicht wahr? Und ich habe mich immer gefragt wieso du nie das ganze Theater mitgemacht hast! Hast du wenigstens an uns gedacht?"
"Ganz ehrlich? Nein." Bei dieser Antwort klappte mein Mund nach unten.
"Hart Hmara*!" Warum bist du so egoistisch?"
"Nicht egoistisch, keine Ahnung aber komm einfach mit mir!"
"Wir alle kommen mit dir Sohaila sei nicht so!"
"Ist ja gut aber lass die anderen nicht wissen das ich das heimlich machen wollte! Bitte Sofia!!" Eigentlich hatte sie es nicht verdient das ich ihr den Rücken deckte, dennoch gab ich ihr mein Wort den anderen nichts davon zu erzählen.
"Weißt du wer der letzte Imam war?" Fragte sie anschließend.
"Wie kommst du auf den? Welchen meinst du überhaupt?"
"Ja den letzten, wo du und Oma noch beten wart!"
"Wer ist das? Du warst doch gar nicht dabei! Woher weißt du das also?"
"Weil deine Mutter und Oma gesprochen haben. Dieser eine da - ehh .. Youssef!! Er war der letzte der rezitiert hat" sagte sieLaylatul Qadr = Nacht der Bestimmung
Hmara= Weibliche Form von Esel
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Ich liebte dich, ich habe dich wirklich geliebt..
RomanceWenn du den Menschen gefunden hast, der dir das Gefühl der Ruhe vermittelt, den Menschen der den Begriff "Zukunft" verkörpert.. Der Mensch, der dir zeigt was es wirklich bedeutet zu lieben .. Wenn du diesen einen gefunden hast, der jedoch nicht be...