Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug auf dich warten Banu...

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Zuhause angekommen legte ich mich danach ins Bett. Das Hakan so denkt bringt mich um. Er hat eigentlich Verständnis, nicht direkt aber wenn er mehr darüber nachdenkt hat er es, ich weiß es. Schon mehr als zehn mal versucht er mich zu erreichen. Ich hatte abstand von ihm gebraucht diese ich jetzt noch mehr brauche. Jedes seiner Worte heute waren Messerstiche in mein Herz.
Die Wände die ich schon in und auswendig gelernt habe kamen mir langsam uninteressant vor. Somit schloss ich meine Augen und schlief sofort ein.

Das klingeln meines Weckers weckte mich. Genervt davon stand ich auf und lief ins Bad. Ich sah schrecklich aus. Rote Augen wegen den Tränen, große Augenringe weil ich nicht richtig schlafen konnte.
Nach der Dusche richtete ich mich für die Schule. Ich zog mir meinen Nike Pulli an, darunter eine zerrissene Jeans und dazu meine neuen Nike Schuhe. Schminken tat ich mich nicht außer Wimperntusche. Bevor ich aus dem Haus ging nahm ich mein Handy in die Hand und sah eine Nachricht von Hakan.
Guten Morgen Engel. Ich weiß, du hast rote Augen, große Augenringe und denkst du siehst scheiße aus. Aber ich liebe dich auch so. Es tut mir leid, ich konnt genau so wenig wie du schlafen heute Nacht. Ich bereue alles, alles was ich gesagt und gemacht habe. Es tut mir leid das ich dir wehgetan habe. Bitte Banu, sei sauer auf mich aber geh nicht weg von mir. Ich kann das nicht, du weißt es ganz genau. Lass uns weniger sehen so wie du willst, aber sei nicht sauer. Ich flehe dich an.
Ich warte dort wo ich dich immer abhole, lass mich dich in die Schule fahren ich warte.
Seni Seviyorum... (Ich liebe dich)
Mein Herz sagt ja geh, aber mein Gehirn sagt nein, nein geh nicht, verzeihe ihm nicht so schnell. Ich nahm meine Tasche und lief aus der Wohnung. Ich werde nicht gehen. Wieso sollte, ja ich bin naiv und alles drum und dran aber so naiv das ich ihm so schnell verzeihen werde auch nicht.
Nur weil ich weiß das er mich sehen wird wenn ich den langen Weg nehme, nahm ich den längeren Weg zum Bahnhof. Als ich die Straße überquerte warf ich ein Blick in die Straße und sah sein Auto. Ich sah ihn. Unsere Blicke trafen sich, seine Blicke veränderten sich sofort. Er sah mich traurig und bittend an. Ich blieb stehen und sah einfach in seine Augen. Am liebsten würde ich zu ihm gehen, ihn in meine Arme nehmen und weinen. Aber das wird nicht so sein. Ohne weiter zu denken lief ich weiter zum Bahnhof.

Nach den sechs Stunden in der Schule die nicht vergingen lief ich aus dem Schulgebäude raus. Ich wollte nicht nachhause deshalb beschloss ich einfach in die Stadt zu gehen und ein bisschen zu bummeln. Auf dem Weg in die Stadt telefonierte ich mit meiner Schwester aus Köln. Als ich die Straße überqueren wollte um schneller dort zu sein, hatte ich das kommende Auto garnicht gesehen. Schlagartig blieb ich stehen und sah zu wie das Auto auf mich fuhr. Der Fahrer war ebenso geschockt das er nicht mal anhalten konnte. Plötzlich spürte ich einen harten Schlag gegen mein Körper und merkte wie ich auf den Boden fiel.

Baris's Sicht

Plötzlich hörte ich ein kreischen und einen großen Krach. Schlagartig drehte ich mich um und sah wie ein Mädchen vor dem Auto lag. Ohne darüber nachzudenken rannte ich hin. Sie lag da, einfach so ohne etwas an ihren Körper  zu bewegen. Als ich sie langsam auf den Rücken drehte hatte ich den größten Schock meines Lebens erlebt. Banu. Meine Banu. Meine Banu wurde überfahren. Plötzlich schossen mir Tränen in die Augen hoch, nein Baris, nicht jetzt bleib ruhig. Handele richtig.
"Was schaut ihr so? Ruft sofort einen Krangenwagen", schrie ich wie ein behinderter rum.
Ihr verbluteter Kopf lag auf meinem Schoß, ich streichelte ihre wunderbaren Haare und küsste sie mehrmals auf den Kopf.
"Alles wird gut Engel. Dir wird nichts passieren, ich verspreche es dir", flüsterte ich in ihr Ohr.
Ich hörte die Sirenen, wie sie sich näherten.

Jetzt sind wir im Krankenhaus, sie haben Banu in den OP- Raum gesteckt. Wie soll ich den ihrer Mama es sagen? Am liebsten ich ruf Hakan an. Ich wählte seine Nummer und wartete bis er annahm.
"Ja?"
"Hakan, ich muss dir was sagen."
"Ja bitte."
"Aber davor, sitzt du? Wenn nicht setzt dich hin?"
"Sag es jetzt."
"Ja Oke. Ich habe Banu gefunden, sie wurde von einem Auto überfahren."
"Wo ist sie? Wie geht es ihr? Antwortete doch? Ich komme."
"Sie wird jetzt operiert. XY- Krankenhaus."

Hakan's Sicht
Banu, was hast du denn gemacht Engel. Du darfst nicht gehen, nicht so. Wie sehr ich mich hasse das ich dir solche Sachen gesagt habe.
Ich stieg in mein Auto und fuhr voll Gas ins Krankenhaus.
An der Rezeption fragte ich nach ihr.
"Zweiter Stock, OP Saal 3. Zweiter Stock, OP Saal 3", wiederholte ich andauernd als ich die Treppen hoch rannte.
Vor dem Saal angekommen sah ich Baris der verzweifelt auf eines der Stühlen saß.
"Wie geht es ihr? Wie ist das passiert? Erzähl alles."
"Ich lief Richtung Stadt, plötzlich hörte ich ein Schrei und ein lauten Krach. Sofort bin ich dahin gerannt und sah dann da Banu liegen, einfach so ohne Bewegung. Nach paar Minuten kamen auch schon der Krankenwagen. Im Krankenhaus wurde sie sofort in den OP Raum gesteckt. Ich wusste nicht ob ich ihre Mama anrufen soll oder dich. Aber ich entschied mich für dich."
"Hast du gut gemacht danke. War sie sehr verletzt?"
"Ihr Kopf hat sehr stark geblutet und am Körper hatte sie auch Verletzungen."
Off Banu off, ich kann doch nicht leben wenn dir etwas zu stößt.
Ich setzte mich auch auf ein Stuhl und lehnte mich zurück. Alles wegen dir Hakan alles!

Nach gefühlten Stunden kam ein Artz aus dem Raum raus. Sofort stand ich auf und lief auf ihn zu.
"Wie geht es meiner Freundin? Lebt sie noch", fragte ich den Artz.
"Sie hatte eine große Verletzung am Kopf, die Durchblutung war schwer zu stoppen doch wir haben es geschafft. Ihre Freundin hat es geschafft. Aber, das heißt nicht das alles wieder gut ist. Denn sie liegt jetzt in einem künstlichen Koma, das heißt sie kann jetzt aufwachen oder auch nach Jahren. Und wenn sie aufwacht kann es sein das sie sich an nichts erinnert, darauf müssen sie vorbereitet sein."
"Ich danke Ihnen, kann ich sie sehen? Bitte?"
"Ja, fragen Sie eines der Schwestern sie werden Ihnen weiter helfen."

Die kühle Luft in dem Zimmer fiel mir schnell auf. Banu liebt Kälte. Ich setzte mich auf ihr Bett und sah sie mir an. Sie hatte sehr viele Kratzer im Gesicht. Emotionslos lag sie da, wie sehr mein Herz schmerzt sie so zu sehen. Und das alles wegen mir. Ich nahm ihre Hand in meine und küsste sie mehrmals ab.
"Ich hatte eine große Angst Engel, Angst das du gehst und nie wieder kommst. Jetzt bist du da und kannst aber nichts machen. Aber du bist da, das reicht mir. Mein Engel, es tut mir verdammt nochmal leid, jedes einzelne Wort was ich gesagt habe tut mir leid. "
Nach dem ich den großen Klos in meinem Hals runter schluckte redete ich weiter:" Ich liebe dich. Und ich werde dich auch immer lieben. Egal wie lange du schlafen wirst, ich werde warten. Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug auf dich warten Banu."

Bis ich nicht mehr atme...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt