Als Angie am nächsten Morgen erwachte, fand sie sich in einem fremden Bett wieder. Während sie sich die Müdigkeit aus den Augen blinzelte und sich an die Helligkeit gewöhnte, kamen die Erinnerungen der gestrigen Nacht wieder zurück. Germán und sie waren irgendwann hoch in sein Zimmer gegangen, um dort weiterzumachen, da sie sich in dem Schlafzimmer ein wenig ungestörter und sicherer vor ungebetenen Gästen fühlten.
Erst jetzt spürte Angie, dass jemand mit einer ihrer blonden Haarsträhnen spielte. Sie wurde immer wieder um einen Finger gewickelt. Angie wandte den Kopf und traf augenblicklich auf ein Paar schokoladenbrauner Augen. "Guten Morgen.", hauchte Germán und rutschte näher an die blonde Frau heran. "Guten Morgen, Germán.", lächelte Angie, ehe dieser sich langsam zu ihr hinabbeugte und seine Lippen mit ihren verschloss. Es war ein vorsichtiger Kuss, voller Gefühl. Ihre Lippen trafen immer wieder ganz zärtlich aufeinander.
Angie entspannte sich augenblicklich. Warum konnte es so nicht immer sein? Neben dem Mann ihrer Träume aufzuwachen und mit einem liebevollen Kuss in den Tag starten. Wie konnten all die Berührungen, die Küsse, die Nähe zu ihrem Schwager nur so falsch sein, wenn es sich doch so gut anfühlte!?
Als Germán mit seiner Zunge zart gegen ihre Unterlippe tippte, legten sich Angies Hände schweren Willens auf seine nackte Brust und drückten ihn sanft, aber doch bestimmt, von sich weg. "Nicht, Germán." Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Warum musste das Leben so ungerecht sein?
Germán schenkte ihr ein trauriges Lächeln. "Warum wundert mich das nicht?" Er entfernte sich allerdings nicht von ihr, sondern platzierte sich über ihr und stütze sich mit den Unterarmen neben ihrem Kopf ab. "Germán, du weißt, dass das mit uns nicht funktioniert." Er schüttelte den Kopf. "Ich hab dir ja gesagt, es hängt von dir ab." Ein kleines, aber freches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Gestern hat es doch noch ganz gut funktioniert." Angies Wangen färbten sich bei der Erinnerung zart rosa. "Warum jetzt auf einmal nicht mehr?"
Sie sah ihren Schwager an. Wie sollte sie ihm das alles jemals erklären? "Gestern, das war ein einmaliger Aus... eine einmalige Sache." Angie wollte ihre Zweisamkeit nicht mit Worten wie 'Ausrutscher' oder 'Fehler' ins Negative ziehen. Das war es nämlich ganz und gar nicht. Germán hatte diese Wortwahl natürlich ebenfalls bemerkt. "Ein Ausrutscher war es also nicht.", stellte er sehr zufrieden mit sich fest, sah sie dann aber ernst an. "Wenn es das für dich nicht war, warum verleugnest du deine Gefühle dann immer noch?"
Angie atmete einmal tief ein. Warum musste es nur so schrecklich kompliziert sein? "Germán, ich... ich verleugne es doch gar nicht. Ja, ich habe Gefühle für dich. Ich liebe dich. Nach dieser Nacht kann ich das nicht mehr abstreiten." Germáns Augen strahlten sie glücklich und voller Liebe an. Das machte es Angie nur noch schwerer, stark zu bleiben. "Aber das heißt nicht, dass es nicht trotzdem falsch ist. Du weißt, dass zwischen uns niemals mehr sein kann." Germán kam mit seinem Kopf wieder gefährlich nahe. Kurz vor ihren Lippen hielt er an. "Du weißt allerdings hoffentlich auch, dass du mich nach dieser unglaublichen Nacht nicht mehr so einfach los wirst! Vor allem nicht, wenn ich weiß, dass du es eigentlich auch willst. Ich werde nicht aufgeben, bis du endlich meins bist."
Angie konnte nicht verhindern, dass sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie schaute ihren Schwager mit großen Augen an und musste ihren Verstand dazu zwingen, weiterzuarbeiten. "Das geht nicht. Es trennen uns so viele Dinge." Germán wusste, dass Angie nun wieder alle möglichen Gründe aufzählen würde, warum eine Beziehung unmöglich wäre. Er wollte aber nicht, dass sie es schon wieder sagte. Er hatte es sich in letzter Zeit viel zu oft anhören müssen...
"Da gibt es zunächst Jade.", begann die blonde Frau, während Germán seine Lippen auf ihren Hals senkte und darauf hingebungsvolle Küsse verteilte. "Außerdem bin ich nur... nur die An-Angestellte.", keuchte Angie. Germán lächelte. Er hatte in den vergangenen Stunden bemerkt, wie heftig ihr Körper ganz automatisch auf seine Berührungen reagierte. Er würde lügen, würde er sagen, dass ihm diese Tatsache nicht sehr gefiele. "Und du... du bist mein... oh Gott!" Angie unterbrach ihre Ausreden laut stöhnend, als Germán plötzlich an ihrem Hals saugte und ihr leicht in die zarte Haut zwickte.
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