Das Kapitel basiert auf Folge 36 aus Staffel 1. León bringt Violetta nach Hause und sieht, dass Angie dort arbeitet. Er wird von Germán zum Abendessen eingeladen. Die beiden sind kurz davor aus der Küche gegangen. Das Video dazu seht ihr oben^^
"Ah, die Rolle steht Ihnen gut, mein Papá, der Komplize. Dass Sie ihn einladen, weil Sie ihn unter die Lupe nehmen wollen und nicht, dass Sie Ihrer Tochter vertrauen, ist fast nicht aufgefallen." Diesen Kommentar konnte sich Angie nicht verkneifen. Es war zwar nett, dass er León zum Abendessen eingeladen hatte, den Hintergedanken konnte man aber klar erkennen.
Germán stellte das Tablett mit dem zerbrochenen Geschirr ab und sah sie an. "Mir fällt eher etwas anderes auf. Egal, was ich auch mache, Sie sind damit nie zufrieden.", stellte er seinerseits fest. Etwas zurückhaltender und weniger neckend, korrigierte Angie. "Nein, nein, nein. Ich finde es sehr süß von Ihnen. Es ist schön zu sehen, wie Sie sich bemühen."
Sie waren sich immer näher gekommen und Germán verlor sich wieder einmal in ihren Augen. Strahlend blau, einfach schön. Genau genommen war alles an ihr schön. Er konnte es nicht leugnen, er hatte sich in die Hauslehrerin seiner Tochter verliebt. In Momenten wie diesen, die sich in letzter Zeit immer mehr häuften, war er sich sicher, dass sie auch etwas für ihn empfinden musste. So intensiv wie sie seinen Blick erwiderte.
"Und jetzt? Jetzt passiert auch nichts zwischen uns?", fragte er deshalb geradeheraus und ihm war bewusst, dass er den Moment wahrscheinlich versaut hatte. Sie stritt immer alles ab und verleugnete es. So auch dieses Mal.
"Germán, Sie verloben sich in zwei Tagen. Das ist, was passiert." Sie unterbrach den Blickkontakt und nahm das Tablett in die Hände. "Entschuldigen Sie mich." Damit drehte sie sich um und wollte langsam davonlaufen.
Er wusste nicht, was in diesem Moment in ihn gefahren war. Normalerweise ließ Germán sie gehen und blieb mit tausenden von Fragen und Gedanken stumm zurück. Nicht dieses Mal. Er griff nach ihr, legte beide Hände um ihre Taille und zog sie die wenigen Schritte, die sie gegangen war, zu sich. Sie standen so dicht beieinander, dass kaum ein Blatt zwischen sie gepasst hätte. Ihr Rücken war fest gegen seine Brust gepresst, sodass sich in Feuer durch seine Venen fraß und Germán sich sicher war, dass sie seinen laut pochenden Herzschlag spüren musste.
Angie stellte das Tablett wieder auf die Anrichte und blieb still. Er hielt sie weiterhin fest umschlungen und wusste, dass sie den Moment, die Nähe und den Körperkontakt genauso genoss wie er. Dass sie sich nun nach hinten an ihn lehnte, bestätigte es noch mehr. Es stellte sich für Germán wieder einmal die Frage, warum Angie sonst vehement alles verhinderte und abblockte, was sich zwischen ihnen anbahnte, wenn sie es doch eigentlich genauso wollte.
Nach einer kleinen Ewigkeit, in der sie schweigend dastanden und dem Atem des anderen lauschten, drehte sich Angie um, sodass sie sich anschauen konnten und ging außerdem einen kleinen Schritt zurück, um wenigstens etwas Abstand zu bekommen.
"Germán. Es geht nicht.", brachte sie leise hervor. Sie sah ihn an. Er konnte die Zuneigung ihm gegenüber in ihren Augen erkennen. Sie funkelten fast magisch und Germán musste unweigerlich lächeln. Sanft legte er seine Hand auf ihre Wange und streichelte sie vorsichtig. Angie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, dann öffnete sie sie wieder und griff nach kurzem Zögern, in dem Germán erkannte, wie viel Überwindung sie das kostete, nach seiner Hand, um sie von ihrer Wange zu lösen.
"Warum geht es nicht, Angie? Sag es mir! Es geht hier doch nicht nur um Jade. Da gibt es noch einen viel wichtigeren Grund, warum du es nicht akzeptieren willst." "Ich kann nicht. Es würde alles zerstören!" Ein Hauch von Verzweiflung schlich sich in ihre Stimme und sie war angespannt. Ihre blauen Augen waren von einer ihm unbekannten Angst getrübt. "So schlimm kann es doch nicht sein. Du kannst mir vertrauen.", versuchte er mit tröstender Stimme zu beruhigen. Wie gerne würde Germán ihr die Angst nehmen. Wie gerne würde er sie jetzt in seine starken Arme nehmen und ihr mit Gewissheit versprechen können, dass alles gut werden würde. Er konnte es schlichtweg nicht. Sie ließ ihn nicht an sich heran. Sie verriet ihm nicht, was los war.
"Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, nur eben nicht in dieser Sache. Du würdest mich hassen!" Schockiert sah er sie an. Was konnte so schlimm sein, dass sie der Meinung war, er würde sie hassen?
"Außerdem steht so schon genug zwischen uns." Sie versuchte ihre Stimme kühl klingen zu lassen. "Ich bin Ihre Angestellte und Sie wollen sich mit Jade verloben. Das ist Grund genug, Abstand zu wahren."
"Ach, siezen wir uns jetzt wieder? Hast du deine Fassade wieder schön aufgebaut?" Germán betonte das Du merklich und war aufgrund ihrer erneuten Distanz etwas verärgert. Er schluckte es jedoch wieder hinunter und fuhr mit ruhiger Stimme fort. "Angie, die Chance lass ich mir jetzt nicht nehmen." Sanft ergriff er ihre Hand und legte sie auf seine Brust, an die Stelle, an der sich sein Herz befand. Leise sprach er weiter. "Spürst du, wie schnell es schlägt? Das tut es wegen dir. Das tut es immer, wenn du in meiner Nähe bist. Ich bin mir über meine Gefühle für dich im Klaren und ich glaube, dass du sie, wenn du ganz ehrlich zu dir bist, auch erwiderst. Ich weiß nicht, was deiner Meinung nach zwischen uns steht, aber ich weiß, dass ich dir die Sorgen nehmen will und dafür sorgen, dass du deine Gefühle für mich endlich akzeptierst!"
Er ließ ihre Hand los, doch sie nahm sie nicht weg. Germán konnte spüren, dass er Angie mit seinen Worten irgendwo tief in ihr berührt hatte und sie jetzt mit sich selbst rang. Sie war wie versteinert, schaute ihm einfach nur in die Augen.
Plötzlich lächelte sie zaghaft und sofort schoss sein Blut in dreifacher Geschwindigkeit durch seinen Körper. "Das hast du schön gesagt.", flüsterte Angie, ließ ihre Hand von seiner Brust sinken, trat dafür wieder einen Schritt auf ihn zu, dass sie sich wieder ganz nahe waren und unterbrach den Augenkontakt kein einziges Mal. Ihre Augen zeigten die Liebe, die sie für ihn empfand und ausnahmsweise nicht versteckte.
Zaghaft legten sich seine Hände erneut auf ihre Wangen und er senkte seinen Kopf zu ihr herab. Freudig bemerkte er, dass sie ebenfalls näher kam, wenn auch nur sehr zögernd und endlich trafen ihre Lippen aufeinander.
Es war als würde ein gewaltiges Feuerwerk in Germáns Innerem explodieren und Lichtpunkte tanzten vor seinem inneren Auge. Ihre Lippen trafen wieder und wieder sanft aufeinander, verschmolzen förmlich miteinander.
Er legte seine Hände auf ihre Hüften und Angie schlang die Arme um seinen Hals. Germán war noch lange nicht bereit aufzuhören und strich mit seiner Zunge sanft über ihre Unterlippe. Augenblicklich gewährte sie seiner Zunge Einlass und presste sich noch fester an ihn, sofern das überhaupt möglich war.
Ihre Lippen bewegten sich in einem stetigen Rhythmus und ihre Zungen fochten einen schier endlosen Kampf aus.
Nach einer kleinen Weile lösten sie sich aufgrund des Luftmangels voneinander. Ein Lächeln umspielte nun die Lippen beider und sie blickten sich sofort wieder tief in die Augen.
Germáns Verstand war noch völlig vernebelt von dem atemberaubenden Kuss.
Angie kam als erste wieder zu sich. Nachdem sie wohl realisierte, was gerade geschehen war, veränderte sich ihr Lächeln in ein etwas verunsichertes, fast entschuldigendes. Zögerlich und mit ehrlichem Bedauern in der Stimme, ergriff sie das Wort. "Es tut mir leid, Germán. Sehr leid. Aber ich kann nicht."
Mit diesen Worten wandte sie sich, wie schon zu Beginn, langsam ab und lief zur Tür. Am Türrahmen blieb sie kurz stehen. "Der Kuss war wunderschön." Ihre Stimme klang brüchig und rau. Ob sie weinte? Angie ging nun aber weiter und ihre Schritte verklangen. Allmählich kam auch in Germán wieder Leben.
"Ja. Das war er.", stimmte er flüsternd zu, auch wenn er wusste, dass sie ihn nicht mehr hören konnte.
Eines wusste er aber. Er würde alles dafür geben, dass sich Angie ihren Gefühlen bekennen würde und dass das nicht ihr einziger Kuss bleiben würde.