Alles zu viel?

812 35 13
                                    

Angie war gerade im Castillo-Haus eingetroffen. Sie hatte, wie im Moment jeden Tag, haufenweise Arbeit bezüglich des Studios zu erledigen, doch dafür brauchte sie ihren Schwager. Und da dieser nicht an sein Handy gegangen war, wollte sie Germán nun persönlich abholen.

"Ich hatte noch keine Zeit, mit dir zu reden, aber... aber ich komme nicht mehr ins Studio zurück.", erklärte er der blonden Frau allerdings gerade. "Wie bitte?" Angie glaubte, sich verhört zu haben. "Du kommst nicht zurück, ist es meinetwegen?" Ohne eine Antwort abzuwarten, schwenkte ihr Blick zu der Frau, die neben ihrem Schwager stand und mit Sicherheit ihren Teil zu Germáns Entscheidung beitrug.

"Priscilla, wenn du glaubst, ich versuche Germán zu verführen, indem ich das Studio als Vorwand nutze, dann irrst du dich. Die Lage des Studios ist unheimlich kompliziert. Die Schüler kommen nicht mehr, weil das Studio nicht mehr in der Lage ist, ihnen den Unterricht zu bieten, der ihnen zusteht.", versuchte Angie ihr Anliegen deutlich zu machen. Natürlich war es für sie ein schöner Nebeneffekt, so viel Zeit mit Germán zu verbringen, aber Angie wollte ihn nicht für sich gewinnen. Zumindest nicht absichtlich. Das Studio stand an erster Stelle!

"Priscilla, wir brauchen Germán, er ist eine wichtige Stütze. Für Ludmila, für Violetta,..." "Tja, Ludmila ist gar nicht mehr im Studio." Angie hatte schon darauf gewartet, wann sie von Priscilla unterbrochen und zurechtgewiesen werden würde. Es war kein Geheimnis, dass die ältere Frau einen deutlichen Hass gegenüber Angie hegte.

"Aber ihren Erfolg und den Ruhm verdankt Ludmila dem Studio.", entgegnete die junge Frau augenblicklich. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Nicht bei diesem Thema! "Die Schüler müssen dringend die Möglichkeit haben, ihrem Unterricht nachzugehen. Lassen wir doch die persönlichen Probleme beiseite, wir stecken wirklich in einer komplizierten Situation!"

"Na schön, verstanden. Ich konnte ja nicht ahnen, dass alles so kompliziert ist.", räumte Priscilla schließlich ein und ergänzte mit ekelhaft zuckersüßer Stimme: "Es ist doch selbstverständlich, dass Germán helfen muss, nicht wahr, mein Liebling?" Dieser stellte sich nun glücklich neben Angie und mischte sich zum ersten Mal wieder mit in das Gespräch ein: "Das freut mich. Wie schön, dass wir uns da verstehen." "Klar, sicher doch." Angie hätte bei dieser überspielten Freundlichkeit mal wieder mit den Augen rollen können, sie hielt sich jedoch zurück. Es wunderte die blonde Frau ehrlich gesagt, dass Priscilla Germán überhaupt gehen ließ, da wollte sie nicht für neuen Streit sorgen.

Mit einem ehrlichen "Danke." verabschiedete sich Angie noch und verließ mit ihrem Schwager zusammen die Küche.



Innerlich seufzend ließ sich Angie im Lehrerzimmer des Studios auf ihren Stuhl sinken. Dass sie sich nun auch noch mit Priscilla hatte auseinandersetzten müssen. Es schien ihr wirklich keiner entgegenzukommen und sie zu verstehen. Dabei handelte sie nicht für sich sondern für das Studio. In letzter Zeit war sie wirklich für alles und jeden zuständig! Wenn sie nicht drängen und die Sache anschieben würde, würde sich niemand darum kümmern. Dieses Gefühl verstärkte sich zunehmend. Der einzige Funken Hoffnung war Germán. Er verstand die Problematik sowie den bitteren Ernst der Lage.

Die zwei legten daher auch sogleich los und schnell waren sie beim Online-Projekt angekommen und besprachen die Idee, mit Hilfe dieser Seite neue Schüler anzuwerben. Wie nicht anders zu erwarten, wurden sie jedoch, gerade wenn es einmal so gut lief, erneut am Arbeiten gehindert. Diesmal war es Gregorio, welcher wütend den Raum betrat.

"Auf keinen Fall wird es irgendwelche Ausschreibungen geben! Bei uns finden nur einmal jährlich die Prüfungen für die Immatrikulation statt. Und... und dann werden sich auch Schüler einschreiben, die es beim letzten Mal nicht geschafft haben. Und die konnten noch nicht besser werden!", machte er seinem Ärger Platz. Angie sah bereits jetzt die folgende Diskussion vor sich und wollte ihn daher erst einmal beruhigen: "Das ist doch nur eine Überlegung, Grego..."

Germangie - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt