Krank Teil 1

1.3K 52 10
                                    

Germán und Violetta saßen am Frühstückstisch. Jade war bereits seit mehreren Wochen ausgezogen, was sehr zum allgemeinen Hausfrieden beitrug und die Abschlussshow rückte auch immer weiter in die Vergangenheit.

Glücklicherweise hatte Germán sich an jenem Tag zum Bleiben entschlossen und er und Angie hatten sich daraufhin zumindest ansatzweise ausgesprochen und einstimmig beschlossen, dass ihre Beziehung auf familiärer und freundschaftlicher Ebene basierte. Sie war auch wieder zurück ins Castillo Haus gezogen, worüber sich Violetta riesig gefreut hatte. Seither verliefen die Tage recht friedlich und harmonisch, mit den normalen Alltagsproblemen. Zwischen Angie und Germán gab es außerdem weniger hitzige Diskussionen, da er seiner Tochter mehr erlaubte, auch wenn es ihm teils sichtlich schwerfiel.

Da Olga in der Küche herumhantierte und Ramallo bereits im Bürozimmer arbeitete, fehlte nur noch Angie.

"Wo bleibt sie denn? Sie lässt heute ganz schön auf sich warten.", brummte Germán. Sie hatten bereits angefangen zu frühstücken. "Ich weiß nicht. Soll ich mal nach ihr sehen?", schlug Violetta vor, doch in diesem Moment waren Schritte, welche die Treppe herunterliefen, zu hören.

Violetta fing sofort an zu reden. "Wir müssen und jetzt wirklich beeilen, Angie. Sonst kommen wir noch zu spät ins Studio!"

Germán hatte ihr auch erlaubt, das Studio wieder zu besuchen und es fühlte sich gut an, mit dem Wissen hingehen zu können, dass es keine Lüge und kein Geheimnis mehr war.

"Ich werde heute wohl nirgends hingehen.", meinte Angie, die inzwischen am Tisch stand. Beide schauten sie leicht geschockt und erstaunt an. Ihre Stimme war mehr als rau und kaum zu hören. Bei näherem Betrachten fielen einem sofort die glasigen Augen und rötlichen Wangen auf.

"Du bist krank!", sprach Germán das Unübersehbare aus. "Sag bloß. Ist mir überhaupt nicht aufgefallen!", krächzte sie sarkastisch. "Pablo habe ich bereits informiert und ich bin auch nur runter gekommen, damit ihr zwei Bescheid wisst." Kaum hatte sie das gesagt, wurde sie von einem heftigen Hustenanfall gepackt.

Violetta schaute sie mitleidig an. "Ruh dich gut aus! Ich muss jetzt los." Sie stand auf, legte Angie zum Abschied die Hand auf die Schulter und gab ihrem Vater einen schnellen Kuss. "Mach's gut, Vilu und viel Spaß." Sie winkte ihnen noch einmal zu, dann fiel die Haustür ins Schloss.

Germán erhob sich augenblicklich. "Was hast du außer dem starken Halsweh und Husten noch?" Er blickte sie an. Angie musste schwer schlucken, was ihr Hals allerdings als suboptimale Idee befand. Die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören und seine wunderschönen braunen Augen zogen sie wieder einmal sofort in ihren Bann. Es war wirklich nicht einfach, seinen Schwager zu lieben und so tun zu müssen, als gebe es diese Gefühle nicht. Wie es Germán genau ging, wusste sie nicht, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er es mittlerweile abgehakt hatte und sie nun als ganz normales Familienmitglied ansah, was sie schließlich auch war, jedoch so viel mehr für ihn sein wollte.

"Naja, leichtes Kopf- und Ohrenweh, beim Schnupfen ist es auch nur noch eine Frage der Zeit und nicht zu vergessen, ist mir abwechselnd heiß und kalt.", brachte sie hervor.

"Oje, das klingt nach einer ordentlichen Erkältung.", stellte Germán besorgt fest und trat näher. Er legte ihr die Hand auf die Stirn. Angie spürte unter dieser Berührung sofort die Funken sprühen, was allein seine Berührungen auslösen konnten, seien sie noch so unbedeutend. "Du hast etwas Fieber, aber das ist nicht weiter verwunderlich."

Angie nickte ihm zu und schlang die Arme um sich, als ein Schüttelanfall wegen der aufkommenden Kälte sie heimsuchte. Germán bemerkte das natürlich sofort und legte eine Hand auf ihren Rücken, um sie in Richtung Treppe zu schieben. "Ich bringe dich jetzt nach oben ins Bett und hole dir dann noch ein paar Decken."

So liefen sie gemeinsam in Angies Zimmer, wobei Germán sofort wieder nach unten verschwand. Angie legte sich derweil ins Bett und mummelte sich in ihre Decke ein. Dass sie sich auch so eine Erkältung zuziehen musste, wo sie doch sonst so gut wie nie krank wurde!

Sie wartete auf die wärmenden Decken, doch Germán kam und kam einfach nicht. Wer brauchte denn für so etwas so lange? Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Angie halb erfroren war und ihn das auch gleich wissen lassen wollte, öffnete sich die Tür und er trat mit mehreren Decken unter dem einen Arm und einer dampfenden Tasse in der anderen ein.

"Tut mir leid, dass du warten musstest, aber ich dachte, ein Tee würde bestimmt gut tun.", entschuldigte er sich und lächelte sie zurückhaltend an. Er stellte den Tee auf dem Nachttisch ab und begann, die Decken über sie auszubreiten. Sofort war ihr Ärger auf die Wartezeit verpufft. "Das ist aber lieb von dir!", bedankte sich Angie gerührt. "Wenn dadurch deine furchtbare Stimme wieder besser klingt, war es das wert." Germán grinste breit und die Stimmung war sofort aufgelockert.

"Idiot.", lächelte sie, begann aber erneut zu husten. Er trat neben sie und legte eine Hand sanft auf ihre erhitzte Wange. "Du ruhst dich jetzt aus und trinkst deinen Tee. Ich arbeite in der Zwischenzeit etwas und schaue später nochmal bei dir vorbei."

"Okay.", flüsterte Angie und er nahm seine Hand weg und ging. Ihr fehlte diese Berührung augenblicklich. Sie dachte daran zurück, wie sie ihn vor dem Studio geküsst hatte und wie er sie ebenfalls in der Küche geküsst hatte. Seine Lippen waren so weich und passten perfekt auf ihre. Für diesen kurzen Moment hatte sie gedacht, es würde alles gut werden, doch dann hatte er erfahren, wer sie war und ihr war seitdem klar, dass es nie wieder so weit kommen würde.

Nachdenklich trank sie von ihrem Tee.

Dabei wollte sie so gerne, dass es wieder so weit kommen würde! Sie wollte wieder und wieder von ihm geküsst werden und stellte sich noch ganz andere Dinge vor, die sie miteinander machen könnten. Ihre Wangen färbten sich bei diesem Gedanken noch eine Spur röter. Angie stellte den Tee beiseite und schloss mit einem leichten Lächeln auf den Lippen die Augen und driftete langsam ins Reich der Träume...

Als Angie ihre Augen aufschlug, blickte sie sofort in ein Paar schokoladenbrauner. Germán lächelte sie zärtlich an, was sie erwiderte. Sie spürte, dass er ihre Hand hielt und mit seinem Daumen kleine Kreise über ihren Handrücken fuhr. Er saß an der Bettkante, was auf Dauer sicherlich nicht sehr bequem war. Deshalb fragte Angie ihn: "Wie lange bist du schon hier und wie lange hab ich geschlafen?"

"Vor ungefähr einer Viertelstunde habe ich eine Pause mit der Arbeit eingelegt und seitdem sitze ich hier. Wir haben jetzt späten Nachmittag, weshalb ich Olga noch bat, dir eine Kleinigkeit zu essen zu richten, weil du allmählich bestimmt Hunger hast. Sie müsste es gleich bringen."

"Hunger habe ich eigentlich weniger.", gab Angie zu, doch sie konnte sich seine Antwort darauf schon denken. "Du musst trotzdem etwas essen! Du hattest den ganzen Tag noch nichts." Der Übereifer war deutlich aus seiner Stimme rauszuhören. Gegen diesen Sturkopf würde sie nicht ankommen, vor allem nicht in dieser Verfassung. "Na gut.", seufzte sie und Germán schien ziemlich zufrieden mit sich.

Auf einmal löste er seine Hand von ihrer. Angie war zunächst enttäuscht, doch dann legte er beide Hände um ihre Wangen und beugte sich zu ihr. Ihr Herz begann zu rasen, als er sie sanft auf die Stirn küsste. "Ich will nur, dass es dir schnell wieder gut geht.", flüsterte Germán und blickte ihr tief in die Augen.

Ihr ganzer Körper stand unter Strom und eine unglaubliche Hitze, die nichts mit ihrer Erkältung zu tun hatte, breitete sich in ihr aus. Sie waren sich immer noch verdammt nahe, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe.

Angie verlor sich komplett in seinen Augen und sah, dass seine Pupillen ebenfalls ein Stück geweitet waren. War er ebenso fasziniert oder bildete sie sich das nur ein? Wahrscheinlich schon. Germán war vollkommen erstarrt und schien außer ihr nichts mehr wahrzunehmen. Gespannt wartete Angie darauf, was nun passierte und ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie bemerkte, dass er sich wie in Trance zu ihr beugte...



Auch zu dieser Geschichte wird es einen zweiten Teil geben. :)

Ich habe mich außerdem dazu entschlossen, eine längere Geschichte zu schreiben und vor ein paar Tagen damit angefangen. Germangie - High Hopes. Wenn ihr Lust habt, würde es mich freuen, wenn ihr mal reinschaut. :D











Germangie - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt