"Würde es etwas ändern, wenn ich dir in die Augen sehe und dir sagen würde: Ich liebe dich!?"
Das war ihre letzte Chance, das wusste Angie. Er würde sonst Jade heiraten und diese würde allen, vor allem Violetta, das Leben zur Hölle machen.
Angie glaubte, in seinen Augen kurz ein Funkeln gesehen zu haben, doch es war zu schnell wieder weg, um sich sicher zu sein. Seine Augen, in denen sie jedes Mal aufs Neue versank und ihr Herz schneller schlagen ließen, musterten sie nun kühl.
"Nein. Das würde überhaupt nichts ändern.", erklärte Germán ausdruckslos. Der winzige Hoffnungsschimmer, dass sie etwas ändern könne, verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.
Sie blickte ihn ein letztes Mal an, um sich anschließend verletzt umzudrehen und zu gehen.
Doch ehe sie das Haus verlassen konnte, vernahm sie hinter sich eine wütende Stimme. "Das könnt ihr nicht wirklich machen!" Violetta stürmte die Treppe hinunter und blickte ihren Vater und ihre Tante fassungslos an.
"Was macht ihr denn? Ihr..." Angie unterbrach ihre Nichte. "Vilu, es bringt doch nichts."
Sie ignorierte den Kommentar und wandte sich nun an ihren Vater. "Papá, du kannst Angie doch nicht einfach gehen lassen!" "Lass gut sein, Vilu.", entgegnete Germán leise.
"Jetzt hör mal zu.", fuhr sie unbeirrt fort. "Angie hat dir gerade verdammt nochmal gesagt, dass sie dich liebt. Und was machst du? Vor deinen Gefühlen weglaufen, wie in letzter Zeit immer!" Sie sah ihn mit durchdringendem Blick an und erkannte einen etwas verunsicherten Blick seinerseits. Das hier musste einfach funktionieren!
"Dann ist sie eben Ángeles, dann ist sie eben meine Tante, dann ist sie eben Marías Schwester. Sie ist doch deshalb nicht plötzlich ein anderer Mensch und die Gefühle ändern sich deshalb nicht einfach. Du weißt genau so gut wie ich, dass du Angie liebst, bist aber zu feige, es zuzugeben!"
"Violetta, das ist nicht wahr.", meinte Germán nicht sehr überzeugend. "Und ob!"
Er riskierte vorsichtig einen Blick auf Angie, was er sofort bereute, als er ihren traurigen Blick sah.
"Also..", fing Violetta an, beide waren unsicher, was jetzt folgte.
"Sieh ihr in die Augen, erinnere dich an all die schönen Momente mit ihr und sag dann nochmal, dass du nichts für sie empfindest!" "Ich..." Geschockt sah Germán seine Tochter an. Das konnte sie doch nicht wirklich ernst meinen. Dazu war er nicht imstande und das wusste sie ganz genau.
"Na los! Du brauchst gar nicht weit zurückzudenken. Was war das zum Beispiel nochmal neulich vor dem Studio?"
Diese Frage gab Germán den Rest. Er blickte Angie an, versank augenblicklich in dem nicht enden wollenden Blau ihrer Augen. Sie erwiderte seinen Blick.
Die ganzen Momente, die die beiden miteinander erlebt haben, brachen auf ihn ein.
Wie er ihr einen Ring schenkte, als sie ihren verlor, weil sie ihm geholfen hatte. Wie sie zusammen im Park karamellisierte Äpfel gegessen haben. Wie er ihr seine Liebe gestand, sie ihn aber aus nun nachvollziehbarem Grund zurückwies.
Wie sie in eine Zeit später urplötzlich vor dem Studio küsste. Wie er versuchte, sie erneut küssen zu können, was ihm schließlich auch gelang. Wie seine Lippen noch den ganzen Tag von diesem unbeschreiblichen Kuss brannten. Wie sie ihm bestätigte, dass sie ebenfalls Gefühle für ihn hegte und diese nicht mehr verleugnen konnte und wie er sich sicher war, mit ihr zusammenzukommen und nach María erneut die wahre Liebe gefunden zu haben.
Als er langsam wieder zurück in die Realität kam, sah er, wie sich Tränen in Angies Augen bildeten. Sie musste ebenfalls an all das gedacht haben.
"Germán.", sagte sie mit rauer Stimme. Sie nahm nun all ihren Mut zusammen, blickte dem Mann, den sie so sehr liebte, fest in die Augen und verkündete leise aber bestimmt: "Ich weiß nicht, ob und an was du dich erinnert hast, ich hab das sehr wohl. Und wenn das hier meine letzte Chance sein sollte, will ich sie auch nutzen. Ich habe meine Gefühle so lange verleugnet und es nicht wahrhaben wollen, aber es ist nun mal so. Ich liebe dich! Ich liebe dich von ganzem Herzen!"
Germán konnte es nicht fassen. Sie hatte ihm ihre Gefühle gestanden, unwissend ob er sie erwiderte und er stand da und bekam den Mund nicht auf.
Er sah, wie ihr nun einzelne Tränen über die Wangen liefen und endlich setzte er einen Fuß vor den anderen und lief langsam auf sie zu.
Dicht vor ihr kam er zum Stehen und sie sahen sich tief in die Augen. Braun traf auf Blau.
Dann nahm Germán sie vorsichtig in die Arme und sie erwiderte die Umarmung sofort. In seinem Körper breitete eine wohlige Wärme aus.
Er löste sich etwas von ihr, um sie anschauen zu können und wischte ihr sanft die restlichen Tränen von der Wange. Angie konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. Er lächelte ebenfalls, worauf ihr Herz laut gegen die Brust klopfte.
"Angie, ich war ein Feigling, aber ich hatte einfach Angst und wusste nicht, was ich tun sollte, nachdem ich erfahren habe, wer du bist. Mir ist in diesem Moment erneut klar geworden, wie viel du mir bedeutest. Ich liebe dich!"
Angie strahlte ihn an, konnte gar nicht fassen, was er da gesagt hatte, als er sie erneut in eine innige Umarmung zog. Es fühlte sich so richtig an, sie war einfach nur glücklich.
Erneut versanken sie in den Augen des anderen. Sie waren in ihrer eigenen kleinen Welt, blendeten alles um sich herum aus. Nahmen weder Olga und Ramallo, noch Violetta, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, wahr.
Ihre Köpfe kamen sich langsam immer näher und schließlich trafen ihre Lippen aufeinander. Es war ein sanfter Kuss, voller Gefühl. Ihre Lippen bewegten sich in einem gemeinsamen Rhythmus. Sie spürten die Wärme und Nähe des anderen und verstanden auch ohne Worte, wie viel sie einander bedeuteten.
Freudig betrachtete Violetta die Szene, die sich ihr bot. Endlich hatten sie sich ihre Gefühle eingestanden und von nun an würde alles gut werden.
//Hallo :*
Ich schreibe eigentlich gar nicht so gerne, ich lese viel lieber. Mich hat dann aber doch die Lust gepackt und ich dachte, ich versuche mich mal an ein paar Oneshots. Ich weiß nicht, ob sie sonderlich gut sind, aber ich geb mein bestes. ^^