Eine Orange

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"Germán, geht's Ihnen gut?" Angie war gerade nach Hause gekommen und wollte eigentlich auch gleich in das obere Stockwerk, um nach Violetta zu schauen. Ihr Schwager, welcher mit schmerverzerrtem Gesicht, sowie einer Hand auf der Stirn auf dem Sofa saß, ließ die blonde Frau jedoch innehalten.

"Naja, ich habe einen Migräneanfall. Mir platzt gleich der Kopf.", erklärte Germán und verbarg nun das Gesicht in beiden Händen. "Ah okay, warten Sie. Ich hab bestimmt etwas gegen Kopfschmerzen dabei." Angie öffnete sofort ihre Handtasche, die sie bis eben noch getragen hatte. Kopfschmerzen waren wirklich nichts schönes!  "Mir tut nämlich auch oft der Kopf weh, deshalb nehme ich immer Schmerztabletten mit." Fragte sich nur, wo sie diese hingetan hatte...

"Ähm, irgendwo müssen sie sein. Ähh." Angie stellte ihre komplette Tasche auf den Kopf und kramte alle möglichen anderen Dinge hervor. Vor wie vielen Jahren hatte sie noch mal den Entschluss getroffen, ihre Handtasche auszumisten?

Sie sah aus dem Augenwinkel, dass ihr Germán fast schon fasziniert zuschaute, wie sie mittlerweile schon ihre halbe Handtasche entleert hatte. Die Tabletten würden vermutlich ganz unten liegen, es war wie immer! "Eine Orange. Eine Orange ist da rausgefallen.", stellte Germán sofort fest und Angie musste schmunzeln. Seine, von den Kopfschmerzen, ganz ruhige Stimme zusammen mit der männlichen Faszination für die Handtasche der Frau und deren Inhalt, ließ ihn beinahe wie ein kleines Kind auf Entdeckungstour klingen. "Das alles haben Sie in Ihrer Handtasche, Angie?"

"Naja, man weiß nie, wann man es braucht.", versuchte die Blonde ihr Durcheinander zu erklären. "Vielleicht hier drin. Ähm..." Wo waren die Schmerztabletten nur? Schon hatte sie den nächsten Gegenstand herausgezogen und blickte in ein mehr als fragendes Gesicht. "Und hin und wieder muss man eine schwierige Entscheidung treffen, deshalb die Würfel.", erläuterte sie ihm. 

"Nein, ich finde sie nicht. Sie sind bestimmt in meinem Zimmer. Also, ähm ich bring sie Ihnen gleich!", meinte Angie schließlich, als sie sich sicher war, auch das kleinste Eck durchsucht zu haben. Schnell stopfte sie alles zurück in ihre Tasche und machte sich, die Orange noch aufhebend, auf den Weg in ihr Zimmer, während hinter ihr schon wieder Jades nervtötende Stimme erklang.


Nachdem Angie ihrem Schwager eine Schmerztablette vorbeigebracht hatte, lag sie nun schon seit einigen Minuten auf ihrem Bett und laß. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis es Abendessen gab und dann würde sie sich auch Zeit für ihre Nichte nehmen. Aktuell war sie nach diesem recht stressigen Tag für die Ruhe sehr dankbar.

Im nächsten Moment -Wie sollte es auch anders sein?- klopfte es allerdings an ihrer Tür. Seufzend legte Angie ihr Buch auf den Nachttisch. "Herein."

Die Tür ging einen Spalt breit auf und als Angie die schwarzen, kurzen Haare und die schokoladenbraunen Augen sah, war sie mehr als nur ein wenig überrascht. "Germán! Was machen Sie denn hier?" Ihr Schwager rührte sich nicht von der Stelle. "Darf ich vielleicht reinkommen? Ich habe immer noch Kopfweh und jedes Mal, wenn ich mich ausruhen will und denke, es könnte besser werden, kommt Jade und will irgendwas von mir. Ich halte es nicht mehr aus!" Obwohl er ihr leid tat, konnte sich Angie ein Grinsen nicht verkneifen. "Sie flüchten also vor Jade?" Germán nickte ergeben. "Ich bin wirklich schon in jedem Raum gewesen und überallhin ist sie mir gefolgt. Ich glaube nicht, dass sie hier so schnell nachsehen wird." Noch immer leicht grinsend nickte Angie. "Dann kommen Sie schon rein!"

Germán tat augenblicklich, wie ihm geheißen, schloss die Tür leise hinter sich und ließ sich auf dem Bettende erschöpft nieder. "Vielen Dank!" Angie rutschte näher zu ihm. "Dann sind die Kopfschmerzen also noch nicht besser geworden?" Frustriert schüttelte er den Kopf. "Und das, obwohl Ihre Tablette jetzt eigentlich wirken sollte." Seine Stimme klang matt und erschöpft. Angie glaubte ihm seine Beschwerden sofort.

Germangie - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt