Kapitel 30 - "Das Einzige an das er denken konnte war Jada."

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Graham wurde abgeführt und in eine Zelle gebracht. Dort musste er einige Stunden allein verbringen, bis schließlich sein Anwalt eintraf und dieser ihm riet ein endgültiges und vollkommen ehrliches Geständnis abzulegen. „Mr. Eben, ich möchte auch ehrlich zu Ihnen sein. Es steht ganz und gar nicht gut um Sie. So wie es scheint haben Sie bisher schon, wenn auch nicht unbedingt freiwillig, einen Mord gestanden. Und es gibt genügend Beweise, dass Ihnen auch der andere Mord und die zwei schweren Körperverletzungen anzurechnen sind. Gestehen Sie und zeigen Sie Reue, dann bekommen Sie mit etwas Glück nur 25 Jahre, statt mehr." Graham hörte ihm zu und gerade als der Anwalt noch etwas beifügen wollte, sagte er: „Danke. Ich werde darüber nachdenken und Sie dann informieren. Bitte gehen Sie jetzt." Dieser schaute kurz verwirrt aber nickte dann sofort und verließ den Raum. Er konnte einfach gerade nicht daran denken ein vollwertiges Geständnis abzuliefern. In seinem Kopf war die ganze Zeit nur Jada und der Gedanke wie sehr sie ihn nun hassen musste. Auch war der Gedanke da, dass Georg bei ihr sein würde. „Hätte ich doch damals noch einige Male nachgetreten, dann hätte ich zwar noch jemanden umgebracht aber Jada wäre jetzt allein und würde um mich und unsere Beziehung trauern."

Die Gerichtsverhandlung war einige Wochen später angesetzt und der Anwalt kontaktierte Graham immer wieder aber er meldete sich nie zurück. Ansonsten kam ihn niemand besuchen. Nicht seine Eltern und auch nicht Jada. Die Tage verbrachte er damit auf seiner Pritsche zu sitzen und an die gegenüberliegende karge Wand zu starren. Am Tag der Verhandlung zog sich Graham sein besten Hemd an und achtete auch ansonsten darauf ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild zu haben. Zwei Polizeibeamte fuhren ihn zum Gericht und führten ihn in den vollen Saal. Er musste neben seinem Anwalt Platz nehmen und erhaschte einen schnellen Blick auf Jada, die in der ersten Reihe neben ihren Eltern und Georg saß. Graham versuchte die sich aufstauende Wut wie Traurigkeit aussehen zu lassen und wendete sich dem Richter zu.

Dieser eröffnete die Verhandlung und es wurden nach und nach gesammelte Beweise aufgetischt. Deshalb beschloss er seinen Plan durchzuziehen. Nach einiger Zeit wendete sich der Richter schließlich an Graham: „Mr. Eben, möchten Sie zunächst etwas sagen oder dürfen wir die Zeugen aufrufen? Ihr Anwalt hatte mir mitgeteilt, dass Sie lieber schweigen." „Oh, da hat er sie leider falsch informiert. Ich würde mich gerne äußern, euer Ehren." Dieser nickte und Graham stand auf. „Ich habe meine Worte, die ich nun an Sie alle richten möchte, versucht zu ordnen und zu strukturieren aber wo ich jetzt hier stehe, mit all diesen Gesichtern die ich kenne und die mich kennen, fällt mir das unglaublich schwer." Er machte eine kleine Pause: „Bevor ich Jada traf, war ich eher jemand, der kaum Freunde hatte und auch ansonsten recht zurückgezogen lebte. Aber durch Jada veränderte sich alles. Das schönste Mädchen der Welt redete tatsächlich mit mir und von da an lebte ich wie durch einen Schleier. Ich war unglaublich dumm und selbstsüchtig, denn ich wollte sie unbedingt nur für mich haben und als Lisa sich immer wieder dazwischen stellte, habe ich einfach nicht nachgedacht. Jada hatte so oft mir davon erzählt wie sehr Lisa sie manchmal nervte und ich nahm dies als ihren Wunsch war, dass sie sie gerne aus ihrem Leben hätte. So erfüllte ich ihr Ihren Wunsch." Tumult brach aus und der Richter hatte einige Schwierigkeiten den Saal wieder zur Ruhe kommen zu lassen. „Bitte weiter, Mr. Eben." Dieser räusperte sich und fuhr fort: „Durch meine Tat kam ich Jada so viel näher, dass mein Rauschzustand auch wesentlich stärker wurde und ich bemerkte Georg. Jada sagte nie etwas über ihn und ich wollte sie auch nicht fragen, aber sie hatte mir bereits deutliche Signale über ihre Zuneigung mir gegenüber gesendet und als ich dann hörte, dass er sie ins Kino eingeladen hatte, wurde mir augenblicklich klar, dass sie einfach nicht den Mut gehabt hatte ihm abzusagen. Dafür ist Jada einfach zu lieb. Also sah ich es in meiner Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihr Treffen an diesem Abend nicht anstand." Georg war aufgesprungen und wollte auf Graham losgehen aber drei Polizeibeamte reagierten schnell und führten ihn aus dem Saal. Ohne diese Szene großartig zu betrachten, fuhr er fort: „Nun komme ich zu Marc. Wie Sie alle sicher wissen, war Marc Jadas Freund. Während ich ab und an einmal mit ihr allein war, schaute sie oft traurig und als ich sie nach dem Grund fragte, sagte sie dass sie nie hätte richtig mit Marc abschließen können. Also entschied ich, Marc zu finden und ihn dazu zu überreden, sich noch einmal mit Jada zu treffen und mit ihr noch einmal zu reden, damit diese endlich mit ihm abschließen könne. So fuhr ich in seine Stadt und nach einiger Recherche fand ich ihn in besagter Kneipe. Allerdings hatte Marc viele Freunde bei sich und ich wollte einen Moment abpassen, indem er allein war. Dieser Moment kam schließlich, als er zur Toilette lief. Wie Sie ja bereits auf den Überwachungsbändern gesehen haben, lief ich ihm hinterher und sprach ihn an. Allerdings hatte er ziemlich viel getrunken und er schien mich nett zu finden. So lud er mich zu einer Party ein, von der er gehört hatte. Diese Party sollte an dem See stattfinden, an dem man schließlich seine Leiche entdeckt hatte. So fuhr ich mit ihm hin und fragte ihn, wo denn die ganzen Leute seien. Marc lallte nur, dass diese schon noch kommen würden und trank noch mehr Bier. Schließlich merkte ich, dass er einfach nicht in dem Zustand war, um über Jada zu reden. Also ging ich. Mir wurde erst viel zu spät bewusst, wie verantwortungslos ich da gehandelt hatte und als ich dann in den Nachrichten las was passiert war, wusste ich dass ich ein Menschenleben auf meinem Gewissen hatte. Nächtelang konnte ich nicht schlafen und es ist eine unglaubliche Erleichterung endlich jemanden davon erzählen zu können." Er machte eine Pause und Tränen strömten über ein Gesicht. Seit er vier Jahre alt war, konnte er auf Kommando weinen. „Zu meiner Gewalttat auf Melissa kann ich auch nur sagen, dass es mir unglaublich Leid tut. Ich war bei Jada allein Zuhause, da sie mit ihrer Familie über das Wochenende verreist war und ich die Pflanzen gießen wollte. Ich hab mir ziemlich viel Zeit gelassen, muss ich gestehen. Plötzlich klingelte es und Melissa stand in der Tür. Meine Mutter hatte ihr erzählt dass ich da war. Von da an ging alles rasend schnell, denn sie sagte sofort zu mir, dass ich mit ihr schlafen müsse. In Jadas Bett. Oder sie würde zur Polizei gehen und behaupten, dass ich sie vergewaltigt hätte. Dann habe ich völlig die Beherrschung verloren und habe auch sie eingeschlagen." Graham weinte noch viel mehr und sagte schlussendlich: „Alles was ich getan habe, tut mir so wahnsinnig leid aber ich habe dies alles nur aus Liebe getan." Der Richter atmete hörbar scharf und richtete seine Brille: „Sie versuchen uns also gerade zu sagen, dass Sie nur aus Liebe zu Miss Abrahams gehandelt haben?" Graham nickte heftig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er spürte die Blicke in seinem Rücken, die sich förmlich in ihm einbrannten. Er hielt extra seine Hände so, dass niemand seinen Mund sehen konnte, denn er grinste. Und dieses Grinsen konnte er unmöglich verhindern, schließlich war sein Plan optimal verlaufen.

Graham Eben wurde zu 25 Jahren Haft wegen Mordes, versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung verurteilt. Das Urteil war recht mild, da Graham große Reue gezeigt hatte. Bei guter Führung sei es sogar möglich, schon nach wenigen Jahr frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Er nahm das Urteil sehr gefasst entgegen aber das Einzige an das er denken konnte war Jada.

Addicted - Der Junge von nebenanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt