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Margaery lief lächelnd auf mich zu und schloss mich herzlich in eine Umarmung, bei der sie mich fast erdrückte. „Lealy, es tur mir so leid, dass wir beide in letzter Zeit nicht so viel Zeit hatten, zu reden. Würdest du mich ein wenig rausbegleiten, damit ich dich auf den neuesten Stand bringen kann?" Margaery grinste mich an und da konnte ich einfach nicht nein sagen. Nachdem ich fast den ganzen Tag mit Jojen draußen verbracht hatte, war ich nun zurückgekehrt, wo Margaery mich schon erwartete. Natürlich würde ich mit ihr rausgehen, denn ich hatte es wirklich sehr vermisst, mit ihr zu reden. Eine Seelenverwandte brauchte man immer, doch das hatte ich in Margaery gefunden. Zusammen traten wir ins Freie. Die Sonne ging gerade unter, sie warf ihre weinroten Schatten über die Landschaft und tauchte alles in eine wundervolle Farbe. Ich liebte diese Zeit des Tages, denn meistens war ich nun mit allen meinen Pflichten fertig und traf mich mit Jojen, der mein Leben so perfekt machte. Selbst wenn ich mit Margaery zusammen war, auch bei allen anderen Leuten, musste ich immer an ihn denken. Und an sein Geheimnis, in das er mich erst vor wenigen Monaten eingeweiht hatte. Ich hatte es natürlich immer für mich behalten, zum Glück gab es noch keine schlimmen Vorfälle deswegen. „In meinem Leben ist in den letzten Monaten total viel passiert, dass ich noch nicht einmal mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Falls du es mitbekommen hast, war ich sogar einige Wochen nicht hier in Rosengarten. Die ganze Zeit musste ich meine Gefühle und Gedanken für mich behalten, das war einfach so schrecklich und als ich wieder hier ankam, habe ich mit Großmutter gesprochen, doch das ist einfach nicht das Gleiche. Es tut mir so leid, dass ich dich so vernachlässigt habe, Laely. Du bist meine beste Freundin und es trifft mich so hart, dass ich dir so etwas angetan habe." Margaery schien wirklich total aufgelöst zu sein, es schien ihr wirklich leid zu tun, dass sie mich vernachlässigt hatte. Doch ich war mir sicher, dass nachdem sie mir alles erzählt hatte, was passiert war, dass ich ihr vergeben könnte, denn wenn ich eines wusste, dann war das, dass Margaery Sachen nicht unüberlegt tat. Margaery schloss mich in die Arme, ihre braunen, gewellten Haare, lagen auf meinen Rücken. Ich strich ihr über den Rücken, um ihr mitzuteilen, dass ich für sie da war, dass sie mir alles mitteilen konnte. Ich wusste, wie es war, wenn man dachte, dass sich die ganze Welt gegen einen verschworen hatte, das war mir so ergangen, als ich hier ganz neu in Rosengarten war und dachte, dass ich alles und jeden verloren hatte. Jojen, meine Rettung, war damals für mich da gewesen, ohne ich wäre ich heute nicht an diesem Punkt, ich hätte nicht zu mir selbst gefunden. Ich liebte ihn einfach über alles und ihm hatte ich zu verdanken, dass ich heute der Mensch war, zu dem er mich gemacht hatte. Wenn ich jetzt nur an seine perfekten braunen Augen dachte, an sein weiches, dunkelblondes Haar, dann fing mein Herz an, wie eine Maschine zu schlagen, da ich ihn, obwohl ich ihn eigentlich heute schon so lange gesehen hatte, trotzdem schon wieder vermisste. „Ich wurde verheiratet, an den Onkel des Königs, Renly Baratheon, der Bruder von Robert. Ich hatte mich eigentlich ziemlich gut mit ihm verstanden, bloß, dass er anders war als andere Männer. Er war immer nett zu mir, das war nicht das Problem, doch er war homosexuell, und mit meinem Bruder Loras zusammen. Ich hatte nichts dagegen, doch auf Dauer könnte das schon zu Problemen führen. Doch dann passierte eines Tages etwas schlimmes-", sie fing an, zu schluchzen, und sich die Hand vor den Mund zu halten, ihr Körper fing leicht an zu beben, so sehr zitterte sie. „Renly Baratheon, mein Ehemann wurde einfach getötet und zwar von seinem Bruder, Stannis Baratheon. Der eine Bruder des ehemaligen Königs hatte einfach seinen Bruder umgebracht, Joffreys Onkel wurde ermordet. Nun wird Stannis in Königsmund einfallen, da er der Meinung ist, der rechtmäßige Erbe des eisernen Throns zu sein. Nun ist da das große Chaos ausgebrochen, man braucht eine Armee, da Stannis so viele Männer hat. Es ist einfach grausam, Loras meint, dass er ebenfalls mit unseren Männern kämpfen wird, er hat sich mit Tywin Lennister abgesprochen. Das heißt, uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um nach Königsmund zu kommen. Lealy, es wird Krieg herrschen! Es kann sogar sein, dass wir noch heute aufbrechen! Ich musste es dir sagen, dass du wenigstens noch Zeit hast, dich von allen zu verabschieden!" „Moment mal", unterbrach ich sie, „heißt das, Jojen kommt nicht mit?" Es bildete sich ein Knoten in meinem Magen, der voller Angst vor ihrer Antwort war. Ich konnte ihn nicht verlassen, das war mir gar nicht möglich. „Lealy, ich musste dafür kämpfen, dass du und dein Schattenwolf mitdürfen. Ich habe alles versucht, doch er kann nicht mit. Du wirst es auch einige Zeit ohne ihn schaffen, du bist so stark!" Das war jetzt nicht ernst gemeint oder? Ich sollte alleine, ohne Jojen, durch halb Westeros reisen, auf eine Reise, von der ich noch nicht einmal wusste, ob ich sie überleben würde? Das konnte doch nur ein großer Scherz sein. Bestimmt würde Margaery gleich anfangen, zu lachen und sagen, dass er natürlich mitdurfte. Doch das tat sie nicht, ihrer ernsten Miene konnte ich ansehen, wie ernst sie es meinte. Ich fing an, wie Espenlaub zu zittern, konnte mich kaum auf den Beinen halten. „Wann genau, Margaery? Wann genau?" Ich musste mich beherrschen, die Kontrolle behalten. Sie warf einen Blick auf den Hof, auf dem die Soldaten alles bewachten, doch sie wirkten angespannt, als würden sie auf einen Befehl warten. „Gleich, sie scheinen alle nur auf den Befehl zu warten", sprach sie das aus, was ich vermutete. Panisch riss ich die Augen auf und rannte los. Ich rannte zu Jojen, um mich von ihm zu verabschieden. Eigentlich müsste ich es schaffen, mich zu verstecken, damit ich bei ihm bleiben könnte. Ich konnte ihn einfach nicht verlassen, das war mir unmöglich. Ich liebte ihn dafür zu sehr.

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt