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Ich schlief die ganze Nacht ziemlich ruhig, da ich an Jojens Seite war. Seit wir uns kannten, konnten wir das erste mal die Nacht zusammen verbringen, denn wenn wir Menschen waren, dann durften wir das nicht. Ich hasste die Regeln deswegen so sehr. Doch jetzt konnte ich mich an ihn kuscheln und jeder dachte, dass er nur mein Schattenwolf war, den ich lieb hatte. An Winter kuschelte ich mich auch immer, deswegen fiel das hier niemandem auf. Schon vor dem Morgengrauen wurden wir geweckt, da wir so viel Zeit wie nötig nutzen mussten, um so schnell wie möglich Königsmund zu erreichen. Wir konnten nur hoffen, dass Stannis' Schiffe auf der See nicht so weit vorankamen und dass der Wind nicht mit ihnen war. Denn falls wir zu spät kommen würden, wollte ich nicht wissen, was das denn für ein Desaster werden würde. „Miss Schnee. Kommen Sie, wir sind bereit, weiterzureisen, bevor Loras Tyrell noch böse wird, da wir nicht auf ihn hören." Verschlafen rieb ich mir meine Augen und gähnte. Obwohl ich nur ganz kurz geschlafen hatte, war ich dennoch viel weniger müde als sonst, denn es hielten mich nicht meine Sehnsüchte nach Jojen wach, da er schließlich die ganze Nacht neben mir gelegen hatte. Immer wenn ich ein Auge geöffnet hatte, sah ich, dass er auch war. Hatte er denn diese Nacht überhaupt ein Auge zugetan? Ich hatte mich regelrecht beobachtet gefühlt, doch Jojoen ließ ich das sogar durchgehen, aber nur weil er er war. Müde aß ich ein bisschen was und gab Jojen etwas ab. „Na, bereit für den zweiten Tag unserer Reise? Ich habe keine Lust, dass mir dieser Typ von gestern wieder mein Ohr abkaut, was denkst du, wird er mich heute in Ruhe lassen?" Jojen schnappte sich das Stück Fleisch, das ich in der Sekunde, in der ich mit ihm sprach natürlich nicht bewachte und genoss es. Obwohl er ein cremefarbener Schattenolf war, zeigte er seine Charaktereigenschaften dennoch ziemlich gut. Er war genau so frech wie der wahre Jojen. Nun kam er ganz nah zu mir und fing mir wieder an, in aller Seelenruhe über die Wange zu lecken. Seine Zunge war ganz rau und ich hatte das Gefühl, dass seine Zunge einen Kilometer lang war und anschließend war mein ganzes Gesicht nass. Na super! Wie sehr ich es doch vermisste, ihn richtig zu küssen. Jojen warf dem Typen von gestern von unserem Platz aus einen Blick zu und fing dann an, zu knurren. Ich sah schon, er würde es nicht so weit kommen lassen, dass er mich noch einmal volltextete.

Wir ritten wieder stundenlang, es war, wie schon gedacht, einfach nur öde. Die Wälder, durch die wir ritten, sahen einfach nur alle komplett gleich aus. Ich fand kein einziges Merkmal, an dem ich sie hätte unterscheiden können, es waren alle nur trockene Wege, die geradeaus führten. Ich merkte, dass die Stimmung schon nicht mehr ganz so locker wie gestern war, die meisten Gespräche, die gestern noch stattgefunden hatten, fanden einfach nicht mehr statt und die anderen waren einfach nur eintönig. Es machte gar keine Lust, ihnen zuzuören. Normalerweise konnte man sich so wenigstens einige Zeit über die Langweilige vetreiben, da man Informationen herausfand, die man vorher nicht wusste, doch die Themen, die heute angeschlagen wurden, waren teilweise so grenzwertig, dass ich mich fragte, ob man sie nicht lieber zensieren sollte. Deswegen sah ich Jojen einfach in die Augen, da ich mir sicher war, dass er ebenfalls so gelangweilt war. Er sah mich an und ich starrte zurück, bis er schließlich die Zunge herausstreckte und anfing, in die Luft zu schlecken, wie er es bei mir immer tat. Schnell sah ich mit klopfendem Herzen hinter mich und um mich herum, um mich jemand gesehen hatte, doch zum Glück nicht, das wäre nämlich sonst peinlich geworden. 'Ich liebe dich auch', formte ich mit meinen Lippen und wenn man sagen konnte, dass Tiere strahlen, dann tat das Jojen gerade, dann würde ich sagen, dass er wie ein Honigkuchenpferd grinste. Mein Herzschlag beschleunigte sich, während mir mal wieder bewusst wurde, was das für eine Gabe war, die Jojen besaß. Ohne sie hätten wir das alles vergessen können und ich wäre nun ganz allein, wobei, dann wäre dieser Ohrabkauer an meiner Seite. Jojen und ich sahen uns die ganze nächsten Stunden einfach nur verliebt in die Augen und ich wusste, dass das ziemlich verrückt aussehen musste, wie ich da meinen cremefarbenen Schattenwolf anschmachtete. Doch nichts ging über Jojen, sein perfektes Aussehen, seinen Humor, seine Treue, sein Verständnis und einfach, dass er mein war. Ich hatte ein Gefühl, das man mit Herzflimmern vergleichen konnte, nämlich, wenn das Herz eine ganz ungewöhnliche Frequenz hatte. Was ich alles schon wegen ihm hatte, das konnte ich schon gar nicht mehr zählen, doch das Gefühl der Verliebtheit und der bedingungslosen Liebe, die zwischen uns herrschte, konnte niemand übetrumpfen, nichts und niemand. Es würde für mich im Leben niemals einen Grund, ihn nicht mehr zu lieben. Man konnte sagen, dass wir beide Seelenverwandt waren, ja das waren wir. „Guten Tag." Ich zügelte meinen Schimmel, wie auch all die anderen um mich herum. Wir alle starrten die paar Männer vor uns auf ihren Pferden an, da wir eigentlich nicht damit gerechnet hatten, irgendjemandem über den Weg zu laufen. Sie musterten uns, während sie woh zu überlegen schienen, was sie von uns halten sollten. Wenn ich ehrlich war, einen besonders freundlichen Eindruck machten sie auf mich nicht gerade. Es waren alles Männer, bewaffnet mit hauptsächlich Schwertern. Einer der Männer warf mir einen Blick zu, bei dem mir das Blut in den Adern gefror. Ich wollte nicht wissen, welche Gedanken er gerade hatte und Jojen machte sich wohl auch sorgen, denn ich hörte, wie er anfing, zu knurren und ich sah, wie sich sein Fell sträubte. Zu wissen, dass er hier bei mir war, gab mir ein Gefühl der Sicherheit. „Guten Tag. Sie sind wohl auf der Durchreise, deswegen würde ich Sie bitten, uns einen Tag die Ehre zu erweisen, unsere Gäste zu sein." Dem Blick des Mannes sah ich an, dass er das vollkommen ernst meinte, er hatte zusätzlich seinen Handgriff um sein Schwert gelegt. Mein Herz fing schnell an, zu klopfen, während ich meine Hand in Jojens Fell krallte. Was würden wir denn nun tun?

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt