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„Lealy Schnee wird hiermit angeklagt, Joffrey Baratheon Gift untergemischt zu haben und ihn somit an seiner Hochzeit getötet zu haben. Gibt es irgendwelche Einsprüche? Irgendwelche Personen, die das Gegenteil bezeugen können?" Ich stand zitternd und mit einem Knoten in der Brust im Thronsaal, um mich all die Leute versammelt und wartete auf mein wohl kaum vermeidbares Todesurteil. Jeder sah mich als Königsmörderin an, niemand hätte eine Chance, mich zu verteidigen, denn niemand würde auf sie hören. Es war alles verloren, ich würde sterben. Jojen für immer verlassen müssen. „Einspruch!" Jojens Stimme hallte trotz seiner Angst glasklar durch den Saal. „Mylady Schnee war den gesamten Hochzeitstag über an meiner Seite, ich hatte sie ständig im Blick. Sie hatte keinen Kontakt zu Außenpersonen. Sansa Stark kann es bezeugen." Alle Augen richteten sich auf die leichenblasse Sansa, die nervös mit ihren Fingern an ihrem Kleid nestelte. „Was Mylord Reed sagt, entspricht der Wahrheit. Mylady Schnee hatte keinen Kontakt zu irgendeiner Person, mit der sie die Ermordung hätte planen können." „Das muss auch nicht direkt an dem Tag gewesen sein. Schließlich hatte sie in der Zeit, in der der Krieg zwischen Königsmund und Stannis' Armee herrschte, genug Zeit, um ihre Pläne auszutüfteln und Verbündete außerhalb zu suchen", mischte sich ein Mann der Königsgarde ein, den ich bisher noch nicht kannte. Spätestens jetzt war er mein Todfeind. Ich musste wohl auf die Gnade von Tommen Baratheon, dem neuen König, Joffreys kleinen Bruder, bauen. Meine ganzen Anstrengungen galten, ihn zu überzeugen und dazu musste ich einen kühlen Kopf behalten und durfte mich nicht von der Panik zerfressen lassen. Irgendjemand musste sich doch bestimmt für mich einsetzen, einfach nur ein paar gute Argumente raushauen und schon würde es mir ein wenig besser gehen. Denn der König war schließlich auch nicht dumm. Er dachte bei der ganzen Sache mit und wenn jemand bezeugen konnte, dass ich unschuldig war, würde er das bei seinem Urteil sicherlich auch im Hinterkopf behalten. Ich musste nur aufpassen, dass niemand etwas gegen mich sagen würde, gegen das ich kein Gegenargument hätte, denn dann wäre ich so gut wie verloren. „Lealy war die gesamte Zeit des Angriffs im Bunker, bei den anderen Frauen und Kindern. Sie saß die ganze Zeit neben mir. Wir hatten keine Möglichkeit, Kontakt mit der Außenwelt zu haben oder selbst nach draußen zu gehen. Sie war die gesamte Zeit nur in Gedanken über ihren Freund Jojen Reed, da er in der Schlacht war. Sie ist unschuldig, das schwöre ich bei meinem Leben." Lea hatte sich erhoben und für mich eingesetzt. Ich sah ihr an, dass sie total nervös war, wegen so einer wichtigen Sache vor dem König auszusagen, doch sie hatte es total gut gemacht und sie hatte ihre Überzeugung rübergebracht. Ich würde ihr als neutrale Person auf jeden Fall glauben. „Als der Kampf mit Stannis zu Ende war hatte sie noch immer genug Zeit, diese Sachen zu organisieren", mischte sich schon wieder der Mann von gerade eben ein. Konnte ihm nicht mal irgendjemand den Mund stopfen? Ich warf Jojen einen panischen Blick zu, doch er sah mich voller Zuversicht und Liebe an, was mich ein wenig beruhigte. Ich liebte ihn einfach so sehr. „Die Zeit nach dem Krieg war sie erst einmal ohnmächtig, etwas hatte sie sehr mitgenommen, weswegen sie auch in Ohnmacht lag. Die Zeit danach wurde sie ständig beobachtet, dass ihr nichts geschehen würde. Sie hat also ein Alibi, niemand kann etwas dagegen sagen. Lealy Schnee ist unschuldig!" Jojen sprach mit einer solchen Überzeugung, dass ich anfing zu zittern. Er hatte mir gesagt, dass er alles tun würde, um mich zu retten, er meinte, dass bevor sie mich töten würden, er sich als heimlicher Mörder ausgeben würde, nur, damit ich verschont werden würde. Diese bedingunglose Liebe hatte ich nicht verdient. Er war viel zu gut für mich. „Kann jemand außer Lea bezeugen, dass Lealy auch wirklich in diesem Bunker war?" Der Mann hatte nun ein triumphierendes Lächeln aufgesetzt, als hätte er mit dieser Aussage gewonnen und ich würde nun endlich beseitigr werden. Doch bevor ich mir auch nur überhaupt Gedanken über mögliche Aussagen von Personen machen konnte, ergriff wieder Lea das Wort. „Ja, das kann jemand bezeugen. Margaery aus dem Hause Tyrell befand sich die gesamte des Zeit des Aufenhalts von Stannis Baratheon in Königsmund bei uns im Bunker und hatte Lealy in ihrem Blickfeld gehabt. Ihr werden Sie wohl Glauben schenken, sie kann es bezeugen!" Alle starrten nun Margaery an, auf deren Hals sich rote Flecken bildeten, wohl, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass die Sprache heute noch auf sie kommen würde. „Stimmt das?", wandte sich nun König Tommen an sie. Margaery blieb stumm. Stumm wie ein Fisch und gab keinen Mucks von sich. Wieso sagte sie denn nichts? Sie war meine Freundin und das war gerade die Chance, mein Leben zu retten. Sie musste nur ein Wort sagen, einen winzigen Laut von sich geben und das wäre das Los  für meine Freiheit. Warum tat sie denn nichts, verdammt nochmal?! „Margaery, weißt du irgendetwas, dass du uns mitteilen möchtest? War Lealy beim Kampf wegen Stannis in deiner Nähe gewesen?" Tommens Stimme war mittlerweile ziemlich drängend, doch auch so erreichte er nichts bei ihr. Ich sah sie flehentlich an, doch sie drehte ihren Kopf in eine andere Richtung und blockte mich ab. „Wenn sie nicht antwortet, müssen wir diesen Beweis als nichtig ansehen. Wenn nun alle vorgesprochen hätten, kommen wir zu einer Entscheidung ..." „Euer Gnaden!", unterbrach jemand den König, „ich kann es bezeugen. Ich befand mich ebenfalls die gesamte Zeit mit den anderen im Bunker, auch bei Lealy, auf Anordnung von König Joffrey. Ich schwöre, dass meine Worte der Wahrheit entsprechen. Lealy Schnee ist unschuldig." Sansa Stark hatte sich für mich eingesetzt. Sansa hatte mir gerade wahrscheinlich das Leben gerettet. Jetzt konnte ich nur noch auf Tommens Entscheidung hoffen. Panisch starrte ich Jojen an, während es still im Raum war. Ich war angespannt, so angespannt, wie schon lange nicht mehr. 'Ich liebe dich', formte Jojen mit seinem Mund. Es half mir wenigstens ein bisschen, meine Angst in den Griff zu kriegen. Alles würde gut werden. „Die Entscheidung ist gefallen." Der König stand vom Eisernen Thron auf, schritt einige Meter nach vorne. Die Krone auf seinem Haupt verlieh seiner Macht ganzen Ausdruck. „Lealy Schnee wird begnadigt. Die Todesanklage wird hiermit fallen gelassen."

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt