Wir wurden im Schwertkampf unterrichtet, damit wir alle für den Ernstfall gewappnet waren. Endlich traute es mir mal jemand zu, mich selbst zu verteidigen. Jojen vertraute mir zwar auch, aber dennoch dachte er, dass er, da er mein Freund war, für mich sorgen musste und mich in allen Situationen beschützen musste. Das war total süß von ihm und ich war froh, dass er mich beschützte, doch wenn einer von Stannis' Armee in die Burg einbrechen würde, müsste ich lernen, mit dem Schwert umzugehen, damit meine Wenigkeit nicht aufgespießt wurde wie ein Spanferkel. Wir hatten uns draußen am Hafen versammmelt, Jojen, ich und Lea, uns gebenüber Syrio Forel aus Braavo. Wir standen ihm gegenüber, das Schwert bereit in der Hand. Ich war schon total aufgeregt. „Gut, fangen wir mit der ersten Lektion an", er zeigte auf Jojen. „Du, greif Miss Schnee an!" „Aber ... Aber", fing Jojen an zu stammeln und er wedelte vor sich mit seinem Schwert umher. Ich konnte seinem käsebleichen Gesicht ansehen, wie sehr er es verabscheute, mich anzugreifen, obwohl er wusste, dass das alles nur eine Übung war. Er hatte Angst, mich zu verletzen, das hatte er mir eines Tages gestanden. Er sagte mir, dass er nicht leben könnte, wenn mir etwas geschehen würde. Mir erging es genau so, ohne ihn wäre mein Leben nicht mehr lebenswert. Doch er musste es tun, um sich zu schützen. Wie egoistisch wäre ich, wenn ich ihn bitten würde, es nicht zu tun, er somit keinen Schwertkampf lernen würde und im Ernstfall dann verletzt werden würde? „Es ist okay", teilte ich ihm mit und lächelte ihm aufmunternd zu. Jojen fixierte sich auf mich, seine Augen schienen meine durchbohren zu wollen, um sicherzugehen, dass ich das wirklich wollte. Ich liebe diesen Jungen so sehr. Er ist einfach zu einfühlsam, jemand perfekteren als ihn konnte es gar nicht geben. Jojen nickte mir kurz lächelnd zu, was mich erröten ließ und stürzte dann auf Lea, um sie anzugreifen. Diese parierte seinen Schlag allerdings perfekt, sodass Jojen ins Straucheln geriet, was sie dazu ausnutze, um ihm die Spitze des Schwertes an die Brust zu halten. Triumphierend ließ Lea ihr Schwert wieder senken. „Sehr gut gemacht, wirklich ausgezeichnet. Nun greifen Sie aber wirklich Lealy an, Jojen!" Ich nickte Lea lächelnd zu, um ihr meine Anerkennung zuteil kommen zu lassen. Sie könnte wirklich gut mit dem Schwert umgehen, vielleicht konnte sie mir darin ein wenig Nachhilfe geben. „Achtung, Lealy, Jojen greift an", rief sie mir zu. Erst stutzend verstand ich nicht, was sie meinte. Doch als ich es dann verstanden hatte, wirbelte ich blitzschnell herum. Jojen stand mir gegenüber und hatte grinsend das Schwert über mir gehalten. Ich holte aus, um mein Schwert gegen seines zu schlagen, was uns beide dazu führte, dass wir abwechselnd nach vorne und hinten tänzelten und unsere Schwerter klirrend gegeneinander schlugen. Meine linke Hand hatte ich auf meinen Rücken gelegt, damit ich mit meinen Arm gut genug ausholen konnte. Jojen und ich waren ziemlich ausgeglichen, was unsere Fähigkeiten anging, mal schaffte er es fast, mir das Schwert aus der Hand zu schlagen, mal schaffte ich es fast. Wir waren dabei allerdings ziemlich sanft, keiner von uns beiden wollte den anderen verletzen und außerdem waren wir eher damit beschäftigt, uns in die Augen zu sehen, als uns auf die Bewegungen der Schwerter zu konzentrieren. Wie konnte man dem Blick dieser braunen Augen denn entgehen? Ich würde niemals gegen ihn eine Schlacht gewinnen können, da seine mächtigste Waffe seine Augen waren. Ich trat ein paar Schitte rückwärts, geriet ins Straucheln und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Doch anschließend stolperte ich über einen Stein, was mein Gleichgewicht völlig durcheinanderbrachte. Bevor ich allerdings auf dem Boden landete, fing Jojen mich auf, er schlung seinen Arm um meine Hüfte und verharrte in dieser Position. Ich spürte seinen warmer Atem auf meinem Gesicht, hörte, wie er zitterte, nervös, da er mir so nahe war. Genau so wie ich. „Pass bitte auf", lachte ich, da er die Klinge seines Schwertes vor lauter Zittern in Richtung meines Gesichtes bewegt hatte. „Oh sorry." Schnell zog er es wieder weg und steckte es zurück in die Scheide. Nun war es wenigstens aus dem Weg, eine Gefahr weniger. Jojen legte mir seine Hand unter mein Kinn, um meinem Kopf anzuheben, genau auf die Höhe, dass ich ihm auf seine perfekten Lippen starren musste. Mein Herz fing wieder an, in meiner Brust zu schlagen, so schnell wie es kaum möglich war. Er faszinierte mich zu sehr, so sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor, zum Glück hielt er mich. „Na, küss sie doch endlich, Jojen! Die arme Lealy bekommt noch einen Herzinfarkt wegen dir!" Lea, bitte sei ruhig, das ist so peinlich! Ich wat rot wie ein Krebs im Gesicht, als er Leas Wunsch, der insgeheim auch meiner war, natürlich, erfüllte. Es sprühten Funken von seinen Lippen, die sich wie Magnete zu meinen Lippen zogen. Es war, als hätte man unsere Lippen zusammengekleppt, sie passten wie zwei perfekte Puzzleteile zusammen. Lea fing an, zu klatschen und Syrio Forel fing an, sich zu räuspern, wohl wollte er, dass wir aufhörten uns zu küssen. Doch das konnte er vergessen, wir hatten doch gerade erst angefangen, was erwartete er von uns? Wir waren zwar schon ein paar Jahre zusammen, doch noch so verliebt wie am ersten Tag und deswegen konnte man uns nicht trennen, wenn wir erst einmal dabei waren, uns zu küssen. Meiner Meinung nach taten wir das sowieso viel zu selten, okay, für mich konnte es auch nie oft genug sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag wären vielleicht genug. „Ich habe gewonnen", lachte Jojen. Schnell zückte ich mein Schwert und stieß mit meinem klirrend auf seines, was ihn ein paar Meter zurücktaumeln ließ. Doch ich hielt ihn fest. „Ich schätze eher unentschieden", lachte ich. „Sie haben alle sehr viele Fortschritte für heute gemacht. In den nächsten Wochen werden Sie ihre Fähigkeiten noch ausbauen, damit alle in der Schlacht Ihnen unterliegen." Ich wollte einfach nur Frieden. Das schlimmste war, dass man nicht wusste, wann Stannis ankam. Die Schlacht stand unmittelbar bevor.
DU LIEST GERADE
Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)
FantasyLealy Schnee ist ein Bastard, der in Winterfell lebt, bis sie, zusammen mit dem verpönten Jungen Jojen Reed, nach Rosengarten verfrachtet wird. In Rosengarten sind alle in voller Aufruhr wegen einer bevorstehenden Hochzeit, die in die Geschichte ein...