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Winter hatte sich in meinem Gemach auf mein Bett gelegt und war dort, mit meinem Geruch in der Nase, eingeschlafen. Als ich in ihrem Körper erwachte, war ich erst einmal ziemlich verwirrt und musste mich ordnen, damit mir einfiel, was alles passiert war. Genau, ich wurde von Margaery mittels eines Beweises bezichtigt, Joffrey Baratheon auf seiner Hochzeit getötet zu haben. Jetzt war ich panisch aus meinem Körper geflüchtet, um der Situation zu entkommen. Sie würden doch sicherlich trotzdem nach mir suchen, deswegen war es am sichersten, dass ich die Türe verschließen würde. Sie durften mich nicht fangen, denn, was dann passieren würde, wollte ich gar nicht wissen. Ich hatte solche Angst. Schnell schüttelte ich mein Fell und tapste aus dem Bett bis zur Tür, die ich dann mit meiner Schulter zudrückte. Es war ziemlich schwierig, obwohl ich eigentlich kräftig war, doch auch die Angst schien ihren Tribut zu fordern. Als ich es dann doch geschafft hatte, war ich völlig außer Atem, mein Fell stieg mir zu Berge und meine Zunge hing aus meinem Maul heraus, wodurch ich mir fast einen abhechelte. Die Panik wurde nun immer größer. Was wäre, wenn sie mich finden würden? Hätte ich überhaupt noch einmal die Chance, einen Gerichtsprozess zu bekommen oder würden sie mich direkt töten? Hätte ich überhaupt noch die Gelegenheit, mich von Jojen zu verabschieden? Ich musste das tun, ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass er weiterleben muss, ohne mir Ade sagen zu können. Ich war unschuldig, warum glaubte mir das denn niemand? Warum legte jemand so großen Wert darauf, dass ich unbedingt als die Königsmörderin dastehen würde, das alles  musste doch viele Gedanken und viel Zeit beanspruchen? Und warum hatte Margaery mich verraten, sie war doch meinen Freundin? Die blanke Panik zerfraß mich fast, es hatte sich ein Knoten in meiner Brust gebildet, der sich von Minute zu Minute weiter zuschnürte und durch den ich kaum noch Luft bekam. Es war, als hätte man Teile eines Eisberges abgeklopft und mir in den Körper gepflanzt, die Kälte war nämlich so grausam, dass ich zitterte wie Espenlaub un die Schmerzen würden von den spitzen Kanten des Eisberges kommen, die sich in meine Nerven bohrten. „Mach auf! Lealy, ich weiß, dass du da drin bist! Schnell, beeile dich, bevor die anderen mir auf die Spur kommen und mich verfolgen! Bitte, ich liebe dich!" Jojen! Es war tatsächlich Jojen, der da vor meiner Tür stand und verzweifelt an sie klopfte. Ich hatte auf einmal einen riesigen Kloß in meinem Hals, als müsste ich weinen, doch das ging natürlich nicht, während ich ein Wolf war. Stattdessen brannten meine Augenhöhlen wie Feuer, um das Wettzumachen, was nicht funktionierte. War das eine Falle? Hatten sie Jojen geschnappt und ihm befohlen, das zu sagen, damit ich ihm öffnen würde und sie mich schnappen könnten? Doch Jojen würde das sicherlich niemals tun und außerdem wusste außer ihm niemand, dass ich ein Warg war und somit meinen bewusstlosen Körper verlassen konnte. Ich beschloss, dass ich das Risiko einging, ich musste Jojen schließlich sehen, ich liebte ihn über alles auf der Welt. Also schob ich meine cremefarbene Schnauze mit der schwarzen Haut unter den Riegel und schob ihn nach oben, weiter musste ich gar  nichts machen, denn Jojen half nach, schob die Tür auf, zwängte sich in mein Gemach und schloss die Tür so schnell es ging hinter ihm. Er ließ sich schweißüberströmt auf dem Boden nieder und sah zu mir auf. Mein erster Reflex war, dass ich auf ihn zustürmte und ihm über sein Gesicht schleckte. Er klammerte sich an mich, die Arme hatte er um meinem Hals geschlossen und den Kopf in meinem Fell vergraben. „Wir bleiben hier, niemand wird auf die Idee kommen, hier zu suchen! Wir verstecken uns und ich verspreche dir, ich werde eine Möglichkeit finden, dich zu retten, koste es, was es wolle, auch mein Leben würde ich für dich opfern! Du könntest auch in meinen Körper gehen und ich würde dann in Winter wargen, das würde ich für dich tun, Lealy. ich habe zwar noch nie in einen Menschen gewargt, doch es muss auch möglich sein, hauptsache du kannst überleben. Ich liebe dich über alles auf der Welt!" Ich lief mit ihm neben mir auf mein Bett zu und ließ mich in ihm nieder, wo ich ihm bedeutete, sich auch niederzulassen. Aneinandergekuschelt raste mein Herz voller Angst, aber auch voller Liebe zu Jojen. Meine Nase hatte ich auf sein Haar gelegt, um so seinen Duft zu riechen, den ich als Schattenwolf sehr gut wahrnehmen konnte. Er half mir, mich zu beruhigen, dass ich nicht vollkommen durchdrehte. Eigentlich steckte ich ja nr voller Todesangst, mein ganzer Körper war wie gelähmt, die Übelkeit hatte sich immer weiter ausgedehnt und alles schmerzte schon. Einzig und allein seine Anwesenheit war das, was mich im Moment noch beschäftigte. Er hielt mich lebendig, für ihn machte es einen Sinn, wenigstens noch ein paar Stunden zu leben. Wäre ich alleine, ich hätte meinem Leiden höchstwahrscheinlich ein Ende gesetzt, doch ihm konnte ich das nicht antun. Er liebte mich und ich wusste schon nicht, wie er das durchstehen sollte, wenn sie mich getötet hatten, da musste ich wenisgtens jetzt für ihn da sein. Obwohl er eher für mich da war. Ich musste ihm sagen, dass ich ihn liebte und immer an ihn denken würde, dass ich dort, wo ich hinkommen würde, immer an ihn denken würde und auf ihn hinuntersehen werde und für ihn da sein würde. Immer und ewig. Doch ich konnte nicht sprechen, all das würde unausgesprochen bleiben, da konnte ich nur beten, dass er sich das wenigstens denken konnte, mit Hilfe der Liebe, die ich zu übermitteln versuchte. Ich hatte mich so dicht an ihn gepresst, dass ich ihn fast aus dem Bett schmiss, doch ich brauchte diese Nähe, ich brauchte ihn hier bei mir, bevor ich starb, musste ich bei ihm sein. Ich hob meine Schnauze an und schleckte ihm über sein Gesicht, legte all meine Gefühle, die Liebe und den Schmerz des Verlustes hinein. „Ich habe alles verstanden, Lealy! Ich werde dich nie vergessen, niemals! Du bist das Wichtigste in meinem Leben! Ich liebe dich, meine Sonne, mein Mond und all meine Sterne!"

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt