Wir ritten stundenlang in der Dunkelheit, so lange, dass ich vor Müdigkeit fast von meinem Schimmel fiel und ich meine Beine nicht mehr spürte. Mir wurde ganz schwindelig, da ich es nicht gewohnt war, so lange zu reiten. Den Leuten um mich schien das alles hier ziemlich egal zu sein. Sie tratschen alle miteinander, über irgendwelch belangloses Zeug, also hörte ich da einfach nicht mehr zu. Jojen konnte ich in der Dunkelheit nicht erblicken, da es zu dunkel war. Ich hörte lediglich seine Schritte, die über den Boden hallten und dies gab mir das Nötige, was ich brauchte, um durchzuhalten. Er war bei mir und selbst, wenn er nicht sprechen konnte, war er mit vollem Verstand hier bei mir. Mein Herz klopfte wie verrückt, durch seine Anwesenheit, da ich einfach so überglücklich war, dass er doch noch mitkommen konnte. „Guten Tag, Mylady. Darf ich Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten?" Ich drehte den Kopf nach links, um zu sehen, wer mich da angesprochen hatte. Durch den Fackelschein konnte ich nur ein paar Umrisse erkennen, braunes Pferd, großer, schlanker Kerl mit blonden Haaren. Wenn ich schon nichts zu tun hatte, kam mir das gerade sehr gelegen, bevor ich vor Langeweile noch vom Pferd fiel. „Sicher, Mylord." „Man hört sehr viel über Sie, dass Sie schon sehr viel in Ihren jungen Jahren durchgemacht haben. Ich bewundere Sie dafür, dass Sie immer so stark waren. Ich kannte ihren Vater, wie sie ihn nannten, Eddard Stark, zwar nicht sehr gut, aber dennoch gut genug, um mir ein Urteil über ihn bilden zu können. Und das, was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass er kein Königsmörder und kein Verräter war. Dieser Mann war der anständigste überhaupt in Westeros. Ich muss Ihnen meine große Anteilnahme ausprechen." Es tat sehr gut, zu wissen, dass es wenigstens noch ein paar Leute in Westeros gab, die wussten, dass Ned kein Verräter war und zu Unrecht enthauptet wurde. „Ich danke Ihnen. Lassen Sie das aber lieber in Königsmund keinen wissen, König Joffrey ist auf dieses Thema nicht so gut zu sprechen." Dieser Mistkerl von Joffrey. Wenn ich ihn töten könnte, ich würde nicht eine Sekunde zögern. Wenn er nur tot wäre, bevor dieses ganze Unheim geschehen wäre. Eddard Stark wäre nicht tot, Stannis Baratheon würde nicht Königsmund angreifen und alles wäre einfach perfekt. Ich könnte zusammen mit Jojen einfach nur in Ruhe in Rosengarten sitzen und unser Leben genießen, stattdessen ritten wir hier in eine Schlacht ins Ungewisse. „Das werde ich nicht Mylady, seien Sie da ganz unbesorgt, ich schweige wie ein Grab. Aber sagen Sie: Wie ist es denn, seinem Freund in der Heimat zurücklassen zu müssen? Ich kann mir vorstellen, dass das sehr schmerzhaft für Sie gewesen sein muss. Sie sollen wissen, wenn Sie alleine sind, kommen Sie einfach zu mir!" Ich musste mich beherrschen, um nicht herauszuplappern, dass Jojen doch neben mir lief. Es war ja eigentlich ganz nett von dem jungen Mann, es mir anzubieten, wenn ich wirklich alleine wäre, hätte ich das Angebot sicher angenommen, doch Jojen war hier bei mir, da brauchte mich niemand trösten. Es schmeichelte mir dennoch, da der Mann nicht gerade schlecht aussah und normalerweise interessierten sich nicht viel Jungs oder Männer für mich, da Margaery ja da war, sie war die Hübsche, die alle begehrten. Doch ich wollte auch niemanden, ich hatte Jojen und er mich, das war mehr als perfekt. „Vielen Dank für das Angebot", bedankte ich mich, was dazu führte, dass Jojen anfing zu schnauben, als hätte er etwas in der Nase. Er war wohl eifersüchtig, was ich ihm auch nicht verübeln konnte, schließlich war er in einem Schattenwolf gefangen, während ich eigentlich machen konnte, was ich wollte. Der junge Mann ritt sein Pferd ein Stück näher zu mir und somit auch näher zu Jojen, der nun anfing, zu knurren. „Oh, das ist wohl Ihr Schattenwolf. Mag sie denn keine Fremden?", lachte er, während ich hochrot anlief, was zum Glück niemand sehen konnte. Warum musste Jojen das denn tun? Ich sah schon, das würde eine lustige Zeit geben. „Sie ist nur müde, machen Sie sich keine Sorgen. Das war ein großer Stress für sie." Der Fremde nickte mir zu und ritt wieder zu seinen Kumpanen, während ich einen Blick zu Jojen warf. Er tapste neben mir her, während sich sein Blick praktisch durch mich hindurchbohrte. Ich hoffte, dass er wusste, dass ich nur ihn liebte.
Wir ritten noch ein paar Stunden, bis Loras und Margaery befahlen, das Nachtlager aufzuschlagen. Jeder von uns war völlig fertig und als ich auf den Boden trat, schwankte alles um mich, da ich es einfach nicht gewohnt war, zu reiten. Schnell half ich den anderen beim Wichtigsten, tat einfach irgendwas, damit sich nacher keiner beschweren würde, wenn ich mich zurückzog. Es gab sogar ein paar Bissen zu essen, da sie nichts erlegt hatten und das Essen sorgfältig aufsparen mussten, war das wie ein Wunder für mich. Ich aß und gab Jojen etwas ab. Als sich dann endlich alle hingelegt hatten, um zu schlafen, legte ich mich auch hin, aber so, dass sich Jojen an meine Seite kuscheln konnte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, da ich die ganze Zeit dachte, dass ich Winter neben mir hatte. Doch als sich unsere Blicke begegneten, wusste ich, dass er bei vollem Verstand war. „Ich liebe dich", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in seinem weichen Fell. Jojen legte seinen Kopf unter meinen und schleckte mir über die Wange, ganz sanft, das war wohl seine neue Art, zu küssen. Musste ich mich wohl dran gewöhnen. Ich musste kichern, als er seinen Kopf auf meinen legte und sich noch näher an mich kuschelte. In der Öffentlichkeit hätten wir beide das niemals zeigen können, deshalb genoss ich diesen Moment so sehr. Als ich die Augen schloss, spürte ich, wie er über mich wachte. Wenn der Krieg erst einmal gewonnen war, musste ich dafür sorgen, dass Jojen nach Königsmund nachreisen durfte und ich hoffte einfach so sehr, dass es niemandem auffallen würde, dass Jojens Körper in Rosengarten regungslos war, wie als wäre er tot.
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Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)
FantasíaLealy Schnee ist ein Bastard, der in Winterfell lebt, bis sie, zusammen mit dem verpönten Jungen Jojen Reed, nach Rosengarten verfrachtet wird. In Rosengarten sind alle in voller Aufruhr wegen einer bevorstehenden Hochzeit, die in die Geschichte ein...