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Einige Tage später schritt ich zusammen mit Margaery durch die Straßen Königsmunds. Wir beide hatten eine freie Minute, die wir zusammen verbringen wollten, da wir, seit wir hier in Königsmund waren, noch nicht wirklich eine Gelegenheit dazu hatten. Ich war die meiste Zeit damit beschäftigt, meine Fähigkeiten im Schwertkampf zu verbessern, worin ich auch schon große Fortschritte gemacht hatte. Wir wurden leider nur nicht immer zusammen unterrichtet, Lea, Jojen und ich, die meiste Zeit mussten wir in getrennten Räumen üben und erhielten dabei einige Einzelstunden. Somit blieben Jojen und mir nicht viel Zeit für uns, unsere Zeit zusammen war begrenzt, wir genossen sie dennoch so gut es ging. Schon öfter hatten wir versucht, dass er sich nachts zu mir ins Zimmer schleichen könnte, doch immer wurden wir erwischt, das konnten wir vollkommen vergessen. Die Wachen waren hier noch viel strikter und aufmerksamer als in Rosengarten, was auch irgendwie verständlich war. „Du denkst wieder an ihn oder? Lealy, du musst auch mal etwas anderes tun, als ständig an Jojen zu denken, das ist doch nicht mehr normal. Süße, ich bin deine beste Freundin und ich merke, dass er dir nicht guttut. Es gibt so viele hübsche Kerle hier in Königsmund, du musst dich nur umsehen. Männer, von hohem Stand." Sie legte mir ihre Hand auf den Rücken und strich mir darüber. Ihrem Gesichtsausdruck konnte ich ansehen, dass sie es vollkommen ernst meinte, dass ich Jojen sausen lassen sollte, um mir einen in ihren Augen 'anständigen' Mann zu suchen. Das machte mich rasend, wieso musste sie immer auf Jojen rumhacken? Sie konnte es nicht einfach akzeptieren, dass ich ihn liebte und niemand anderen an meiner Seite haben wollte und konnte. Sie konnte mich nicht von ihm trennen, niemand konnte das, nicht einmal der Tod. „Margaery, aus dem Hause Tyrell, du hörst mir jetzt zu! Jojen ist die Liebe meines Lebens! Ich liebe ihn mehr als alles auf dieser Welt, ich glaube an unsere Liebe stärker als dass ich an die Existenz von Rhaegar Targaryen glaube. Wenn du noch nicht das Glück in deinem Leben hattest, solche bedinungslose Liebe erfahren zu dürfen, tut mir das sehr leid für dich ..." Mit diesen Worten ließ ich sie stehen und bahnte mir meinen eigenen Weg durch die Straßen von Gassen, ignorierte die Blicke aller Menschen. Selbst, dass sie mir hinterherrief, dass sie es so nicht gemeint habe, interessierte mich nicht. Sie hatte meine Liebe zu Jojen in Frage gestellt und das durfte niemand. Wo lief ich überhaupt gerade hin? Ich wusste es nicht. Wohl machte ich mich auf den Weg, um Winter, meine Schattenwölfin zu suchen. Ich musste sie in Zukunft immer in meiner Nähe haben, damit Jojen bei drohender Gefahr von Stannis in ihren Körper flüchten musste. Einzig und allein durch sie konnte ich Jojen davor bewahren, in die Schlacht ziehen zu müssen. Seit sie den Körper sozusagen mit Jojen geteilt hatte, klebte sie an ihm wie Honig, das war teilweise sogar schon gruselig. Ich hatte Glück, dass Jojen mein Freund war, denn wenn sie bei irgendeinem Fremdem sein würde, würde mir das schon zu denken geben. Und ich hatte Glück, dass sie ein Tier war, denn so auf Kuschelsuche, wie sie manchmal ging, könnte ich das ihr nicht verzeihen, wenn sie menschlich wäre. Ich sah, dass Winters Käfig geöffnet war, also musste Jojen sie höchstwahrscheinlich für einen Ausflug hinausgelassen haben. Lächelnd lief ich durch einige Straßen, da ich wusste, dass sie immer den gleichen Weg nahmen und ich sie so einholen konnte. Nach wenigen Minuten
Laufen hatte ich die beiden auch schon entdeckt, Jojen saß auf einer Bank und schmiss einen Stock für Winter, den sie dann jagte. Ihr cremefarbenes Fell flatterte im Wind, so war es eigentlich ganz einfach, sich vorzustellen, dass sie ein Hund war und kein Tier, das andere zerfleischen konnte. Auch Jojen musste ich einfach anstarren, sein Blick, der auf Winter grinsend fixiert war, die Grübchen, die sich um seinen Mund bildeten, sie ließen mein Herz einfach schneller schlagen. Er hatte so einen entspannten Gesichtsausdruck, etwas, was man von ihm nicht so oft zu Gesicht bekam, auf Grund der vielen schrecklichen Ereignisse, die wir schon durchmachen mussten. „Jojen!", rief ich freudig und winkte ihm. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung, nachdem er meine Stimme vernommen hatte und winkte zurück. Er grinste breit, bis über beide Ohren. Mit klopfendem Herzen und wackeligen Beinen lief ich auf ihn zu, schnell, immer schneller, bis ein Ton die Luft durschnitt, der mir durch Mark und Bein fuhr. Es war ein lauter Ton, wie durch eine Fanfare, der die Gänsehaut auf meinem Arm bilden ließ. Was war das denn nur? Was war geschehen? Warum wurde sie geblasen, ich dachte, dass man die Fanfaren nur benutzen würde, wenn Gefahr drohte. Wobei, vielleicht... „Stannis Armee rückt an. Männer rückt zusammen an die Mauer und Frauen und Kinder, ab in die Burg, dort werden Sie in den sicheren Keller geführt werden! Es herrscht höchste Alarmstufe!" Ich rannte auf Jojen zu, musste zu ihm. Wir mussten es nun durchführen, er musste seinen Geist in Winter bringen, sonst würden sie ihn zum Kämpfen einteilen! Ich rannte, so schnell ich konnte, während ich Winter Befehle zurief, dass sie zu mir kommen sollte. Wir mussten uns beeilen. „Jojen, bereite dich schon einmal vor! Beeil dich!", rief ich. Als ich bei ihm angekommen war, drangen die Töne der Fanfaren ein zweites Mal durch die Luft. Ich hörte die trampelnden Schritte der Menschen, vor allem die der Frauen und Kinder, die in Panik zur Burg flüchten. Normalerweise sollte ich nun unter ihnen sein und mich in Sicherheit bringen, doch ich kann Jojen nicht alleine lassen, er war schließlich schutzlos. „Begeben Sie sich zur Mauer, sofort!", befahl ein Mann, der an Jojen vorbeilief. Dann wandte er sich an mich. „Und Sie: Was machen Sie noch hier? Ab in die Burg und in Sicherheit. Dem Jungen wird es gut gehen!" Das konnte er seiner Großmutter erzählen! Ich musste es nur schaffen, ihn für eine Weile aufzuhalten, damit Jojen in Winter schlüpfen konnte, doch wie sollte ich das machen? Als wir beide nicht reagierten, packte er Jojen am Arm und fing an, ihn Richtung Mauer zu zerren. „Lassen Sie ihn los!", rief ich. Doch der Mann zückte sein Schwert und hielt es drohend in meine Richtung. Panik überkam mich. Was sollte ich nur machen?

Fremde Augen (Game of Thrones/ Jojen Reed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt