Das Herz des Fürsten

1.Kapitel

--bei Zephyr---

Zephyr saß an seinem Schreibtisch und war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht merkte, dass ein Bediensteter zum wiederholten Male an die Tür klopfte. Als dieser langsam die Tür öffnete, blickte der junge Dämon auf und fragte in gewohnt herrischem Ton: "Was fällt dir ein, einfach herein zu kommen?!" "Verzeiht Herr, aber Ihr habt selbst nach mehrmaligem Klopfen nicht reagiert und ich musste euch etwas bringen"
Der Bedienstete hatte, während er antwortete, Zephyr einen Brief auf den Tisch gelegt.
Der Dämon beließ es bei einem "Hm", ehe er sagte: "Jetzt lass mich allein!" "Jawohl, Herr." Der Bedienstete verneigte sich und verließ den Raum.
Zephyr sah auf den Brief und wusste sofort, dass er von seiner Verlobten war. Der Brief trug ihr Siegel und steckte in einem blutroten Briefumschlag. "Haa.." seufzte er und legte ihn ungelesen zur Seite. Es war ihm egal, was darin stand. Er war froh, sie erstmal für eine Weile los zu sein. Sein Vater, der Fürst, hatte sie vor ein paar Jahren für ihn ausgesucht. Sie war zwar ganz in Ordung, freundschaftlich und auch wirklich attraktiv, aber er hatte kein wirkliches Interesse an ihr. Natürlich konnte er sich nicht gegen die Entscheidung seines Vaters auflehnen, aber er war auch nicht gerade erfreut darüber.
Genau wie über das, was er jetzt zu erledigen hatte. Er sollte sich einen neuen Butler aussuchen, nachdem sein letzter den Kopf verloren hatte. Wie konnte er aber auch so dumm sein und das Portrait seiner Mutter beim Entstauben von der Wand schmeißen? Es hing dummerweise über dem Kamin und hatte sich am Boden schnell in Rauch aufgelöst.
Zephyr stand auf und machte sich auf den Weg, die drei Bewerber warteten sicher schon in der Eingangshalle. Ihn wunderte es, dass es so viele gab, denn es war nicht das erste Mal, dass hier ein Bediensteter den Kopf verlor. Wen interessierte auch das Leben eines Dämons von so niedrigem Rang? Ihn jedenfalls nicht.
Mit schnellen Schritten bewegte er sich durch das riesige Schloss. Wer sich hier nicht auskannte, konnte sich ohne Probleme einige Tage lang verirren. Zephyr aber kannte sich hier gut genug aus, um durch ein kleines Treppenhaus fast direkt die Eingangshalle zu erreichen.
Dort sah er sie auch schon. Eine relativ große Dämonin in einem braungrauen Kleid, das nicht besonders schick aussah. Mehr war bei ihrem Rang aber auch nicht zu erwarten. Dann ein echter Riese, auch schon älter, der Zephyr sogar überragte, als er vor ihm stand. Nein, das konnte er nicht gebrauchen. Er konnte doch keinen herumkommandieren, der größer war als er. Theoretisch ging das natürlich, aber praktisch kam er sich einfach bescheuert vor, nicht dass dieser, wenn ihm was nicht passte, seine Fähigkeiten überschätzte und einfach auf ihn los ging. Er befürchtete schon, er würde sie alle wieder wegschicken müssen, als sein Bilck am Letzten hängen blieb. Ein junger Dämon, vermutlich jünger als er. Vielleicht einen Kopf kleiner als Zephyr und trotz ziemlich schmaler Statur recht muskulös. Seine schwarzen Haare waren nicht gerade kurz geschnitten, aber auch nicht so lang wie die von Zephyr und seine Arme waren von Tattoos bedeckt, die ihn eigentlich als Krieger kennzeichneten. Warum zum Teufel persönlich bewarb sich so jemand für die Stelle eines Bediensteten oder fast schon Sklaven (viel höher stand dieser Job nämlich nicht) ? Zephyr konnte sich diese Frage nicht beantworten, doch er würde sich sicher nicht darüber beschweren. Oh nein, es hieß nur noch einpacken und mitnehmen.

---Bei Scar---

Scar betrat das Schloss. Es war einfach riesig und als er an den Wachen vorbei ging, hatte er das Gefühl, nie wieder dort heraus zu gelangen. Doch er gab die Hoffung nicht auf, doch noch irgendwie aus dieser Misere herauszukommen. Sie stieg etwas, als er seine Mitbewerber sah. Eine Frau war auch dabei. Die würde der Fürstensohn doch sicher bevorzugen.
Das versuchte er sich immer wieder einzureden, während er in der Eingangshalle wartete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erhallten dann Schritte oberhalb der großen Treppe vor ihnen und die Drei richteten sich fast gleichzeitig auf.
Scars Augen blieben an dem Mann hängen, der die Treppe herunterkam. Er erkannte den Sohn des Fürsten sofort. Wie auch nicht? Seine langen weißen Haare waren schon ziemlich außergewöhnlich. Er war nur 200-300 Jahre älter als Scar, da waren solche Haare also keine Alterserscheinung. Als er das Ende der Treppe erreicht hatte, wanderte sein Blick von links nach rechts über die Personen vor ihm. Bei dem Mädchen blieb er nicht lange hängen und Scar musste fast schmunzeln, als er den Blick des zukünftigen Fürsten sah, als dieser zu dem Mann vor ihm aufsehen musste. Dann aber richtete sich Zephyrs Blick auf ihn und Scar rutschte das Herz in die Hose. An ihm blieb sein Blick einfach viel länger hängen, bis er auf einmal grinste und sagte: "Du hast den Job." Seine Stimme klang dunkel und machtvoll, aber nicht rau. Scar brauchte einen Moment, um seine Worte zu realisieren und ihm wäre beinahe der Mund aufgeklappt. Er musste doch irgendwas sagen, aber was hätte das seien sollen? So etwas wie: 'Eigentlich wollte ich den Job gar nicht, ich bin gekommen um Sie zu verarschen und Ihre Zeit zu verschwenden!'
Haha, das würde er wohl kaum lustig finden.
Verdammt, er konnte einfach gar nichts machen. Nichts, außer sich seinem Schicksal zu ergeben.