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Ich machte die Fenster im Badezimmer auf um einen Blick auf die schöne Aussicht vom Sonnenuntergang zu sehen und wandte mich dann wieder Austin zu, der auf einem Hocker saß. Vorher holte ich noch den Erste-Hilfe-Kasten um mich um seine Wunden kümmern zu können. Ich tunkte einen Wattebausch in Alkohol und drehte mich wieder zu Austin, der plötzlich nur noch ein Tanktop trug. Ich erschrak bei dem Anblick und blieb verdutzt stehen. Austin wandte den Kopf nach oben damit ich seine Wunden am Hals besser erreichen konnte und sah auf die Decke. Dadurch spannte sich sein Kiefer und sein Hals an was wahnsinnig sexy aussah. Überhaupt sah er im Tanktop verdammt heiß aus. Seine Brust- und Bauchmuskeln zeichneten sich durch den weißen engen Stoff und ich konnte seine perfekt definierten Arme sehen. Ich ließ mir Zeit diesen Anblick sacken zu lassen. Ich hätte das den ganzen Tag tun können! Für eine Sekunde dachte ich darüber nach ihn vorsätzlich nass zu machen, damit ich noch mehr sehen konnte. Irgendwie musste ich über diesen Gedanken kichern. Austin sah mich daraufhin an. „Was ist?“ Wenn er wüsste… „Ach nichts.“, antwortete ich und setzte mich auf den Hocker vor Austin und tupfte den Wattebausch auf seine Wunden. Er kniff die Augen zusammen, gab aber keinen Ton von sich. „Tut’s weh?“ „Nein.“ Es war so offensichtlich, dass ihm das weh tat! „Du lügst!“, sagte ich ihm lachend und er lachte dann auch. „Jetzt tut’s nicht mehr weh. Man gewöhnt sich daran.“ Ich strich noch Salbe drauf und klebte Pflaster auf den Hals bevor ich mich um seine Hände kümmerte. „Weißt du, mein Vater ist auch verstorben.“, fing er an. „Auch wenn ich ihn nie wirklich gekannt habe wünsche ich mir trotzdem oft von ihm zu hören, dass er stolz auf mich ist.“ Ich verkrampfte mich, sagte nichts und vertiefte mich noch mehr in die Versorgung seiner Kratzer und schaute ihn dabei nicht an. „Wann ist dein Vater gestorben?“, fragte er nun. „Vor drei Jahren.“ Ich versuchte mit aller Kraft dieses Thema nicht an mich ran zu lassen, wie ich es vorher auf dem Dach an mich ran gelassen hatte. „Das tut mir leid.“, sagte Austin und schaute dabei aus dem Fenster hinaus. Ich sah ihn an und sah etwas, was auch ich von mir kannte. Er hatte dieselben Augen wie ich sie seit kurzer Zeit hatte. Ich meinte nicht, dass sie gleich aussahen aber er hatte denselben Blick wie ich ihn seit neuestem bei mir beobachten konnte. Ein Blick, der versuchte weit in die Ferne zu schauen. Ein leerer Blick voller Schmerz, Bedauern, Schuld, Trauer und noch mehr Schmerz. Ein Blick von Kindern, die ihren Vater verloren hatten. Ich dachte daran was ich fühlte wenn ich so in die Ferne schaute. Ich fühlte all das was mein Blick ausdrückte und ich war mir sicher, dass Austin es jetzt auch fühlte. Ich vermied das alles zu fühlen wenn ich allein war aber jetzt wie ich sah, dass er es genau jetzt fühlte holte ich mit Absicht diese Gefühle hervor und schaute  mit ihm in die Ferne. Die mittlerweile blutorangene, glühende Sonne tränkte den Himmel in einen warmen rosa Ton und schien sanft auf unsere Gesichter. Wir saßen uns bestimmt eine halbe Ewigkeit genüberüber und schauten aus dem Fenster. Irgendwann nahm Austin meine Hand ohne mich an zu sehen. Von da an fühlten wir gemeinsam und ich hatte die Anwesenheit eines Anderen nie so zu schätzen gewusst. Es war eine Situation, die nur wir beide verstehen konnten, ein unglaublich intimer Moment und zum aller ersten Mal genoss ich es an meinen Vater zurück zu denken und mich Dinge über ihn zu fragen, die ich wahrscheinlich  niemals erfahren würde ohne, dass es so sehr weh tat, dass ich es alleine nicht ertragen könnte. Ich konnte diese Gefühle selbst absichtlich hervor holen aber sie kamen manchmal auch ganz von selbst womit ich sonst nicht umgehen konnte da sie mir unglaublich viel Schmerz zufügten. Unerträglichen Schmerz. Deshalb war ich direkt nach dem Tod meines Vaters nach Oxford gegangen. Ich wollte meinen Kopf mit dem Studium ablenken und es hatte auch geklappt wenn ich ehrlich war. Umso erstaunlicher war es für mich, dass ich hier und jetzt Gefühle, die ich so mühsam vergraben hatte und welche mich komplett kaputt machen konnten, mit Absicht hervorholte, sie mir nicht weh taten und ich sie sogar irgendwie genießen konnte. Nur, weil Austin hier war und nur, weil ich wusste, dass wenn es mir dann doch schlecht gehen sollte, ich jemanden bei mir hatte, der mich vollständig verstand. Nur jemand, der diese Gefühle kannte, konnte jemanden der diese Gefühle erlebte, trösten. Ob er auch so fühlte? Er nahm beide meiner Hände in seine, schaute gedankenversunken auf diese und  fuhr über meine Knöchel. Irgendwann beobachtete ich ihn dabei  und musste lächeln.  Er sah mich an und lächelte zurück. Die Sonne schien in seine Augen und sie funkelten smaragdartig grün. Sofort spürte ich wie mein Herz kurz aussetzte, mir heiß wurde und ich wieder nervös. Verdammt! Meine Hände werden bei Nervosität immer schweißig nass und er hatte sie gerade in seinen! Ruckartig stand ich auf und holte zwei Pflaster. Ich sah meinen unglaublich nervösen Gesichtsausdrück im Spiegel des Badezimmerschränkchens und schüttelte nur den Kopf darüber. Oh man, was bin ich doch für eine Schisserin. Ich sollte endlich anfangen die Zeit mit Austin, die ich mir so lange schon gewünscht hatte, zu genießen. Da fiel mir gerade wieder was ein. „Lass uns mal darüber reden, dass du mich bildhübsch genannt hast als du mich noch für einen Snob gehalten hast.“ Ich drehte mich zu ihm, ging auf ihn zu, setzte mich auf den Hocker vor ihn und klebte zwei Pflaster auf seine Hand. Ich sah ihn an, denn er hatte noch nichts dazu gesagt. Ich sah in ein knallrotes Gesicht, das mir in die Augen sah und direkt danach auf den Boden. Austin öffnete den Mund als ob er was sagen wollte, fuhr sich nervös durch die Haare und schaute immer noch auf den Boden. Ich legte den Kopf schief und beobachtete seine Reaktion und versuchte sie zu verstehen. Hä? Was ist denn jetzt das Problem? Er schaute mir noch einmal in die Augen als er hektisch aufstand, seinen Hoodie vom Boden aufhob und sich diesen über den Kopf zog. „Lass uns wieder auf die Party, wir sind doch schon viel zu lang weg.“ Er machte sich schon auf dem Weg zur Tür. „Bist du wieder bereit Pferdchen zu spielen?“, fragte ich ihn während ich ihm zur Tür folgte. „Ja, ich denke schon.“, antwortete er lachend. Vorher musste ich aber noch mein schmutziges Kleid wechseln, weshalb ich eigentlich erst ins Haus gegangen war also suchte ich nach einem anderen Kleid in meinem begehbaren Kleiderschrank. Austin wartete auf mich vor der Tür meines Zimmers. Ich streifte mir ein dunkelrotes kurzes Kleid über und wollte gerade aus dem Raum gehen als ich an einem spiegel vorbei ging und sah, dass ich ungeschminkt war. ( http://www.polyvore.com/willkommensparty/set?id=93996694 (das linke) ) Ich war zum Glück kein Mensch, der Schminke unbedingt brauchte um menschlich aus zu sehen. Da Austin hier war konnte ich doch etwas Make Up auflegen? Nein, er würde sehen, dass ich es aufgetragen hatte und würde denken ich hätte mich nur für ihn geschminkt, was in diesem Fall auch stimmen würde aber es wäre zu peinlich wenn er das wissen würde. Ich entschied mich gegen das Make Up und ging aus meinem Zimmer. Austin wartete schon ungeduldig. „Endli…!“, das Wort blieb ihm im Hals stecken als er mich sah. Er musterte mich so intensiv, dass ich mir irgendwie blöd vorkam wie ich da stand. „Okay. L-Lass uns wieder aufs Dach…ääh auf die Party meinte ich.“, sagte er und schaute mit knallroten Kopf auf den Boden. Komischer Typ, dieser Austin Mahone dachte ich mir nur als wir wieder auf die Party in den Garten gingen.

Austin Mahone - If love is a gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt