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„Entschuldigung! Aber es ist einfach…!“, versuchte ich ihm, während ich immer noch lachte, zu erklären. „Es ist was?“, fragte er mich zwar auch noch lachend aber sichtlich interessiert was ich zu sagen hatte. „Mahomie?!“, und schon musste ich wieder anfangen zu lachen! Ich würde mich niemals an diese Situation hier gewöhnen. „Was tust du eigentlich hier?!“, fragte ich. Ich lachte immer noch. „Naja, dein Onkel Jeff kennt Rocco und meine Mum und deine Mum haben sich irgendwie kennengelernt und sind seither unzertrennlich. Meine Mum und Rocco haben mich gebeten auch zu kommen.“ Moment. Was?! Mein Onkel Jeff kennt Austins Manager Rocco Valdes?! Und das erfahre ich jetzt erst??? Mir wurde klar, dass mir bestimmt tausende Chancen flöten gegangen waren Austin zu treffen. Ich hörte sofort auf zu lachen. All die Jahre, die ich mir gewünscht habe ihn ein einziges Mal zu treffen und ich hätte einfach meinen Onkel fragen müssen?! Ich kleine Idiotin hätte auch von selbst drauf kommen können! Ich meine mein Onkel ist einer der bekanntesten Produzenten dieses Landes, bin ich eigentlich komplett verstrahlt?! Entsetzt schaute ich Austin an. „Meine Mum und deine Mum unzertrennlich?“ Wann soll das denn passiert sein? Bevor ich nach England zum studieren gereist bin wurde ich für mein Mahomie Dasein von meiner Mutter noch für komplett gestört gehalten. „Wenn ich diesen Aulin finde! Ich werde ihm sagen, dass er aufhören soll den Kopf meiner armen Tochter zu verdrehen!“ hatte sie dann immer gesagt… „Ja. Ist das schlimm?“, fragte mich Austin verwirrt von meinem immer noch entsetzten Gesichtsausdruck. „Nein! Nein!“ , stellte ich energisch kopfschüttelnd klar. Was zum Teufel ist hier vor sich gegangen während ich weg war?!?! „Geht’s dir wieder besser?“ Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich durch den halben Flur geflogen war. Er hatte mich aus meinen Gedanken gerissen und zunächst klang seine Frage für mich so als ob sie gar keinen Sinn ergeben würde, bis ich sie auch inhaltlich verstanden hatte und mir wieder klar wurde, dass ich neben Austin Mahone saß. „Ehm..Ja! Ja! Ja! Alles bestens!“, stotterte ich nervös. Ach, verdammt! Warum bin ich immer so unglaublich peinlich wenn ich nervös bin?! „Was machst du hier oben? Gefällt dir deine Party nicht?“ „Doch! Ich hab nur mein Kleid schmutzig gemacht…“ Ich weiß bis heute nicht warum ich so ehrlich sein musste. Er  hielt mich bestimmt für eine mental vierjährige, die immer noch nicht raushatte wie man zivilisiert aß und trank. Er lächelte nur als er den Fleck sah und ich war erleichtert, dass er mich für meine Dummheit nicht auslachte. „Was machst du hier oben?“, fragte ich ihn vorsichtig. Ich war diesen Satz schon 100 Mal in meinem Kopf durchgegangen um sicher zu gehen, dass er nicht peinlich war. „Auf deiner Party sind ziemlich viele Mahomies. Nachdem ich einer deiner Freundinnen 15min huckepack tragen musste, dachte ich, ich hau kurz ab.“, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. Oh mein Gott!!! Wie peinlich! War ja klar, dass meine Freundinnen mich blamieren mussten! „AUSTIN?“ Jemand schien ihn wohl zu suchen. Ruckartig wurde ich am Handgelenk gepackt und schon fing Austin an den Flur runter zu rennen und zog mich hinterher. Ich hatte mich fürchterlich vor seiner abrupten Reaktion erschrocken und folgte ihm wort- und machtlos. Er rannte den ganzen Flur hinunter bis wir den Aufzug erreichten, der mit seinen  geöffneten Türen schon auf uns zu warten schien. Er drückte irgendeinen Knopf und war erst entspannt als die Türen geschlossen waren. „Was war das denn?!“ Mein Herz raste wie verrückt. Entschuldigend grinste er mich an „Ich war wohl nicht bereit wieder ein Reitpferdchen zu sein.“

Wir waren aufs Dach gefahren. Es war erstaunlich ruhig und wenn man so oben war, würde man nie darauf kommen, dass unten eine Party war. „Wow! Das ist ja ein geiles Dach!“, schrie Austin auf und ging zielstrebig auf einer der riesigen Hollywoodschaukeln zu, die aussahen wie riesige ovale Körbe, die nur vorne geöffnet waren mit jeweils mindestens 20 riesigen, weißen, flauschigen Kissen darauf. Trotzdem war schon allein auf einer Schaukel genug Platz für 4 Personen. Er sprang hinein und machte es sich gemütlich. Austin bekam sich kaum ein vor Bewunderung. So schön es auch für ihn war, mir war zum wegrennen zu mute. Was zum Teufel machte ich hier und vor allem: Was soll ich jetzt tun?! Mich neben ihn setzten? Auf gar keinen Fall!!! Es würde 100%ig etwas Peinliches passieren wenn ich ihm räumlich so nahe sein würde. „Nicht so schüchtern Aly. Komm setzt dich!“, rief mir Austin zu und klopfte auf den freien Platz neben ihm, mir signalisierend, dass ich mich genau da hinsetzten soll. Sofort wurde mir unerträglich heiß. Mein BH wurde plötzlich zu eng und ich verkrampfte mich. Austin klopfte noch zweimal auf den freien Platz. So ein Mist! Hier gibt es keinen eleganten Weg raus! Zur Party zurück will ich auch nicht. Warum schiebe ich mir so einen Film meine Fresse?! So schlimm ist die Situation nicht, ich meine es ist Austin Mahone! Du hast dir schon immer gewünscht ihn ein einziges Mal zu treffen. Jetzt ist er hier und du pisst dir in die Hosen?! Wütend über mich selbst marschierte ich entschlossen Richtung Austin und sprang mit voller Kraft auf die Schaukel. Ja man, geht doch! Stolz richtete ich mein Kleid und sah Austin erwartungsvoll an. Er musterte mich von unten bis oben, grinste abfällig in sich hinein und lehnte sich zurück sodass er auf dem Rücken lag. „So lebst du also. Mit einem Dach, dass schöner ist als man sich den Garten Eden vorstellen würde und einer Willkommensparty bei der einfach so ein Jahrmarkt aufgebaut wird. Und dir gefällt dein Leben trotzdem nicht.“ Was? Fragend sah ich ihn an und wartete darauf, dass er fortfährt aber er schaute mich nur wieder mit diesem abfälligen Blick an. Bildete ich mir das ein? „Ach ihr Kinder reicher Eltern… Ich meine du bist bildhübsch, keine Frage aber….“, noch einmal musterte er mich. „Sag mal wie viel hat dein Kleid gekostet? 3000? 8000? Komisch genug, dass du es noch anhast obwohl es schmutzig geworden ist. Ihr reichen Kinder werft doch sowieso eure Kleidung nach einmaligen tragen weg. Habt ihr kein schlechtes Gewissen?“ Warte. Was wird das hier? „Daddy muss hart für deine Kleidchen arbeiten Aly, sei nicht so grausam. Weißt du was witzig wäre? Mal ehrliche Arbeit zu verrichten. Womit ist deine Familie überhaupt so reich geworden? Bestimmt sind ein paar Menschen dabei ums Leben gekommen wenn du weißt was ich meine!“ , bekundete er mir augenzwinkernd. WAS?! „Wie viel hast du eigentlich für deinen Abgeschlossenen Studiengang bezahlen müssen? Ich meine niemand schließt mit 17 einen Studiengang ab. Ihr reichen seid manchmal zu offensichtlich mit euren Bestechungen.“ Ich krallte mich an der stark gepolsterten Hollywoodschaukel fest. Die Unterlage war so weich, dass ich fühlte wie meine Finger sich in meine Handfläche bohrten. Es tat weh, ja, aber mein Körper weigerte sich das Signal für Schmerz an mein Gehirn zu schicken. Mein Kiefer wurde hart und Hitze stieg in meinen Kopf. Es fühlte sich an als ob jemand die Zündschnur einer Bombe angezündet hatte und es nur eine Frage der Zeit war, dass sie hoch ging. Jemand hatte meine Zündschnur angezündet: Es war Austin. Auf meiner Kopfhaut fing es an zu kribbeln und mein Nacken wurde Eiskalt. Es stand fest: Ich war sauer. Und wie ich es war! Wie kann er es wagen mich in so eine Schublade zu stecken wenn er nicht einmal 5 Sätze mit mir gesprochen hat? Er hat gar keine Ahnung und wagt es mich in meinem Haus auf meiner verdammten 12000 Dollar Schaukel erniedrigen zu können? Mich? MICH?! Ich fing an düster zu lachen. Das war das Zeichen, dass ich unwiderruflich sauer war und es nur abklingen könnte wenn ich ihn mit Worten zerrissen hatte. Ich mochte es nicht, dass wenn ich sauer war Skrupel und Moral komplett vergaß aber in seinem Fall freute ich mich, denn der Wichser hatte es verdient. Jetzt würde ich ihn richtig erniedrigen und mit Schuldgefühlen quälen. Erschrocken von meiner überraschend positiven Reaktion setzte sich Austin neben mir auf und schaute mich verdutzt an. „Hör mal zu Pretty Boy Mahone. Ich weiß nicht wie viel du von der Welt noch mitkriegst während du gezwungen wirst so viel Geld zu machen wie nur geht bevor du  zu „erwachsen“ und für neun jährige Mädchen nicht mehr interessant bist aber es sind nicht alle Menschen so wie du es dir in deinem entsetzlich kleinen Hirn vorstellst. Erstens sind meine Vorfahren mit dem weltweit größten Stahl- und Technologieunternehmen hauptsächlich so reich geworden. Später dann mit der weltweit bekanntesten Champagner Marke und aufkaufen von Modemarken also nicht durch illegalen Handel wie du es angedeutet hast…!“, gespielt anerkennend nickte er seinen Kopf und applaudierte mir gehässig. Ich fuhr fort: „Zweitens, weiß ich sehr wohl was harte ehrliche Arbeit ist! Mir wurde nichts in den Arsch geschoben und ich musste immer beweisen, dass ich es Wert war! Drittens, ist mein Vater tot also wessen Kreditkarte soll ich verwenden…?!“ Ich konnte nicht fassen wie viel wütender ich wurde mit jedem Satz den ich sagte. Jeder Satz wurde lauter und lauter und ich wütender. Ich hatte gar keine Kontrolle mehr über meinen Körper und mir wurde schwindelig. Ich vergaß zu atmen während sich meine Wut immer weiter steigerte. Ich war noch nie in meinem Leben so unglaublich sauer gewesen. Ich verlor mich förmlich in der Wut! Dann kam ein mir bekanntest Gefühl dazu. Schauer liefen mir durch die Arme und kalter Schweiß lief meinen Rücken hinunter. Meine Stimme begann zu zittern und mein Hals schnürte sich zu. War ich etwa kurz davor zu weinen? Verdammt nein! Ich musste ihn doch zu Recht weisen! „Viertens, hab ich geackert wie eine Verrückte damit ich endlich das Gefühl los werden konnte, dass mein Vater auch wenn ich kein männlicher Erbe geworden bin, mich für gut genug hält und das ich auch gut genug bin! Und oh,  auf das Gefühl gut genug zu sein, warte ich noch heute obwohl ich weltweit die 5te bin, die in dem Alter sowas überhaupt erreicht hat…!“ Meine Stimme fing eindeutig zu zittern an und ich konnte die ersten heißen Tränen meine Wangen hinunter laufen spüren. Austins Gesichtsausdruck änderte sich rasch von belustigt über entsetzt zu mittleidig. Seine Mundwinkel fielen bis er seinen Mund leicht öffnete und seine Stirn runzelte als ob er den Schmerz eines anderen spüren würde aber ich war noch nicht fertig und meine Wut stieg immer noch. „Fünftens, schätze ich diese Party sehr wohl, weil nur jemand der mich liebt versuchen würde etwas aus zu drücken, was ich mir von Papa so sehr gewünscht hätte, es aber jetzt nie mehr bekommen werde und zwar dass man Stolz auf mich ist…!“ Ich schrie ohrenbetäubend laut und meine Stimme überschlug sich mehrmals. Ich schluchtze zwischen durch und weinte jetzt wirklich. Unaufhörlich flossen mir die Tränen aus meinen Augen. Ich machte damit sogar mein Kleid nass und Austin guckte mich nun so an als ob jedes schmerzhafte Wort, dass ich sagte auch sein Schmerz war. Aber ich war immer noch nicht fertig. „Sechstens…!“  ,schrie ich nun so laut, dass ein scharfer Schmerz durch meinen Hals stach. Austin griff nach mir als ob er mir sagen wollte, dass er es verstanden habe und dass ich bitte aufhören solle. Ich befreite mich aggressiv von seinen Griffen auch als er immer weiter versuchte mich an meinen Unterarmen zu sich zu ziehen.  Ich schob seine Hände fest von mir woraufhin mich Austin wie angewurzelt asnsah. „… Ja! Ich hasse mein Leben! Weil es so verfickt viel gibt was ich machen wollte! Da ich so verfickt viele Träume hatte! Die alle nicht in Erfüllung gehen werden und weißt du wieso? Weil ich das beschissene Erbe antreten werde und nach dem Tod meines Vaters trotzdem versuchen werde ihn stolz zu machen egal wie dumm das für jemand Anderen klingt! Auch wenn mein Herz 4000Mal ausblutet nur weil ich mich nicht verwirklichen kann und nicht das tun kann was mich erfüllen würde…!!!“  Ich konnte nicht mehr weiter reden. Ich konnte es körperlich nicht und ich konnte es auch psychisch nicht mehr. Ich brach zusammen und weinte so stark, dass auch das weh tat. Austin nahm mich sofort in die Arme aber ich schlug ihn fest und unkontrolliert schnell überall da hin wo meine Fäuste ihn erreichen konnten. „Du Arschloch! Fass mich nicht an du Wichser!“, schrie ich ihn an aber er kam nur noch näher und hielt mich fest in seinen Armen fest. Er war natürlich stärker als ich aber ich wehrte mich trotzdem gegen diese Umarmung. Ich kratze und biss ihn, schrie ihn an und beschimpfte ihn bis er mich so fest in den Armen hielt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Jetzt fing ich erst so richtig an zu weinen. Noch stärker als vorhin, sodass ich mich sowieso nicht mehr hätte wehren können. Austin lockerte seine Umarmung und drückte bestimmt meinen Kopf auf seine Schulter, was ich erst auch nicht zulassen wollte aber ich erinnerte mich daran, dass er stärker war als ich. Er strich mir sanft über den Kopf und wippte hin und her, versuchend mich zu beruhigen. „Es tut mir so so leid Aly! Ich hatte echt keine Ahnung ich Penner! Ich dachte… oh man, ich wollte dich echt nicht so traurig machen! Es tut mir leid! Es tut mir so leid!“. Ich musste zu geben, dass mich seine aufgedrängte Umarmung letztendlich doch irgendwie beruhigte aber was mich wirklich wieder besänftigte war seine Stimme. Wenn sie nichts gemeines sagte, konnte sie das. Ich weinte immer weiter und weiter und hinterließ einen großen dunkelroten Fleck auf Austins roten Sweater. Erst als der Fleck meiner Tränen auf Austins Schulter, auf der mein Gesicht auch halb lag, kalt wurde, merkte ich, dass ich nicht mehr weinte. „Und mein Kleid hat nur 900 gekostet.“, stellte ich mit meiner zittrigen Stimme klar, die noch nicht bereit zum reden war. Austin lachte daraufhin laut auf. „Oh man Aly, du bist verrückt!“, sagte er so als ob es ein Kompliment war. Ich lächelte. Es wurde still. „Verzeihst du mir das?“ , fragte er vorsichtig mit einem unglaublich sanften Ton seiner Stimme. „Du darfst mich sogar dafür schlagen aber bitte sei nicht böse!“. Ich setzte mich auf und sah ihn an. Automatisch sah ich auf unübersehbare längliche Wunden an seinem Hals und seiner Wange. Manche Stellen waren noch geschwollen, manche bluteten. Reflexartig beugte ich mich näher zu ihm um sie näher untersuchen zu können. Oh mein Gott! Hatte ich ihn so sehr gekratzt? „Sieht so aus als ob ich dich schon bestraft habe.“ Oh Gott, oh Gott. „Was? Warum? Was ist da?“, fragte mich Austin und fasste sich an den Hals. „Au! Was ist da?“. Ich riss geschockt die Augen auf. Die Hand, mit der er seinen Hals abtastete war auch völlig zerkratzt. „Ehm…sieht so aus als ob ich versucht habe dich zu Tode zu kratzen.“ Erleichtert sah er mich an. „Achso! Ja, ich weiß. Ich dachte schon da ist was Schlimmes. Es fängt sogar langsam an weh zu tun aber das ist nicht genug. Tritt mir in die Eier.“ Die Art wie er vorsichtig seinen Hals bewegte zeigte, dass die Kratzer oder eher die Kratzwunden ihm sehr wohl weh taten. Er bewegte seinen Hals nur sehr vorsichtig. „Das tut MIR leid.“, gestand ich ihm und sah ihn entschuldigend an. „Ich hab’s verdient. Und jetzt tritt mir in die Eier.“ Er stand auf und stellte sich vor mich, kniff die Augen zu und verschränkte die Arme hinter seinen Rücken. Er war mehr oder weniger bereit für einen schmerzhaften Tritt. „Ist das dein ernst?“ Er sagte nichts und atmete nochmal tief durch bevor er die Luft anhielt und auf meinen tritt wartete. Ich lachte leise in mich hinein, stand auf und zog ihn am Arm ins Haus. „Komm. Ich versorge deine Wunden.“

Austin Mahone - If love is a gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt