*Flume - Bon Iver*
26.12.2015
Erschöpft fiel ich auf meine Seite des fremden Doppelbetts, Jo bereits friedlich schlummernd auf der anderen Hälfte. Die Arme hatte heute viel früher als ich aufstehen müssen, um noch in Ruhe packen zu können. Sie hatte das nicht am Vorabend machen können, da sie im Gegensatz zu mir ja nichts von dem kleinen Trip wusste.
Nachdem ich sie wie geplant um 10 Uhr abgeholt hatte, waren wir zwar recht zügig aus der Stadt herausgekommen, hatten dafür aber im Anschluss wegen einem Unfall über vier Stunden im Stau gestanden. Es erklärte sich von selber, warum wir anstatt gegen 12 Uhr um 16 Uhr angekommen waren. Wir hatten das Auto mit den Koffern, der Verpflegung und den Spielen - solche wie Mensch-Ärger-Dich-Nicht oder Kartenspiele, die bei schlechtem Wetter oder fehlender Motivation rauszugehen zu zweit Spaß machten - entladen und unter größter Anstrengung alles in das kleine Ferienhaus geschleppt. Es stand am Fuß eines kleinen Hangs, umgeben von Nadel- und Laubbäumen, wodurch man Sichtschutz von den nächsten Nachbarn in ungefähr 200 Metern Entfernung hatte.
Die große Straße für das Auto führte parallel entlang zu einem Fußgängerweg, von dem einzelne Pfade tiefer in den Forest eindrangen. Dies hatte Jo und mir wiederum noch mehr Lust auf wandern gemacht, ebenso wie die Aussage eines Rangers in unserem Alter, der uns zugeraunt hatte, dass es hier angeblich in zirka zwei Stunden Fußmarsch querfeldein über Wildpfade einen Schwefelsee gab. In den nächsten Tagen, so hatten wir uns einstimmig geeinigt, als wir einräumten, würden wir besagten See suchen.
Das Haus bestand nur aus vier Zimmern; Küche, Bad, Wohnzimmer und einem Schlafraum mit Doppelbett. Alles war nicht geizig, aber doch sparsam eingerichtet, so gab es zum Beispiel keine Mikrowelle oder keinen Fernseher, keine Badewanne, etc., was uns aber herzlich wenig störte: Wir wollten uns erholen, ein Herd mit Backofen reichte dazu auch völlig, ebenso wie eine Dusche und als Fernseher-Ersatz hatte ich eben Spiele eingepackt.
War in besagter Küche immer ›Dosenfutter‹ bereitgestellt, so hatten wir Nudeln, frisches Obst und Gemüse, sowie zum Beispiel Toast oder Aufstrich selber mitgenommen, da wir auch kochen zu einer gemeinsamen Aktivität machen wollten. In den zehn Tagen, die wir hier gemeinsam verbrachten, mussten wir jede Mahlzeit und jeden Einkauf penibel planen und ausrechnen, wie es mit den Lebensmitteln stand, da der nächste richtige Supermarkt fast eine Dreiviertelstunde entfernt war - beziehungsweise wir nicht im örtlichen Tante-Emma-Laden für das doppelte Geld einkaufen gehen wollten.
Wir hatten abends nur schnell einen Salat gemacht, da es schon fast 20 Uhr gewesen war, als wir endlich alles eingerichtet hatten.
Jo ging daraufhin zuerst ins Bad, während ich noch schnell den Abwasch erledigte, dann war auch ich dran.
Wie gesagt schlief Jo als ich zu Bett ging und es dauerte auch nicht lange, bis mir erschöpft von dem ganzen Trubel des langen Tages die Augen zufielen.
29.12.2015
Es waren schon wieder drei Tage vergangen, die Zeit verging wie im Flug. Weit abseits von sämtlichen störenden Faktoren, konnten Jo und ich völlig abschalten. Wir waren vorgestern am zweiten Tag nur kurz rausgegangen und hatten erneut mit Rangern wegen dem Schwefelsee gesprochen, wobei fast schon auffällig war, wie sehr Jo dem Ranger, der uns den Tipp am Ankunftstag gegeben hatte, schöne Augen machte, ansonsten hatten wir tatsächlich gespielt, über Gott und die Welt gequatscht und gemeinsam neue Gerichte für die restlichen acht Tage kreiert - kurz; wir genossen es hier zu sein.
Auch gestern waren wir nur vormittags auf den üblichen Wanderwegen wandern gewesen, hatten nachmittags Erinnerungsfotos von uns und der Landschaft aufgenommen und abends ein Lagerfeuer gemacht.
Heute hatten wir uns dazu aufraffen können für Silvester und generell einkaufen zu fahren, was echt ein großer Akt geworden war, da wir uns - eben typisch wir - fast verfahren hätten. Glücklicher - oder besser gesagt komischerweise - hatte Jo, gerade als ich mitten im Nirgendwo aufgeben wollte, die Nummer des Rangers hervorgezaubert, der uns den Weg erklären konnte.
Gerade sonnten wir uns auf der hinteren Veranda des Ferienhäuschens in Decken eingemummelt und verdauten gleichzeitig das Mittagessen. Ausnahmsweise waren wir beide am Handy und checkten Nachrichten. Ich hielt regelmäßig Kontakt zu meiner Austauschfamilie in L.A. und hatte außerdem Justin gestern Mittag dann doch geschrieben, nachdem er sich nicht gemeldet hatte. Die Antwort kam - obwohl gestern gelesen - erst gerade eben und sie gefiel mir überhaupt nicht.
Stacy: Hey du, alles Paletti? ;*
Justin: Hmm, alles gut.
Stacy: Was machst du gerade? :)
Justin: Nichts, du ich muss jetzt auch wieder, bis bald.
Ich hatte das Gefühl, dass er mich abwürgen würde und obwohl ich mir sicher war, dass ich mir im Endeffekt wieder zu viele Gedanken machte, verspürte ich einen Stich Eifersucht als ich mir die ersten Fotos von ihm, Hailey und den anderen anguckte. Am 27. hatte er das erste Bild aus dem Urlaub gepostet, danach kamen immer mehr Bilder nur von Hailey und ihm, heute hatte er sogar ein Video hochgeladen. Das wäre mein Part gewesen, dort mit ihm in Strand zu sitzen, auf seinen Bildern verlinkt zu werden. Die Medien rissen sich um die Beiden, sie sähen ja ›so vertraut‹ aus, ob da ›nicht mehr‹ zwischen den Beiden wäre? Beide hatten mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen und ihnen vertrauen, doch jetzt war Justin so und ja, ich machte mir Gedanken. Jo spürte, ganz die beste Freundin, anscheinend meine Unruhe:
»Was ist los?«
»Justin hat gerade geantwortet und -«
»Na, endlich!«, fiel Jo mir ins Wort. Ich verdrehte die Augen, doch innerlich musste ich ihr zustimmen.
»Und ich habe das Gefühl er hat irgendwas, er würgt mich doch ab, oder bilde ich mir das nur ein?«
Ich zeugte ihr den Chat und tatsächlich stimmte sie mir zu. Ich war nicht verrückt und sah keine Gespenster.
Trotzdem ließ ich ihn in Ruhe. Egal was los war, ich hatte Jo und diesen Urlaub würde ich mir nicht vermiesen lassen.
31.12.2015/ 01.01.2016
»Drei, zwei, eins.. Frohes Neues!!!«
Das Jahr 2016 hatte soeben angefangen, Feuerwerke starteten, Menschen beglückwünschten sich. Auch Jo und ich schrien uns förmlich an, dann prosteten wir uns zu und leerten das Sektglas. Kaum hatten wir die Gläser abgesetzte wurde Jo von einem etwas angetrunkenen Yonah - der Ratgeber-Ranger - herumgewirbelt und schließlich abgesetzt. Wir hatten seinen Tipp wirklich in die Tat umgesetzt - mit ihm als Führer, was Jo schamlos ausgenutzt und darin geendet hatte, dass ich eine Nacht zuvor aus dem Haus vertrieben worden war.
Wir befanden uns auf der Party des National Forests zusammen mit gefühlt der gesamten Population an Menschen und Mücken in dieser Gegend.
Ich tanzte mich durch den Anfang von 2016 ohne einen - beziehungsweise zu viele - Gedanken an Justin zu verschwenden, von dem ich seit meinem ersten Versuch mit ihm in Kontakt zu kommen nichts mehr gehört hatte. Auf meinen zweiten, dritten und schließlich den vierten und letzten Versuch hatte er gar nicht mehr reagiert und ich war es, offen gesagt, Leid.
Nur noch über Twitter und Instagram hielt ich mich bei ihm auf dem Laufenden, allerdings wurde nicht berichtet, was zwischen ihm und Hailey privat passierte - Fotos an sich hatte ich allerdings genug.
Ich hatte mich wieder an Kates harte - aber letztendlich wahre - Worte erinnern und leicht verbittert feststellen müssen, dass es wirklich keine gute Idee war, einen Star zu daten.
Doch das hier war der Anfang von 2016 und wie gesagt, ein Justin Drew Bieber würde mir nichts vermiesen.
Und so tanzte ich weiter unter Sternen umgeben von Menschen und Bäumen irgendwo mitten im Nirgendwo.
04.01.2016
Weinend brach ich in Jos Armen zusammen. Ich hatte bereits viel ertragen, doch dieses Foto war eins zu viel.
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You Smile? I Smile! (jdb♕)
Hayran KurguStacy, ein Au-Pair Mädchen auf der Suche nach einer Zukunft und Justin, der Weltstar, der eigentlich auch nur einen Tag ein kleines Bisschen normal sein möchte. Doch normal zu sein, ist nicht ganz so einfach und dann geht alles ganz schnell: Von ein...