Kapitel 23

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PoV Mia:

Ich war mir von Anfang an so sicher gewesen, dass er es war, der mit der Empfangsdame diskutierte. Til hielt in der Empfangshalle immer noch seine Jacke fest, die er eigentlich anziehen wollte. Vincent drehte sich zögerlich um. Er sah nicht wirklich so aus, als wollte er hier essen gehen. „Hi" verlegen sah er mich an. „Was machst du hier?" Til kam raus. Vincent zögerte mit seiner Antwort. Til legte seinen Arm um meine Taille und zog mich fest an sich. Sein Griff war grob und tat beinahe weh. Ich versuchte mich unbemerkbar von ihm loszureißen aber ließ es nicht zu. „Ich äh..." sagte Vincent. Ich sah genau wie er schluckte. „Ich wollte dich abholen." Gab er schließlich zu. Er zeigte auf das Auto hinter sich. „Ich bring sie schon nach Hause aber vorher gehen wir noch was trinken, nicht war Spätzchen?" Ich wollte nach Hause. Ich wollte nichts mehr trinken gehen und ich wollte auch nicht das Essen im Restaurant weiter essen. „Ach so...ja. Ich wollte euch nicht stören." Til hatte mich nach allen Regeln der Kunst angebaggert. Ich hatte einfach keine Lust mehr. „Vincent warte." „Was willst du denn von ihm, wenn du mich haben kannst?" raunte Til mir besitzergreifend zu. Er zog mich noch fester an sich. Vincent drehte sich erneut um. „Ich komme mit." Ich zwängte mich aus Tils Umklammerung. „Ach weißt du was? Dann geh doch du kleines Flittchen. Wäre sowieso total schlecht mit dir gewesen, so verklemmt wie du bist." rief Til mir nach. Ich stieg in Vincents Auto. „Alles okay?" Vincent sah mich von der Seite an. Ich nickte langsam. „Warum warst du wirklich da?" fragte ich aber er gab mir keine Antwort. Er blickte starr auf die Straße, mit zusammen gebissenen Zähnen. Er fuhr deutlich schneller als es die Verkehrsregeln vorgaben. Ich fragte mich, ob ich lebend zuhause ankommen würde. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge. Nach sechs Minuten und 32 Sekunden parkte er vorm Haus. Ohne mich auch nur anzusehen ging er hoch. „Meinetwegen, du wolltest mich abholen aber woher wusstest du, wo wir waren?" Ich war verzweifelt. Er redete kein Wort und war wütend. „Ich weiß wo Til hingeht. Ich hab diese Mädchen doch auch immer dahin geschleppt. Du verstehst nicht was er von dir will!" bellte er vor Wut. Sein Gesicht war rot, seine Augen blitzten vor Zorn. „Natürlich weiß ich was er will. Ich bin weder blind noch blöd!" Seine Gesichtszüge wurden weicher. Er schien sich ein wenig zu entspannen. „Warum ist es dir so wichtig? Es kann dir doch egal sein?" Ich hatte etwas Falsches gesagt. Seine Augen verrieten ihn aber er zuckte bloß mit den Schultern. „Bist halt wie eine kleine Schwester, die man beschützen muss." Ich schluckte. Das tat weh. Unglaublich weh. Es war schlimmer als eine Ohrfeige. Ich spürte wie mir die Tränen hinaufstiegen. Schnell drehte ich mich von ihm weg und ging ins Schlafzimmer. Der Ort, an dem er mich in Ruhe ließ.

Ich dachte noch richtig nach. Letztendlich war es eher ein Eingeständnis. Ich gestand mir endlich ein, dass ich ihn wirklich liebte, obwohl es keinen Zweck hatte.

PoV Vincent:

Ich hätte mich Ohrfeigen können. Wie sie mich angesehen hatte. Erschüttert, verzweifelt, traurig. Ich ließ mich auf der Couch sinken. Sie war nicht wie meine Schwester. Das war eine Lüge. Eine riesige Lüge. Sie könnte niemals meine Schwester sein, so wie ich sie mochte. Ich mochte sie auf diese eine Weise, die ich nicht beschreiben konnte. Ich musste das in Ordnung bringen. Langsam steuerte ich auf ihre Schlafzimmertür zu. Mein Herz wummerte in meiner Brust. Vorsichtig klopfte ich an. „Kann ich rein kommen?" Keine Antwort. Ich drückte die Klinke runter und öffnete die Tür einen Spalt breit. Sie saß auf ihrem Bett. Den Blick aus dem Fenster gerichtet. „Hey" meine Stimme klang rau. Sie versteifte sich, blickte jedoch immer noch aus dem Fenster in die Ferne. „Das war nicht so gemeint. Das weißt du. Ich würde eine Schwester nie so behandeln. Ich meine... ich würde dann nicht vor dir rauchen und sowas und du würdest das mit den Mädchen nicht wissen." Sie zeigte keine Reaktion, als wäre sie eingefroren. „Hasst du mich?" Ich stand immer noch im Türrahmen. Endlich drehte sie sich um, sah mich an. Ihre Haare waren zerzaust, ihr Gesicht gerötet. „Es tut mir leid."

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