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Ich steckte meine Geldbörse in meine Tasche und nahm den Kaffeebecher in die Hand. Als ich mich umdrehte und meine Blicke durch den Kaffeeladen schweifen lies, entdeckte ich das kein einziger Platz frei war. Ich schnaufte und quetschte mich langsam und vorsichtig durch die Tische und den Menschen. Kurz schaute ich aus den Fenster und merkte das es begonnen hatte zu regnen. Es war nicht mein Tag.
Mit gespitzten Lippen und zusammen gekniffenen Augen schaute ich mich noch einmal um, bis ich einen Mann alleine auf einen Vierer Tisch sitzen sah. Mit einem Ziel vor Augen stürmte ich geradewegs zu den Tisch und stellte mich aufrecht vor den Mann hin. „Entschuldigung. Könnte ich mich zu Ihnen setzen. Es gibt keine freien Plätze mehr"
Der Mann schaute mich mit einem gehobenen Mundwinkel an und schüttelte den Kopf. „Nein". Ich war geschockt. Eine von seinen dunkelbraunen Strähnen hing ihm in seinem Gesicht und das Lächeln war immer noch auf seinen vollen Lippen gefangen.
„Warten sie auf jemanden?" Hakte ich unsicher nach und strich mir meine langen, braunen Haare hinter meine Ohren. Er schaute erneut zu mir auf und sein Lächeln verschwand von einer Sekunde auf die andere. „Nein. Ich will einfach nur alleine sein"
Empört öffnet ich meinen Mund, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte. Stur schob ich ohne viel nachzudenken den zweiten freien Sessel nach hinten und lies mich darauf plumpsen. Mit einem frechen Lächeln nahm ich einen kräftigen Schluck von dem Kaffee und lies mich entspannt nach hinten auf die Sitzlehne fallen. Sein Gesichtsausdruck war unbeschreiblich. Er presste seine Zähne aneinander und seine Augenbrauen formten sich zur einer geraden Linie. „Was verstehen Sie nicht an einem 'Nein'?" Schrie er laut auf, dass sich die Leute auf den Tischen neben uns umdrehten. Erschrocken griff ich nach meinem Becher und umklammerte ihn fest. „Das was Sie taten war unhöflich!" Verteidigte ich mich schnell und stampfte einmal mit den Fuß am Holzboden auf. „Sie verstehen nicht meine Situation" flüsterte er mit einem Geheimnisvollen Ton zu mir herüber. Langsam lies ich mich nach vorne kippen, damit ich näher bei seinem Gesicht war. Seine dunkelgrünen Augen ließen mich erstarren. „Welche Situation den?" Murmelte ich vor mich hin. Abweisend verschränkte er seine Arme und schüttelte den Kopf. „Ich hoffe einfach für dich, dass sie gerade nicht da sind"  antworte er und stand mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf. Mit Fragen in meinem Kopf starrte ich auf den leeren Tisch. Wer sollte nicht da sein?

Zu Hause angekommen schmiss ich meine Tasche auf die Seite und schmiss mich mit voller Wucht auf meine Bank im Wohnzimmer. Gemütlich ließ ich mich in Ecke einsinken und suchte mit meinen Augen die Fernbedienung, die aber sechs Meter weit von mir entfernt auf dem Esstisch lag. Genervt verdrehte ich meine Augen und stand mit all meiner Kraft von der weichen Bank auf und schlenderte mit schweren Schritten zum Tisch. Als ich sie endlich in der Hand hielt rannte ich wieder zur Couch und schaltete mit einem Grinsen den Fernseher ein. Nein..Nein...Auf keinen Fall..Vielleicht..Ja! Dachte ich mir als ich die Fernsehserie 'How I met your mother' sah. Ich liebte die Serie über alles.
Nach einer halben Stunde, als ich gerade halb eingeschlafen war, hörte ich auf einmal ein lautes Geräusch bei meinem Fenster. Schnell riss ich meine Augen auf und setzte mich starr auf. Meine Hände wurden kalt und in meinem Bauch begann es unangenehm zu kribbeln. Als ich dasselbe Geräusch noch einmal bei meiner Haustür hörte sprang ich zitternd auf und schnappte mir mein Wasserglas. Ich erwartete, dass jemand die Tür aufbrach und zu mir hineinstürmte, doch stattdessen läutete jemand an. Mein Gewissen sagte, bleib wo du bist, doch meine Beine machten was sie wollten. Langsam näherte ich mich der Tür und schaute ängstlich durch den Spion, wo mir ein bekanntes Gesicht erschien. Meine Nachbarin, Mrs. Rose. Ohne Gedanken öffnete ich die Tür und schaute sie verwundert an. „Wie kann ich Ihnen helfen?" Fragte ich sie und musterte ihr Gesicht. Der Schweiß auf der Stirn rann ihr herunter und ihre Wangen samt ihrer Brust waren feuerrot. Mit aufgerissenen Augen schaute sie mich an und formte mir ihren Mund: Lauf!
Bevor ich reagieren konnte, rissen zwei Männer mit schwarzen Masken die alte Dame weg und stürmten in mein Haus. Mit Herzrasen lief ich schnell in die Küche und versuchte schweißgebadet die Tür zu zuhalten, doch der Mann war einfach viel zu stark für mich. „Geh weg!" Kreischte ich so laut ich konnte durch das Haus, aber es half nicht. Er packte mich an meinen Haaren und zerrte mich in das Wohnzimmer, wo auch Mrs. Rose weinend am Boden in der Ecke saß. Der zweite Mann hielt eine Pistole an ihren Kopf und schaute mich lachend an. „Du kleine Schlampe bleibst da sitzen!" Schrie er mich an und schupste mich mit voller Wucht gegen die Wand. Gehorsam setzte ich mich auf den Boden und blickte mit Tränen in den Augen zu Mrs. Rose. Ich hatte solche Angst. „Schau genau zu" prustete der Mann der die Pistole in der Hand hatte zu mir und schlug ihr fest auf den Kopf.
„Nein! Hör auf" schrie ich mir die Kehle aus dem Leib.
„Magst du das nicht?" Fragte er mit verstellter, hoher Stimme. Mit schwerem Atem schüttelte ich den Kopf und drückte mich gegen die Wand. „W-Was wollt ihr von uns?" Stotterte Mrs. Rose, die sich ihren blutenden Kopf hält. Plötzlich rannte der Mann, der mich die ganze Zeit in Auge behielt zu ihr hinüber und tritt sie stark in den Magen, dass sie einen Hustenanfall bekam. „Erschieß sie!" Befahl er seinen Freund mit aggressiver Stimme, doch der mit der Pistole schaute ihn nur verwundert an. „Ich erschieße viel lieber die kleine da drüben" Er richtete die Waffe auf mich und winkte mir mit seiner freien Hand zu. Mein Herz hörte auf zu schlagen und mein Körper stoppte nicht mit dem Zittern. „Bitte nicht" flehte ich um mein Leben. Ich wollte nicht sterben. Ich hatte mein ganzes Leben noch vor mir. Doch auf einmal riss der eine Mann den anderen die Pistole aus der Hand und erschoss ohne mit der Wimper zu zucken Mrs. Rose.
„Nein!" Brüllte ich auf und hielt mir nervös mit meine feuchten Hände den Mund zu. „Jetzt bist du dran" lachten beide im Chor und gingen mit großen Schritten auf mich zu. Tränen kullerten mir die Wangen entlang. „Ich hab nichts gemacht" wimmerte ich mit heiserer Stimme. „Wir wissen es" flüsterte mir einer in mein Ohr und schleckte mich auf der Wange ab. Angewidert wischte ich mir schnell das Nasse auf meiner Wange weg und rückte ein kleines Stück von ihm weg. „Weil du sowieso gleich tot bist, darfst du auch unsere Gesichter sehen" Beide rissen sich gleichzeitig die Masken von ihren Köpfen und grinsten mich pervers an. Der eine hatte dunkelblonde Haare und der andere eine Glatze mit einem Dreitagebart. „Würde ich auf Brünette Frauen stehen, würdest du schon längst gefickt sein" lachte der Glatzköpfige und begann mir eine harte Ohrfeige zu verpassen, dass ich auf die Seite flog. „Verpisst euch" grölte ich und hielt mir meine pochende Wange fest. „Du kannst noch lauter herum schreien, doch niemand wird dich hören"
„Du bist so ein Arschloch" Ich wischte mir die Tränen von meinem Kinn weg und richtete mich wieder auf.
Als ich diese Worte aussprach begannen beide kampfesfreudig auf mich einzuschlagen und einzutreten, bis mir schwarz vor Augen wurde. Auf einmal hörte ich ganz leise  jemanden die Tür auftreten. Ich wollte wieder etwas sehen, doch es klappte nicht. Meine Augen waren zu schwach. Beide Männer hörten auf mich zu schlagen. Zornig biss ich mir auf meine Unterlippe und zwang mich meine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Ich konnte verschwommen einen weiteren dritten Mann erkennen. Der Blonde lag schon bewusstlos am Boden, in Gegensatz zu dem Glatzköpfigen, der noch mit vollem Elan mit meinem 'Retter' kämpfte. Er trug einen schwarzen Pullover und hatte die Kapuze auf. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen...

Albtraum- Der Mann, der mein Leben auf den Kopf gestellt hatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt