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Seitdem es mir wieder besser ging und es schon eine Woche her ist , seitdem ich nach Hause durfte, saß Brandon jede Sekunde an seinem Handy und ging jeden Tag um die selbst Uhrzeit außer Haus. Er hatte extra eine Alarmanlage und Videokameras im Haus aufgehängt, falls Kristien wieder zu mir kam. Wenn ich ihn fragte wo er hin geht, ignorierte er mich oder gab mir nur einen Kuss auf die Stirn, verlies jedoch trotzdem das Haus.
„Ich geh jetzt!.." Schrie er mit verdächtiger Ängste in der Stimme und rannte mit den Blicken auf sein Handy zu mir ins Schlafzimmer. Mit einem Reaktionslosen Gesicht schaute ich ihn an und legte mein Buch auf die Seite. „Wo gehst du hin?" Fragte ich, mit der Hoffnung diesmal eine vernünftige Antwort zu bekommen. Mit einem gehobenen Mundwinkel kam er auf mich zu gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, doch ich drückte ihn sofort von mir weg. „Entweder du sagst mir jetzt wo du hin gehst, oder deine Lippen werden nie wieder die hier berühren!" Stellte ich ihn zu Rede und zeigte auf meinen Mund. „Das kann so nicht weiter gehen" nörgelte er und schüttelte entsetzt den Kopf. „Du musst mir vertrauen"
Wie sollte ich ihn vertrauen? Er sagt mir nicht mit wem er telefonierte und wo er jeden Abend hin geht. „Ich geh jetzt, entweder du vertraust mir, oder..." Er hatte keine Wörter mehr. „Du machst Schluss?" Beendete ich seinem Satz, doch er tat so als hätte er ihn nicht gehört. Mit der kalten Schulter verlies er mit einem verletzendem Gesichtsausdruck den Raum und lies mich mit nassen Augen alleine am Bett sitzen. Er hatte sich seit dem Telefonat mit Justin verändert. Die letzte Information die er mir anvertraute war, dass er wusste wo Janet gefangen ist, doch warum rettete er sie nicht? Stattdessen traf er sich jeden Abend mit wem. Einmal sein bester Smoking und dann wieder ein normales Touristenoutfit. Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden was er machen könnte, folgte ich ihm mit Wut im Magen zu einem verlassenen Ort am Stadtrand. Ich beobachtete ihn leise vom Auto aus, wie er in eine nicht beleuchtende Gasse einbog. Wo willst du hin Brandon? Fragte ich mich innerlich. Wie ein Geheimagent schlich ich ihn zu Fuß hinterher und folgte ihm steile Treppen hinunter. Bevor er hinter einer dunkelgrünen Holztür verschwand schaute er sich noch einmal im Spiegelbild des Fensters an und richtete seine Haare, die vom kühlen Nordwind zerstört wurden. Als ich vor der großen, breiten Tür stand und innerlich betete, dass Brandon nicht wieder zum Menschenhandel zurückkehrte atmete ich tief ein. Mit geschlossenen Augen öffnete ich die knarrende Tür und ging mit lautem Atem hinein. Niemand war zu sehen. Ich stand in einem dunklen Raum, wo alte, verfallene Möbel standen und die schmutzigen Tapeten sich langsam von den Wänden lösten. Es war wie ein Albtraum, von den man nur zu gerne aufwachen würde, doch es war die Realität. Was wäre geschehen, wenn ich mein altes Leben zurück hätte? Würde ich vor langweile sterben oder würde ich eher gerne vor Angst mit meinen Traummann sterben?
Ich hörte langsame Schritte. Mit einem nicht wohlfühlenden Magen schlich ich diesen Schritten hinterher. „Was mach ich nur hier?" Zweifelte ich an meinem selbstsicheren Stolz, der vor ein paar Sekunden noch aufzufinden war. Langsam und mit kleinen Schritten ging ich knapp an der Wand entlang, bis ich ein strahlend, helles Kerzenlicht aus einem Raum funkeln sah. War darin Brandon aufzufinden? Mit verzweifelten Blick näherte ich mich diesen Raum.
„Du bist immer noch ein gnadenloser Charmeur" lachte auf einmal eine Frauenstimme. Starr blieb ich kurz vor dem Türrahmen stehen und wagte einen ganz kurzen Blick in das Zimmer, mit Kerzenlicht und der Frauenstimme. 
Eine wunderschöne Frau, Chardonnay und Brandon mittendrin. Ich fühlte mich ausgenutzt. Ich legte meine Hand auf meine Brust und drückte meinen Kopf fest gegen die Wand, um Wut auszulassen. Betrügt er mich? Ich wagte mit Schmerzen in meinem Herzen, einen weiteren Blick hinein. Sie nahm aus einem edlen Weinglas einen kleinen Schluck von dem Wein, doch ihre Blicke mit ihren graublauen Augen blieb auf Brandon's Gesicht. Er sah glücklich aus. „Ich hoffe doch, du kommst morgen wieder" flüsterte sie mit erotischer Stimme zu ihm und berührte ihn dabei mit ihrer Hand auf seinem Oberschenkel. Ihr Make up saß perfekt und ihr langes, rotes Kleid sah wunderschön zu ihren Rabenschwarzen Haaren aus. Kein Wunder, dass er mich für sie versetzt, doch heute wird er mich garantiert nicht mehr sehen!

Zu Hause riss ich mit Zorn einen schwarzen Müllsack aus dem Schrank und packte Brandon's Klamotten hinein. „Verpiss dich!" Brüllte ich mit nassen Wangen und roten Augen, währenddessen ich den Sack aus dem Haus,warf. „Ich hoffe du hast Spaß mit dieser Schlampe!"
Mit Tausend Herzteilen verkroch ich mich ins Schlafzimmer und weinte mich am Polster aus. Bewegungslos lag ich am Bett und starte auf die Decke. Ein Mensch baut Scheiße, doch die Liebe bleibt. Das Gefühl der Trauer, der Leere, die fehlende Vertrautheit, die Verzweiflung und die bohrenden Fragen in meinem Kopf, brachten noch mehr Tränen aus meinem Körper. Was habe ich gemacht, dass er sich nicht mehr um mich kümmert?
Nach nur wenigen Minuten hörte ich auch schon ein „Hast DU die Sachen hinaus geworfen?" Mit dem Beutel in der Hand kam er zu mir in mein Zimmer und schaute mich nur erschrocken an, als er mich weinend und schluchzend am Bett liegen sah.
„Oh mein Gott! Was ist passiert?" Schnell stürmte er zu mir und setzte sich behutsam neben mich auf das Bett, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ich will das du die Sachen nimmst und damit aus meinem Leben verschwindest" sagte ich klar und deutlich, doch Brandon hob nur eine Augenbraue. „Warum? Was hab ich gemacht?"
Als ich diesen Satz hörte, platze mir der Kragen. „WAS HAB ICH GEMACHT? DEIN ERNST?" Brüllte ich durch die Gegend und setzte mich auf den Knien sitzend auf das Bett. „WER IST DIESE BUMSSCHLEUDER?" Aufgewühlt fuchtelte ich mit meinen Armen vor seinem Gesicht herum.
„Bist du mir hinterher geschlichen?" Er versuchte meine Hände zu schnappen, doch stattdessen klatschte ich seine Hände jedes Mal weg, wenn sie mir zu nahe kamen.
„JA! WER IST SIE?"
„Ich betrüge dich NICHT. Und ich habe es auch niemals vor" versuchte er mich zu beruhigen. Mit einem Lauten schnaufen wischte er sich mir seinen Händen über das Gesicht und klatschte danach mit einem koketten Lächeln in die Hände. „Ich versuche Janet hinaus zu holen" Sein Lächeln verschwand, als er seine Schwester erwähnte.
„Und was hat diese Frau damit zu tun?" Sprach ich mit beruhigender Stimme. „Als  Justin mich angerufen hat und mir erzählte wo Janet ist, bin ich sofort los gegangen, sobald du geschlafen hast. Doch als ich dort ankam, war sie nicht mehr da. Kristien muss sie woanders mit hingebracht haben. Irgendwie hatte er mein Handy gehakt und das Gespräch zwischen Justin und mir mitbekommen" Er holte tief Luft und holte sein Handy aus der Hosentasche und drückte es mir in die Hand. „Das da ist neu. Ich hab mir sofort ein Neues gekauft und das Alte entsorgt. Ich muss erst alles installieren. Deswegen bin ich auch die meiste Zeit am Handy"  er zeigte mit seinem Finger darauf und strich mir mit den Daumen über die Wange um eine Träne weg zu wischen.
„Und diese 'Bumsschleuder', oder wie du sie auch schon immer bezeichnet hast heißt Jasmine und war an dem Ort in einem Menschenkäfig gefangen, wo ich eigentlich Janet erwartet hatte. Sie hat jedes Gespräch zwischen Brad und Janet mitbekommen"
Langsam wurde mir alles klar, doch eines kam mir nicht aus meinem Kopf. „Warum musstet ihr euch unbedingt bei Kerzenschein, teurem Wein und in eleganten Outfits treffen?"
„Babe... Sie war mehr als zehn Monate bei Brad eingesperrt. Da darf man doch Mal nett sein.."  Er stupste mir an die Nase und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche.
Verlegen schaute ich ihn an und zuckte nur mit den Schultern. „Und warum hast du mir das verschwiegen?" Ich hob eine Augenbraue und verkreutzte meine Arme. Ohne eine Antwort drückte er mir einen sanften und langen Kuss auf meine Lippen, dass ich Gänsehaut bekam. „Weil ich nicht will das du wegen mir in Schwierigkeiten gerierst" flüsterte er und starte mir in meine Augen. „Umso weniger du was weißt, desto mehr bist du in Sicherheit"

Albtraum- Der Mann, der mein Leben auf den Kopf gestellt hatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt