Mary:
Jeder Tag mehr in Ottawa wurde mehr und mehr...wie sollte ich es nennen, es gab zu viele Worte, die mir spontan in den Sinn kamen: Komisch, verrückt, mysteriös, seltsam und vor allem: kompliziert. Heute war so einer dieser Tage:
Ich war schon früh an der Schule und saß alleine in der Bibliothek, um für Englisch zu lernen, da diese Sprache für mich noch gewöhnungsbedürftig war...es war ziemlich krass, diese Veränderung: Jetzt taten wir alles in Englisch, was ich in Deutschland in Deutsch in der Schule gemacht hätte: Grammatik, Bücher lesen und auch Aufsätze schreiben, wie heute. „Mann, hat es Alex gut, sie muss heute noch nicht in die Schule, um über dieses Buch einen Aufsatz zu schreiben." Aber eigentlich... Ich schaute mir das Buch in meinen Händen an: Romeo und Julia von Shakespeare. Es war eine schöne und interessante Geschichte gewesen, zumindest für mich. Lilly schien während des Vorlesens mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein, was eigentlich gar nicht zu ihr passte, Scarlett und ihre Freundinnen tuschelten die ganze Zeit und nur ein paar der Klasse, unter ihnen ich, lasen auch wirklich mit.
Ich seufzte bei dem Gedanken, ich war einfach eine hoffnungslose Romantikerin, deswegen hatte ich wohl damals dieses verdammte Gedicht an Samantha geschickt. Und vielleicht auch, weil ich es satt gehabt hatte, nur zu hoffen, zu verstecken, was ich fühlte und auf alles achten musste, was ich tat. Es keinem zu erzählen, war hart genug gewesen, ich hatte mich immer wie eine Art Alien gefühlt. Wann immer ich in den Spiegel sah, wann immer ich diese Gefühle hatte, musste ich sie, besonders nach Samanthas deutlicher Zurückweisung, von mir wegdrücken, egal wie sehr es wehtat. Ich hatte nur eines gewusst: Wenn ich wieder anfing, so etwas zu empfinden, würde ich ein dunkles Loch aus Hoffnung. Verzweiflung, Fragen und Angst wären die drei Gefühle, mit denen ich mich herumschlagen müsste und das den ganzen Tag lang.
Besonders, da ich schon wusste, wie die anderen so jemanden nannten: Homo, Lesbe...und weiter wollte ich auch gar nicht nachdenken. Eines war klar, wenn ich diese Gefühle wieder empfand, würde ich mir das nie verzeihen können...
Ich ging nachdenklich Richtung Englischraum und hörte dort schon eine heftige Diskussion „Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst, Bitch!" Hörte ich Livs grelle Stimme und dann Lilly, die trotzig erwiderte „Ach ja? Ich sehe vor mir nur eine Zicke und ihre zwei treudoofen Dalmatiner...ach warte, eher Pudel..." Ich schaute leicht hinein und sah Lilly, die wütend und in voller Rage vor Scarlett, Liv und Leyla stand. Ich trat ein und Leyla murmelte „Da kommt ja schon Versager Nummer 2." Hirnlose Kuh... „Sagt genau die Richtige." Erwiderte ich nur ebenso genauso giftig, denn das war eines meiner Nummer eins Ziele für Ottawa als neuen Heimatsort: Wenn ich hier einen neuen Anfang haben wollte, würde ich mir hier nichts mehr gefallen lassen!
Bei dem Klang meiner Stimme drehte sich Scarlett zu mir um, warf ihre goldblonden Haare arrogant in den Nacken und schaute mich mit einem selbstsicheren Grinsen an. „Pass auf, was du sagst!" Ich trat näher an sie heran und zischte „Oder was?" Wenn sie ihre Spielchen mit Lilly nicht lassen würde, wäre ich bereit, ihr eine zu verpassen, Verliebtsein hin oder her!
Sie trat einen Schritt näher, bis unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander waren, wie damals in der Klinik ihres Vaters. Ich spürte ihren Atem scharf auf meiner Haut, als sie fauchte „Ich habe meine Möglichkeiten." Ich flüsterte in ihr Ohr, mit demselben Nachdruck in meiner Stimme: „Ich auch...und du weißt was ich meine..." Dann trafen sich wieder unsere Blicke, ihre giftgrünen Augen leuchteten gefährlich in meine. Obwohl sie so gemein gewesen war, fing ich wieder an, leicht zu zittern, mein Herzschlag wurde immer schneller... Bis sie einen Schritt zurücktrat, ihren Blick immer noch auf mich und irgendwoher hörte ich die leise geflüsterte Worte „Ich wünschte, ich hätte das nicht machen müssen..." Es war Scarletts Stimme, aber...ihre Lippen bewegten sich nicht! Verdammt, ich wurde echt noch verrückt! Wir beide wichen voneinander, aber nicht, ohne den Blick des anderen loszulassen.
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The Haunted Ones 1: Dreams and Nightmares (GirlxGirl) (GirlxBoy)
FantasyWird aktuell verbessert und umgeschrieben! "Du denkst, dein Leben ist kompliziert? Werde eine von uns und sehe, wie sich dein Leben verändert, bis nichts mehr so ist, wie es einmal war..." Santora, Hauptstadt des furistischen Kanadas, mit über Taus...