18. August: Verspiegelt (Teil 2)

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Tyler:

Langsam konzentrierte ich meine Sinne, während ich die Spritzen im Materialraum sortierte und schaute die Gefühle der Menschen, die im Krankenhaus waren an. Es war zu cool, wie viel Ekel, Konzentration und... Moment mal was? Dreamjumperenergie! Drei Stück und mit demselben Geruch. Sie waren anhand diesem süßen Geruch weiblich, man konnte unterscheiden, welches Geschlecht ein Verfluchter war: Die männlichen rochen nach Wald, einen herben Geruch, die weiblichen eher nach frischen Blumen, süß. Nach jahrelanger Ausbildung und Forschung wusste ich alles und den Grund, warum mein Onkel mich nach Ottawa gebracht hatte, um meinen Feind gründlich zu studieren. Ich hasste diese Kreaturen, denn ich kannte eines ihrer Opfer. Schon daran zu denken, ließ meine Augen feucht werden und ich rieb mir die Tränen schnell weg.

Ich war sonst nicht so sensibel, nur ging es bei dem eben erwähnten Opfer um meinen kleinen Bruder Noah, dem die Psyche durch dieses verfluchte Pack, Dreamjumper oder Nightmarehunter gestohlen worden war. Die Jagd in die mich mein Onkel als Mithelfer eingeschleust hatte, war nach allem, was nicht menschlich war und auch wenn jemand nur ein paar verfluchte Anzeichen hatte, waren diese nur bis 50% der Messlatte zugelassen. Gut für mich, schlecht für jeden Verfluchten! Ich war bei der Jagd dabei, weil ich mich endgültig für Noah rächen wollte. Er war der liebste und frechste Bruder gewesen, den man sich wünschen konnte, er hatte ein reines Herz gehabt.

Ich sortierte noch die letzte Spritze hinein, dann öffnete ich den Raum und schloss meine Augen: Infrarotstrahlung war eine meiner Eigenschaften, die sich für die Jagd als sehr nützlich erwiesen. Ich konnte ausmachen, wer ein Verfluchter war, da Menschen nur warmes Blut besaßen und somit eine Röte ausstrahlten, wer jedoch blau war, hatte kaltes Blut und war ein Verfluchter. Plötzlich tippte mich jemand an der Schulter und sah direkt in Dr. Laws strenges dunkelhäutiges Gesicht „Schlafen im Stehen und vor allem in der Arbeit ist nicht gerade lobenswert." Meinte er und ich seufzte leise genervt, verbiss mir eine Bemerkung. „Ja, Entschuldigung, ich habe nur nicht viel Schlaf abbekommen, Sir. Es wird nicht mehr vorkommen." Log ich und er sprach mit einem strengen Tonfall „Das hoffe ich für sie." Neben mir stand plötzlich mein Onkel und meinte zu Dr. Law „Ich übernehme ihn, sie können mit ihrer Arbeit fortfahren." Dr. Law nickte nur mit gerunzelter Stirn und ging wieder weg.

Mein Onkel musterte mich streng und kaum, dass der andere Doktor weg war, äußerte er seine Meinung in Worten „Ich habe deine Aktivität gespürt, du kannst das meinetwegen überall machen, aber nicht hier oder wenn es auffällt, wie jetzt. Tyler, zwar jagst du, aber das nicht bei deinem Praktikum und außerdem fällt es auch den Kreaturen auf. Fokussiere dich besser auf deine Arbeit und danach machst du eine Pause. Auch Halbverfluchte brauchen ihre Pause." Ich nickte und fragte leise flüsternd „Aber wann darf ich..." „Jagen? Wenn die Zeit gekommen ist. Du bist noch in der Ausbildung von mir, wohlgemerkt. Also sage ich dir, wenn es soweit ist. Erstmal kannst du viele Freundschaften schließen, bitte, denn du weißt, behalte deine Freunde nahe bei dir..." „Aber deine Feinde noch näher." vollendete ich seinen Satz „Ich weiß, aber ich habe keine Aufgabe mehr." Das hätte ich besser nicht gesagt, denn mein Onkel lächelte „Dem kann geholfen werden. Du kannst den Aktenraum des Krankenhaus reinigen, hier sind die Schlüssel."

Ich seufzte genervt auf und nahm die Schlüssel. Ich ging durch die langen Flure, fuhr mit dem Aufzug und im zweiten Stock stieg ich aus. Genau vor mir war die hellblaue Tür und ich schloss sie auf. Drinnen sah ich viel zu viel Staub und dachte „Uff, dann mal ran ans Werk..." Ich wischte allen Staub weg und hob allen Müll auf, es war ziemlich viel Chaos. Und da dachte ich, Ärzte wären ordentlich. Plötzlich, als ich die Schublade des Aktenschranks reinigte, fiel etwas heraus. Ich nahm die Akte hoch und las den Namen „Alexa Mandy Hush..." War das etwa Alex? Krass, ich wusste nicht, dass sie Alexa hieß! Nun ja, seit gestern hatten wir uns zwar angefreundet, aber wussten noch kaum etwas über einander, genau deshalb schien mich diese Akte magisch anzuziehen und ich zögerte damit, ob ich sie öffnen sollte oder nicht. Oh Gott, ich hielt diese Neugier nicht aus! Da es aber das Beste war, legte ich die Akte schnell zurück, als ein Arbeiter hineinkam und ging aus dem Zimmer, denn ich hatte meine Arbeit getan.

The Haunted Ones 1: Dreams and Nightmares (GirlxGirl) (GirlxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt