5. September 2015: Mein persönlicher Albtraum (Teil 3)

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Tyler:

Alles was ich noch wahrnahm, war ein Rauschen neben mir. Eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkam, die goldblonden Haare neben mir und als ich wieder in diese grünblauen Augen schaute, realisierte ich, dass es Alex war, die neben mir saß. Sie schaute mich besorgt an und legte ihre Hand auf meine. Dadurch wurde ich etwas glücklicher, aber...ich konnte es immer noch nicht glauben: Mein Onkel war tot! Was sagte ich tot! Ermordet, schon wieder, von diesen verdammten Verfluchten! Okay, ich verurteilte hier nicht meine Freundin, aber...das ging zu weit! Jeder andere hätte es durchaus auch sein können!

Mein Kopf explodierte, meine Hände waren schwitzig und mein Blick war kalt. Er sah durch die Wände hindurch, stellte sich deutlich vor, wie die Doktoren ein letztes Mal, den kalten, bleichen Körper meines Onkels versuchten wiederzubeleben, aber kein Erfolg hatten. Deshalb hatte ich es auch mittlerweile aufgegeben, aufzustehen, aufgehört, in den Raum zu sprinten und die Lage zu checken, keine Hoffnung mehr, in diese weißen alten Augen zu sehen. Ich war ein logischer Denker. Und deshalb sagte mein Bewusstsein tausende Male: „Er ist tot, er ist tot. Er ist ermordet worden. Das ist deine Schuld, DU hättest auf ihn aufpassen müssen!" Den letzten Satz schrie meine Seele fast heraus.

Ich wandte mich zu Alex, die einen Arm um mich gelegt hatte und etwas flüsterte, was ich aber nicht verstand. Dann hörte ich hallende Schritte auf mich zukommen. Vor mir standen nun ein schwarzhaariger Junge und Lilly, die heftig in eine Diskussion verwickelt waren.

„Wieso schaust du auf mein Handy, wenn ich nicht da bin?" Seine Stimme war tief und gehetzt. Klaus hatte ihn mir schon mal vorgestellt. Ich glaubte, sein Name war Damon. „Ähm, hallo??? Vielleicht wollte ich wissen, was du in aller Frühe in dem Auto meines Vaters machst!" Lillys braune Augen funkelten aufgeregt und ihr Gesicht war leicht gerötet. Alex räusperte sich laut, erst jetzt bemerkten die beiden uns und wurden auf die Sekunde sofort still.

Jedoch wurde die peinliche Stille sofort von zwei blitzartigen Geräuschen unterbrochen, die Geräusche, die ein Verfluchter beim Switchen verursachte. Jetzt wandte sich noch ein drittes ähnliches dazu, bevor ich die Gestalten zweier Personen erkennen konnte: Vor mir standen Mary und...Alex? Ich schaute verwirrt zu Alex, die mich amüsiert anlächelte. „Tyler...das hier sind Mary,..." Sie deutete auf das braunhaarige Mädchen und anschließend auf das blonde Mädchen, das ich für sie gehalten hatte. „Und das hier ist Scarlett."

Jetzt bemerkte ich erst die kleinen Unterschiede zwischen den beiden: Scarlett besaß im Gegensatz zu Alex hellgrüne Augen. Außerdem besaß Alex eine ovale Gesichtsform, wogegen Scarlett eher ein herzförmiges Gesicht hatte. Und...der größte Unterschied lag in ihrer Haltung: Alex saß ganz bequem neben mir in Chucks und Jeans, während Scarlett in völlig selbstbewusster, auch leicht arroganter Haltung neben Mary in einem grünen Kleid stand, das bestimmt so viel kostete wie unser Haus. Mary saß sich und meinte mit ruhiger Stimme: „Das was mit deinem Onkel passiert ist, das tut mir leid..." Ich nickte nur schwach und setzte sich auch Scarlett neben uns. Sie wählte sofort den Platz neben Mary.

Die beiden wirkten, als kannten sie sich. Jedenfalls schätzte ich es von ihren Blicken her, aber ich konnte nicht zuordnen, ob sie Freunde oder Feinde waren. Lilly und Damon wirkten auf jeden Fall so, als wären sie ein Paar, sie hielten Händchen und Damon flüsterte in die Runde: „Ich gehe dann mal aufs Klo..." Und zack, war er verschwunden. Verwirrt blickte ich Alex an und sie murmelte zurück: „Er hat seine Gründe."

Als ich gerade fragen wollte, warum, stürmte ein Doktor in das Wartezimmer. „Tyler Farwood?" „Ja?" Fragte ich, leicht ängstlich. „Kommen sie bitte mit auf Zimmer 6." Alex stand mit mir auf und drückte meine Hand fest. „Wir kommen mit, wenn du das willst..." Ich schaute in die Runde und alle, sogar die arrogant wirkende Scarlett schenkten mir ein zustimmendes Lächeln und Nicken.

Wir betraten den Raum mit vorsichtigen Schritten, als bestünde der gesamte Boden Glas. Einerseits wollte ich nun wegrennen und nie mehr zurückkommen, da ich die Antwort auf meine Fragen wusste, andererseits...ich musste ihn sehen. Noch einmal. Wir betraten alle sechs Personen den Raum, die Doktoren neben Henrys Bett sahen mich alle besorgt an...oh, oh...das konnte nichts Gutes heißen. „Mr. Farwood, ich bedaure es ihnen sagen zu müssen, aber ihr Onkel hat keine Hoffnung mehr, denn die Wunde ist zu groß..." „Reden sie einfach nicht um den heißen Brei herum." Antwortete ich in einer tiefen, traurigen und sogar mir selbst fremden Stimme „Mein Onkel ist tot."

:6

The Haunted Ones 1: Dreams and Nightmares (GirlxGirl) (GirlxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt