20. August: Eiskalte Tränen und Komplikationen

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Scarlett:

Verdammt, tat meine Schulter weh, dabei hatte ich gar nichts gemacht! Und trotzdem war ich irgendwie K.O., als ich heute aufstand. Ich hätte eine Ausrede finden müssen, als mich Alicia gestern zu dieser Zeremonie geschleppt hatte. Solche Zeremonien deprimierten mich immer wieder, sie hatten wie eine Botschaft „Ja, du bist jetzt halt verflucht und es gibt keinen Weg davon weg. Du bist nicht menschlich, du wirst nun gejagt werden, du musst es akzeptieren, sonst überlebst du nicht und fertig." Manchmal wünschte ich mir, in andere Menschen hinein zu schlüpfen, jemand anderes zu sein, bloß nicht ich oder irgendein verfluchtes Wesen. Wie schön wäre es, ohne irgendeine Angst vor dem gejagt werden, herumzulaufen, ganz normal zu leben und meine Probleme, die ich mit zehn Jahren, noch vor der Verwandlung in eine Verfluchte, zurück zu bekommen. Mit jedem Menschen beisammen zu sein, mit dem man wollte, ein normaler Alltag ohne das harte Training, das Verdammt sein. Was redete ich da? Es wäre nicht schön, es wäre unglaublich.

In diesem Fall war es umgekehrt und trug einen Hauch Ironie in sich: Ich war auf Leyla und Liv neidisch und sie hatten einmal etwas, was ich haben wollte.

Ich zwang mich, nicht aus meinem Fenster zu sehen und...jedoch konnte ich es nicht steuern. Mein Körper bewegte sich automatisch zu dem Fenster, meine Augen suchten und nach ein paar Minuten hatten sie gefunden, was sie suchten. Mary saß gedankenverloren, ihre langen dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden in ihrem Zimmer und hatte Kopfhörer auf. Ihre Finger wanderten flink über das Handy, über das sie sich gerade beugte. Ich betrachtete sie vorsichtig und erinnerte mich unwillkürlich an den Moment in ihrem Zimmer.

„Da gibt es keinen Moment und jetzt glotz nicht so!" Wieß ES mich zurecht. Jetzt schaute sie auf und ich sah direkt in ein Paar blaugrüne Augen. Mary schaute mich eine Zeit an, bis etwas in ihrem Blick lag, was ich nicht genau identifizieren konnte. War es Angst, Enttäuschung oder... Was auch immer es war, sie schaute sofort woanders hin und war ich enttäuscht? Nein, sie musste einfach nur einen schlechten Tag haben. Aber ich musste mir noch eine Ausrede wegen gestern überlegen. Gott, wann hatte ich zum letzten Mal die Wahrheit gesagt? Ich fühlte mich schon schuldig, aber Alex war in meinen Verstand eingedrungen. Ich sollte keine Reue zeigen. Was war überhaupt mit mir in diesen letzten Tagen los gewesen? Scarlett DiRose zeigte keine Gefühle und das würde auch so bleiben!

Ich switchte zu meinem Lieblingswaldabschnitt in Ottawa, direkt am See. Ja, mir war bewusst, dass dort Jäger lebten, aber ich konzentrierte mich auf Ryans Anweisungen. Ich konzentrierte meine Gedanken auf meinen ganzen Körper und baute so ein Kraftfeld auf. Dieses Kraftfeld gehört eigentlich strikt verboten in den Nightmare Hills, aber ich verstand nicht, wieso es zu den dunklen Kräften gehörte, es war doch ziemlich praktisch.

Plötzlich spürte ich etwas unter meinen Füßen klicken und wie aus dem Nichts fiel ein Käfig aus den Bäumen. Ich wollte noch Switchen, aber dafür war es zu spät, ich steckte in diesem Ding fest! Wütend versuchte ich mich hinaus zu teleportieren, aber hier brachte das Switchen nichts. Scheiße, es war Kräftegesichert...Mist! Auf einmal hörte ich Schritte, die sich langsam mir näherten und ich staunte nicht schlecht, wen ich vor mir sah.


Alex:

Ich ging gerade in den Aufenthaltsraum des Krankenhauses, da mir langweilig war, der Arzt hatte zum Glück bei mir festgestellt hatte, da ich nur ein bisschen geschwächt war. Jedoch musste ich zugeben, dass meine Träume genauso schwach waren. Wann immer ich in die Dreamlands wollte, war um mich plötzlich wieder dieser Nebel und dieses Lachen. Es bereitete mir immer noch Gänsehaut und ließ in mir eine Panik auflodern, die mich dazu brachte, mich in meiner eigenen Haut nicht mehr wohlzufühlen. Ich dachte, dass mich so schnell nichts zum Boden brachte. Aber mir war gleich klar gewesen, dass das ein Giftnebel gewesen war, wovon mich Klaus immer gewarnt hatte. Und was noch eindeutig war: Ich hätte meine Psyche fast verloren! Na toll und da sollte ich entspannen?

The Haunted Ones 1: Dreams and Nightmares (GirlxGirl) (GirlxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt