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Ich verfluchte Elijah kurzer Hand und sprang auf die Rückbank des Sportwagens. Warum musste er denn ausgerechnet heute unbedingt zu der Party von Was-weiß-ich, um einen drauf zu machen?! Ich hatte wirklich besseres zu tun und in meinen Klamotten war ich garantiert nicht gerade willkommen. Ganz zu schweigen davon, dass ich mal wieder auf Gefahr lief, entdeckt zu werden. Was ich damit meinte war, dass ich im selben Auto saß und er mich nicht sehen durfte!

Das konnte ja echt noch ein Abend werden...

Als ich das Jobangebot von Elijahs Vater annahm, wusste ich noch nicht, dass sein ach so netter Sohn ein komplettes Arschloch war, das außer Football und Party keine anderen Hobbys hatte!

Doch, ich hatte Chaos anrichten vergessen.

Ich dachte, dass ich einfach einen Jungen mit normalen Hobbys beschatten müsste. Football, Freunde treffen, so etwas halt. Das tat Elijah ja auch, aber auf diese Ich-bin-besser-als-du-Art.

Wenigstens wurde ich gut bezahlt, schließlich babysittete sich so ein Player ja nicht von selbst. Um das alles für uns beide etwas angenehmer zu machen, hatte ich mich mit seinem Vater darauf geeinigt, dass ich ihn nur beschatten würde – auch wenn ich Elijah manchmal echt gerne eine reinhauen wollte, es dann aber nicht konnte und vor allem durfte. Mein Pflegevater Sandro nannte es eher stalken, aber das fan dich dann doch zu extrem. Ich war ja nicht besessen von ihm, um Himmels Willen.

Ich gab keinen Mucks von mir, als Elijah ausstieg und die Tür laut zuknallte. Blitzschnell schwang ich mich aus dem Auto und betete innerlich, dass ich mit meiner Lederjacke, der hellen Jeans, den ausgetreten Sneakers und dem schlichten, grauen Shirt nicht gleich wieder hochkant rausgeschmissen wurde wie bei der letzten Party.

Statt wie Elijah durch die Haustür zu gehen, um einen großen Auftritt zu haben, schlich ich ums Haus herum in den Garten und versteckte mich in der Menge, während ich Elijah nicht aus den Augen ließ. Mit dem Begrüßungskomitee war er durch und er flirtete gerade mit einer rothaarigen – entschuldigt den Ausdruck, aber ihr Kleid war kürzer als mein Shirt – Schlampe. Gelangweilt nahm ich mir etwas von der Bowle gegenüber des wohl zukünftigen Paares, dessen Beziehung nicht langer als eine Woche halten würde.

„Hey, wen beobachtest du?", ertönte eine Stimme hinter mir. Ich zuckte nicht zusammen, wie andere Menschen es vielleicht gemacht hätten. Nein, ich blieb gelassen und zuckte nur monoton mit den Schultern. „Du beobachtest die da" Ich drehte mich um und erblickte einen Jungen mit leicht lockigen, braunen – fast schwarzen Haaren, die auf Kinnlänge geschnitten waren. Braune, belustigte Augen funkelten mich an und seine Lippen waren zu einem spitzbübischen Grinsen verzogen.

Er nickte mit dem Kopf zu Elijah und dem Karottenkopf. „Nein", bestritt ich nur und nahm einen Schluck. „Doch, klar. Ich seh' das doch. Bist du eifersüchtig? Ist er dein Ex-Freund? Oder sie deine beste Freundin? Noch schlimmer: Sie ist deine ehemalige beste Freundin!", fragte er. „Genau. Sie ist deine frühere beste Freundin und er dein Ex-Freund. Und jetzt spionierst du denen nach, weil du wissen willst, was sie machen"

Der Typ hörte wohl echt nicht auf zu nerven. Immer noch schaute ich Elijah dabei zu, wie er mit immer mehr Zuversicht zu dem armen – ich nehm's zurück mit der Schlampe – Mädchen gewann. Meine Gesichtsmuskeln regten sich nicht, als seine Hände zum Po von Karottenkopf wanderten.

Alles reine Routine.

„Oh, aber du bist bereits über beide gut hinweg gekommen, deinem Gesicht zu urteilen nach", schlussfolgerte er ziemlich falsch. „Ja, ich bin über beide vollkommen hinweg und da ich nichts besseres zu tun habe, folge ich ihnen, damit ich sie vor der ganzen Schule lächerlich machen kann. Der Traum steht auf Platz Nummer eins. Danach kommt gleich der Baby-Elefant", antwortete ich sarkastisch und verdrehte die Augen. „Du hast ja komische Träume", fand er.

Schattenmädchen | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt