Schattenmädchen | ✔︎

-❺❾-

Dass wir in der Nacht des Einbruchs nichts gefunden hatten, hatte mich mehr als frustriert und da konnte selbst der ,Heiligabend' mit Emma, Logan und Elijah nicht helfen. 

,,Ich bin mir sicher, dass wir etwas übersehen haben!", beharrte ich, kurz bevor Elijah sich vor lehnte, um zu klingeln. ,,Rowan, vergiss die ganze Scheiße nur für heute, wirklich nur für heute", bat Elijah und lächelte mich aufmunternd an. 

,,Morgen ist auch noch ein Tag. Nein, übermorgen, denn morgen wirst du auch nicht dran denken. Denn morgen ist der Tag, den du schon sehnsüchtig erwartest", fügte er hinzu. ,,Wa–?", wollte ich ihn fragen, dich er unterbrach mich: ,,Man sieht es dir an. Du hast für deine Verhältnisse oft erwähnt, dass du dir den morgigen Tag frei halten wirst, um mit Sandro zu feiern. So gut kenne ich dich mittlerweile"

Elijah grinste mich schief an und ich wollte gerade zurück lächeln, als Logan die Tür aufriss und schrie: ,,Elijah, du Christbaumkugel, kommt rein ihr Geschenkeschachteln!"

Elijah seufzte nur neben mir. ,,Er ist jedes Jahr so", flüsterte er mir zu und ich unterdrückte ein Grinsen. 

,,Rowan!", hörte ich eine bekannte Stimme und Emma tauchte hinter Logan auf. ,,Haben wir euch bei etwas gestört?", fragte Elijah grinsend. 

Emma und Logan verdrehten die Augen. ,,Halt die Klappe, Elijah", sagte ich schließlich und ging an dem Pärchen vorbei und machte es mir auf der Couch gemütlich. ,,Wow, da hat deine Familie aber einen großen Baum angeschafft", begann ich ein neues Thema und schaute bewundernd zu dem etwa drei Meter hohem Baum auf, der geschmückt mit allen möglichen Arten von Weihnachtsdeko war.

Und auch wenn ich es verhindern wollte, da ich es im Moment echt nicht gebrauchen konnte: Das Gefühl von Glück und das von einem Zuhause, einer Familie wuchs. Schnell versuchte ich, die Gefühle zu verdrängen, doch es funktionierte nicht. Und wenn etwas nicht funktionierte und es etwas sehr wichtiges war, war ich normalerweise frustriert. Doch dieses Mal gewannen die anderen Gefühle. Und eigentlich würde ich versuchen, jetzt genau, in diesem Moment die Gefühle etwas zu verringern. 

Doch ich tat es nicht. Ich lächelte einfach nur und unterhielt mich mit Emma. Ab und zu spielten alle zusammen Karten oder Videospiele und ich genoss die Atmosphäre. Ich genoss die Zeit mit ihnen wahrscheinlich mehr, als ich es morgen mit Sandro tun würde. Und für einen kurzen Moment hasste ich mich dafür und fühlte mich wie eine Verräterin, doch dann war es auf einmal okay. 

Es war okay, dass ich mich hier wie in einer richtigen Familie fühlte, auch wenn ich mich dafür selbst schlagen könnte.

Doch für diesen Moment war es in Ordnung. Es war okay. 

,,Okay, jetzt die Geschenke!", schrie Emma aufgeregt, worauf wir sie mit leicht verzerrten Gesichtsausdrücken ansahen. ,,Müssen wir das nicht erst um Mitternacht machen?", fragte Logan verwirrt, worauf er einen vernichtenden Blick von Emma erntete.

,,Nein, ich habe sogar gegoogelt und normalerweise würden dir meisten auch in die Kirche gehen, aber ich dachte, dann würdet ihr mich killen, deswegen hab ich es gelassen", sagte sie. ,,So, und deswegen werden wir jetzt auch die Geschenke auspacken!"

,,Wo ist eigentlich der Truthahn, Logan?", fragte Elijah beiläufig, doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nur ablenken wollte. ,,Du weißt, dass ich nicht kochen kann und ich hab leider niemanden auftreiben können, der mir einen kostenlos machen wollte", antwortete Logan und holte eine kleine Socke hinter dem Sofa hervor. ,,Ich habe für jeden eins, also bitte reißt euch nicht drum, ich übertreffe mich ja oft mit meinen Geschenken", entschuldigte er sich und Elijah lachte während Emma einfach nur grinsend den Kopf schüttelte.