Am Abend, als sich Elijah endlich damit abgefunden und es als Herausforderung empfunden hatte, mich loszuwerden, war ich endlich in dem kleinen, total überteuerten Holzaus am Ende der Straße mit dem kaum vorhandenen Garten, der ganz gerne mal im Sommer vertrocknete.
Sandro war weg, was bedeutete, dass ich mir alleine etwas zu Essen machen musste. Das Problem war, dass ich nicht kochen konnte und die nächste Pizzeria weiter weg war. Eine High School und eine Bank, genauso wie ein Angelladen ein paar Straßen weiter von mir war in Ordnung, aber eine Pizzeria nicht. Ich verstand es einfach nicht.
Wenigstens dauerte die Fahrt in die Innenstadt nur um die fünfundzwanzig Minuten.
Und dann zum zuvor erwähnte Problem: Ich konnte einigermaßen kochen, aber selbst Fast Food hatte bei mir eine geringe Überlebenschance. Es gab gute und schlechte Tage. An den guten funktionierte es und an den schlechten funktionierte es definitiv gar nicht.
,,Scheiße!", fluchte ich und rannte rüber zur Küche, die gerade halb in Flammen aufging. Na super, dabei hatte ich das Haus heute für mich allein und konnte mir stundenlang Serien reinziehen – stattdessen versuchte ich, nicht die Feuerwehr zu rufen.
Ich versuchte die Fischstäbchen zu retten, was ich aber schon nach zwei Sekunden aufgab. Seufzend nahm ich die Pfanne von der Herdplatte und holte ein Holzbrett aus dem Schrank in der Höhe meines Unterkörpers heraus. Wenn die Küche einen Brandfleck bekommen würde, würde mich Sandro umbringen. Seine Küche war sein ein und alles, aber trotzdem musste ich wohl oder übel etwas essen, deswegen hatte er keine andere Wahl, als mir die Küche zu überlassen.
,,Im Ernst?", grummelte ich und fluchte weiter vor ich hin. ,,Und dann ist morgen auch noch der erste Schultag!", fiel mir ein und meine Laune war am Tiefpunkt angelangt. ,,Verdammt", zischte ich immer und immer wieder.
Nachdem ich die Küche gesäubert hatte und ich letztendlich doch zum Fast Food-Stand am anderen Ende der Stadt gejoggt bin, machte ich es mir endlich in meinem Bett gemütlich. Dort hatte ich mir eine riesen Portion Pommes gegönnt, um dann wieder zurückzujoggen. Ich musste schließlich in Form bleiben. Und am nächsten Tag früh raus.
•∞•
,,AUFSTEHEN!", brüllte mir jemand ins Ohr. ,,Scheiße, Sandro! Willst du mich verarschen?!", brüllte ich. ,,Ein Wecker tut's auch!", fügte ich mürrisch hinzu. Er grinste. ,,Sorry, aber ich finde die Idee gut", verteidigte er sich. ,,NEIN!", ich warf ein Kissen nach ihm. ,,Du bist so ein Arsch!"
,,Ich hab dich auch lieb, Blancanieves", sagte er und ging aus dem Zimmer. Ich lächelte bei dem Spitznamen, den Sandro mir vor Jahren gegeben hatte. Blancanieves bedeutete Schneewittchen auf Spanisch und er sagte dazu immer, dass ich ihn immer an die Märchenprinzessin erinnerte, wegen meinem schwarzen Haar und meinen eisblauen Augen.
Müde rappelte ich mich auf und rollte mich auf dem Boden. Er war hart, aber ich fiel nicht tief. Außerdem glich der flauschige Teppich den Schmerz aus.
Ich stand auf, ging zum Kleiderschrank und holte mir irgendwelche Klamotten raus und hatte das Shirt schon halb an, als mir einfiel dass ja heute mein erster Schultag war. Ich zog das Shirt wieder aus und stand ratlos vor dem Kleiderschrank. Es musste zu mir passen, es durfte nicht zu aufgebrezelt sein, sonst passte es nicht zu mir für das restliche Schuljahr. Ich seufzte. ,,Ist jetzt auch egal", log ich mich an und holte mir die helle Hose von vorgestern, die ein Glück schon gewaschen war und ein hellblaues Shirt mit einer Aufschrift ,watchin' u' am Saum. Es musste ja nicht gleich jedem auffallen. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich ging die Treppe runter in die Küche. Das kleine Hostel war gemütlich eingerichtet und es gab insgesamt drei Zimmer für die Gäste. Die Küche war eine Gemeinschaftsküche, aber Sandro und ich hatten sie meistens für uns allein, da wir nicht oft Gäste hatten. Aber wenn, dann freute sich Sandro und freundete sich schnell mit ihnen an.
Mein Zimmer war ganz oben, im zweiten Stock und es war für die Verhältnisse des Hauses recht groß. Das Erdgeschoss mit der Küche, den Gästezimmern und Sandro's Schlafzimmer und schließlich der zweite Stock, wo mein Zimmer und daneben das Bad war. Einen Keller hatten wir auch, aber dort durfte ich nicht rein und das verstand ich auch. Sandro hatte kaum Privatsphäre, aber eben dort hatte er die.
Ich betrat die Küche mit meiner neuen Schultasche und setzte mich etwas unmotiviert an den Tisch. ,,Was gibt's zum Frühstück, Sandro?", fragte ich und strich mir einmal durch mein Haar. ,,Von mir gar nichts, tut mir leid, Blancanieves. Ein Freund von mir ist gestorben, deswegen muss ich jetzt unbedingt schnell los", sagte er bedauernd. ,,Ich hätte gerne das Frühstück für dich an deinem ersten Schultag gemacht"
Ich lächelte trotzdem noch. ,,Ist schon okay, Sandro", beruhigte ich ihn. ,,In dem Fall gehen Freunde vor, das verstehe ich"
Mein Adoptivvater nahm seine Jacke vom Haken und verabschiedete sich von mir. Dann schloss er die Tür und ich war allein. Kurz darauf piepte mein ,Wecker', was bedeutete dass Elijah sein Zimmer verließ. Ich musste ihn abholen. In exakt fünf Minuten. Ich seufzte. Mein Frühstück am ersten Schultag würde wohl von Coffeeshop an der Ecke sein.•∞•
,,Hi", murmelte ich zu Elijah als Begrüßung und setzte mich schweigend neben ihn. Das Esszimmer war riesig und jedes Geräusch hörte sich an wie ein Echo. Sein Vater war mit seiner Arbeit beschäftigt, deswegen aß Elijah sonst immer alleine. Dass ich hier war, war neu. ,,Du siehst gut aus", sagte er. ,,Erzähl das Karottenkopf, aber trotzdem danke", meinte ich. ,,Karottenkopf? Ach, du meinst Xelia" Er steckte sich einen weiteren Löffel Müsli in den Mund. ,,Was steht unten auf dem Shirt?", fragte er, als er fertig gegessen hatte.
,,I'm watching you", antwortete ich. ,,Und was ist daran so cool?"„Die Ironie. Und cool ist daran schonmal gar nichts", feuerte ich zurück. Ich wollte in die High School, und zwar so schnell wie möglich. Es war gefühlte Ewigkeiten her, dass ich in einer Schule war. Bevor er was erwidern konnte, fragte ich: ,,Wann kommt der Chauffeur nochmal?"
Er schnaubte. ,,Wenn es nach mir ginge, würdest du zu Fuß laufen. Aber da du ja meine Leibwächterin bist, besteht mein Vater dass du mit mir mit fährst", entgegnete Elijah. Kurz darauf ertönte von Draußen ein Hupen.
1 035 | ✔︎
Wie dieses Buch erstmal null Popularität hat😂
•Zitat aus dem nächsten Kapitel:
„Ich war da, wo du nicht warst und war dort auch ganz glücklich."
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Schattenmädchen | ✔︎
Mystery / ThrillerIch war immer da, nur bemerkte er mich nicht. Ich stalkte ihn nicht, ich verdiente so mein Geld. Ich hielt mich im Schatten. Denn ich war das Schattenmädchen. Bis jetzt. •∞• Rowan babysittet einen der größten Idioten ganz San Antonios: Elijah Adams...