Die nächsten Tage liefen ereignislos ab. Hausaufgaben, Schule, Emma, Elijah und abends bis spät in die Nacht lernen und Serien suchten. Doch eins ließ mich die ganze Woche nicht los: Die Erfindung von Mister Adams und Mister Hilton. Es wunderte mich, dass Firmenchefs von so unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiteten und das auch noch an einer biologischen Erfindung. Also nahm ich mir während der letzten Schulstunde vor, den ganzen Tag Informationen zu sammeln und im Internet zu recherchieren. Auf dem Weg zur Villa fragte ich Elijah, ob er mitmachen würde. Sein eigentliches Extra-Training fiel aus und so schlug ich ihm vor, wie ich es tat, den Laptop zu schnappen und nachzuforschen.
,,Ja klar", sagte er und tippte auf seinem Handy rum, als er eine Nachricht erhielt. ,,Macht es dir etwas aus, wenn Logan mitmacht?", fragte er nach einer Minute. Ich schnitt eine Grimasse. ,,Ich weiß nicht...", wich ich aus und lächelte ihn entschuldigend an. ,,Bitteeee", jammerte er. Ich verdrehte die Augen. Diese Nummer hatte mich schon im Alter von sieben Jahren total genervt. ,,Jetzt erst recht nicht", murmelte ich und seufzte. ,,Weißt du was? Ich recherchiere und du triffst dich mit Logan"
,,Rowan, du bist die beste!", jubelte Elijah. ,,Aber", ich warf einen mahnenden Blick zu ihm. ,,Ihr seid im selben Raum wie ich. Ob du dich mit ihm in meinem oder in deinem Zimmer aufhältst ist mir egal, aber bitte sag mir Bescheid. Ich weiß nämlich, dass dein Vater sein Wort ernst meint, wenn er zu mir sagt, dass sowas wie gestern nicht noch einmal passieren darf", fügte ich hinzu.
Elijah nickte und seine blauen Augen blitzten mich auf einmal reuevoll an. Ich wusste sofort, an was er dachte. ,,Elijah, sprich das Thema einfach nie wieder an. Ich bin durch damit", sagte ich.
Er hob abwehrend die Hände. ,,Tut mir leid", hörte ich ihn murmeln. ,,Na, mach schon!", forderte ich ihn auf. ,,Was?", fragte Elijah verwirrt. ,,Ruf ihn an – oder schreib ihn an und sag ihm, dass er kommen kann", erwiderte ich gleichgültig. Von mir aus konnte er machen was er wollte, solange er mir Bescheid sagte und meine Bedingungen akzeptierte.
,,Mach ich wenn wir zuhause angekommen sind", antwortete er und steckte sein Handy zurück in die Tasche.
Normalerweise hätte ich wahrscheinlich ein klein wenig Neid empfunden, das hatte ich schon vor zwei Jahren. Doch jetzt nicht mehr, denn ich war tiefer in Elijahs Leben eingetaucht, als ich es je erwartet hätte. Ich war nicht mehr neidisch auf ihn, nein. Er tat mir leid. Elijah tat mir leid, weil sein Vater den Anschein machte, dass er sich einen Dreck um seinen Sohn scherte, solange er keinen Scheiß anstellte und so hatte er ein Leben in einem Goldkäfig. In einer Villa, die viel zu groß für ihn war und so war ich auch endlich darauf gekommen, warum Elijah früher immer mindestens viermal pro Woche eine Party besuchte: Weil er sich alleine fühlte. Aber jetzt – wo ich seine Leibwächterin war – fragte ich mich, warum er es nicht mehr tat. Weil er meine Regeln berücksichtigte oder weil er sich nicht mehr alleine fühlte? Weil ich da war. Doch das war absurd. Mich wollte noch nie jemand haben, in meinem bisherigen Leben war ich eigentlich immer auf mich allein gestellt. Sandro war der einzige, den ich seit mehr als drei Jahren gekannt hatte und er war auch der einzige, der mich je mit offenen Armen bei sich aufgenommen hatte. Und Emma. Aber Emma war neu, vielleicht wollte sie in ein paar Monaten gar nichts mehr zu tun haben.
Und dann gab es da noch Elijah, bei dem ich mir extrem unsicher war. Aber ich glaubte nicht wirklich daran, dass wir je Freunde werden konnten. Oder dass wir uns gegenseitig als Freunde ansahen.
,,Ich muss mir mal ne neue Jacke zulegen", fing Elijah mit einem neuen Thema an. ,,Es wird immer kälter und die ersten Blätter verfärben sich"
Ich seufzte. ,,Leider. Ich hasse den Winter", entgegnete ich. Elijah sah mich überrascht an. ,,Wieso? Schnee ist das beste am ganzen Jahr!", rief er entsetzt. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Nein, für mich nicht. Er macht es so leicht, Spuren von mir und anderen Personen die mir nahe stehen zu verfolgen, dass es selbst ein Kleinkind hinkriegen könnte mich zu finden", sagte ich und musste daran zurückdenken, als ich eine ,Unterhaltung' mit einem Typen hatte, den Elijah mal blöd angemacht hatte. Das war im Winter und er nutzte den Vorteil vom Schnee, um mich ausfindig zu machen. Teilweise war es auch meine Schuld: Ich hätte nicht auf direktem Wege nachhause gehen sollen. Er brach in das Haus ein und ich könnte ihn knapp überwältigen und rief daraufhin sofort die Polizei, um Hausfriedensbruch zu melden und erklärte den Polizisten auch gleich mein blaues Auge. Damit der Mann wenigstens etwas in seinem Strafregister stehen hatte.
Er kam trotzdem mit einer Geldstrafe davon und ich war bisher immer ziemlich glücklich gewesen, dass er mich wohl vergessen hatte. Denn er wusste immer noch meine Adresse, so wie ich ihn einschätzte. Trotzdem wollte ich denselben Fehler nie wieder machen.
,,Aber–"
,,Du wirst es nicht verstehen, okay?", unterbrach ich ihn und drückte auf die Klingel, die an der Steinsäule angebracht war.
Kurz darauf wurde das stählerne Tor geöffnet und wir traten ein.
,,Du blockst andauernd ab", meinte Elijah auf einmal. Überrascht blieb ich stehen, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und lief dann kurz darauf weiter.,,Tu ich nicht", bestritt ich, öffnete die große Eingangstür und steuerte sofort auf die Treppe zu, um mich in meinem Zimmer zu verschanzen bis Logan kommen würde. ,,Schuhe aus!", brüllte plötzlich jemand und es war niemand anderes als Misses Wellington. Sie empfing uns sonst mit offenen Armen, aber wenn es um Sauberkeit in der Villa ging, war sie schlimmer drauf als der Teufel selbst.
Ich zog meine Schuhe aus, nahm sie in die Hand und lief einige Stufen hoch, als Elijah sagte: ,,Du hast Angst, oder?" Ich stoppte und ich hasste mich selbst dafür, weil ich ihm so zeigte, dass er eigentlich Recht hatte.
Ich hatte Angst. Ich fürchtete mich vor der Tatsache, dass ich für immer alleine sein werde. In meinem ganzen zukünftigen Leben.
Es gab nie viele Personen, die mir zeigten, wie sehr sie mich liebten. Es waren nur vier Leute in meinen bisherigen sechszehn Jahren. Sandro, ein guter Freund von ihm, eine Grundschulfreundin und Emma. Bei Elijah war ich mir nicht sicher, doch ich zweifelte sichtlich daran.
Und ich wusste bis heute nicht, ob mich meine Eltern je geliebt hatten und ich würde es auch nie erfahren, weil sie tot waren.,,Du hast Angst, nur ich weiß nicht genau wovor, denn du lässt mich ja nicht an dich ran. Du bist wie ein... Eisklotz. Denn manchmal hab ich das Gefühl, dass dir alles egal ist - sogar dein eigenes Ich"
Ich presste meine Backenzähne aufeinander.
,,Du weißt gar nichts. Komm zu mir wenn Logan da ist", sagte ich und ging ohne mich noch einmal umzudrehen in mein Zimmer.
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Finish: 18.01.2017
Publish: 19.01.2017
Das mit den Wattpad-Oscars hat sich eiskalt erledigt hahaha😂
Egal, ich hoffe ich hab hier ein bisschen mehr das gezeigt, was im Inneren von Rowan so abgeht🌚
Was haltet ihr von ihrer Angst und was ist eure?
Um es nochmal klarzustellen: Rowan hatte in einem Kapitel mal gesagt, dass ihre einzige Angst die vor dem Tod ist, doch das ist nur halb richtig (darauf werde ich aber zukünftig nochmal drauf eingehen). Rowan hat sich die Angst vor dem Tod eingestanden, aber die vor dem Allein-Sein noch nicht ganz, das fängt erst in diesem Kapitel an.
Dankeschön für 400 Reads :))
xxAlice
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Schattenmädchen | ✔︎
Mystery / ThrillerIch war immer da, nur bemerkte er mich nicht. Ich stalkte ihn nicht, ich verdiente so mein Geld. Ich hielt mich im Schatten. Denn ich war das Schattenmädchen. Bis jetzt. •∞• Rowan babysittet einen der größten Idioten ganz San Antonios: Elijah Adams...