Es dauerte noch eine Stunde, bis Sergio ging und ich alleine mit Sandro war.
,,Das war ein entfernter Cousin aus Mexiko", sagte er, als er sich neben mich auf das Sofa setzte. Ich machte den Fernseher leiser. ,,Ah, und warum hat er dich besucht?", fragte ich. Sandro grinste schief. ,,Wir haben etwas berufliches besprochen. Weißt du, er arbeitet in derselben Branche", antwortete er. Jetzt war ich interessierter. ,,Aber er kommt doch aus Mexiko? Wie kann er dann hier in Amerika in der Sicherheitsbranche arbeiten?" Ich runzelte die Stirn. ,,Ja, wir werden zukünftig für einen Halbmexikaner arbeiten, deswegen haben wir ein paar Sachen besprochen. Und sonst noch ein paar familiäre Sachen" Er zuckte mit den Schultern. Ich nickte langsam und schaltete den Ton wieder an.
Sandro hatte einen ähnlichen Job wie ich und er war überhaupt derjenige, der auf die Idee gekommen ist, mich bei Mister Adams zu bewerben. Sandro selbst arbeitete als Manager der besten Sicherheitsfirma in ganz Amerika – zumindest gab er so damit an, dass diese Firma wirklich beliebt sein musste. So war es auch kein Wunder, dass ich mit Ausdauer– und Krafttraining regelrecht aufgezogen wurde.
,,Und wie läuft es bei dir? Du hast nämlich keinen besonders motivierten Eindruck gemacht, als du hier eingestürmt bist", lenkte Sandro ab. Ich schnaubte genervt. ,,Hör bloß auf, der Typ hat mir in den letzten vierundzwanzig Stunden genügend Sorgen gemacht", erwiderte ich und fügte leise hinzu: ,,Was für'n Arschloch"
Sandro lachte amüsiert auf. ,,So schlimm?" Ich nickte. ,,Diese Party gestern von seinem besten Freund war... keine gute Idee, sagen wir es mal so", erklärte ich und stand auf. ,,Ich geh mal eben kurz nach Oben und zieh mir ne Jogginghose an, danach will ich mir Chips holen. Willst du auch welche?", wechselte ich das Thema. Sandro legte sich auf die Couch und nickte. ,,Und bring mir noch was zu trinken mit, okay?"
,,Jupp, bin gleich wieder da", sagte ich und ging die Wendeltreppe hoch in mein Zimmer. Als ich die Tür schloss, lehnte ich mich an das kalte Holz und atmete tief durch, als ich den Blick über mein Zimmer gleiten ließ.
,,Scheiße, ich wusste gar nicht dass ich mein Zimmer so unordentlich hinterlassen hatte", murmelte ich und ging zu meinem kleinen Schrank um mir eine Jogginghose rauszunehmen. Nachdem ich mich umgezogen hatte, musterte ich jeden Gegenstand, der auf dem Boden lag, kritisch.
,,So sah chaotisch sah mein Zimmer noch nie aus", meinte ich kopfschüttelnd und ging zu meinem Schreibtisch, den ich genauer unter die Lupe nahm.
Die Dokumente und andere wichtige Papiere, die sich vorher sorgfältig eingeordnet in den Schubladen befanden, waren unsauber zu einem Stapel getürmt und hastig in die Schublade zurückgeschoben worden. ,,Hm", machte ich misstrauisch. Auch der Rest des Chaos sah nicht besser aus. Teilweise waren Sachen komplett falsch zurückgelegt worden, denn bei wichtigen Sachen merkte ich mir, wo ich sie zuletzt zurückgelassen hatte.
Meine Bettdecke lag halb auf dem Boden, halb auf meinem Bett und die Schubladen meiner Kommode sahen aus, als seien sie hektisch aufgeschoben und der Inhalt schnell durchsucht worden sind. Ich hatte nicht viel Kleidung, nur das Nötigste, und selbst diese lagen zerstreut auf dem dunkelbraunen Parkettboden. Wer war an meinen Sachen gewesen?!
,,Sandro?!", rief ich, als ich zurück in die Küche ging. ,,Ja?", kam es von ihm. ,,Warst du in meinem Zimmer?", fragte ich, als ich die Tüte Chips aus dem Küchenschrank holte. ,,Ja, ich hab kurz durchgesagt und das Fenster aufgemacht, warum?", antwortete er. ,,Nur so", gab ich etwas leiser zurück.
Ich war mir nicht sicher, ob ich mich schlecht fühlen sollte weil ich Sandro verdächtigt hatte. Er war die einzige Person, die je für mich da war und er hatte mir ein Dach unter dem Kopf gegeben und mich wie seine eigene Tochter aufgezogen.
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Schattenmädchen | ✔︎
Mystery / ThrillerIch war immer da, nur bemerkte er mich nicht. Ich stalkte ihn nicht, ich verdiente so mein Geld. Ich hielt mich im Schatten. Denn ich war das Schattenmädchen. Bis jetzt. •∞• Rowan babysittet einen der größten Idioten ganz San Antonios: Elijah Adams...