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Halluzinierte ich? Ja, das musste es sein. Wie lange war es her, dass ich etwas getrunken hatte?

Ein einhalb Stunden, daran konnte es also nicht liegen. Doch woran lag es dann?

,,Rowan, du bildest es dir nicht ein", seufzte er und ich glaubte, dass ich gleich sterben würde. Nein, Verrat war viel schlimmer als das Sterben. ,,Ich hab dir vertraut", wisperte ich ungläubig und es wunderte mich, dass ich überhaupt etwas herausbrachte, denn ich glaubte, dass mein Brustkorb zugeschnürt war, ich bekam keine Luft mehr und mein Herz hämmerte, ich spürte Panik und Verletzlichkeit in mir aufsteigen.

,,Wie kannst du mir das antun?" 

Xelia seufzte genervt. ,,Boss, könne wir so langsam anfangen?", fragte sie ungeduldig. ,,Womit anfangen?!", fragte ich alarmiert. Jetzt konnte alles passieren. Alles.

,,Ich bestimme, wann es losgeht", erwiderte der Mann um die fünfzig. ,,ER IST DEIN BOSS?!"

,,Ja, und? Deiner ist Mister Adams, auch nicht besser", zischte Xelia zurück. ,,Xelia, ruhig. Sie ist immerhin noch meine Tochter"

,,Adoptivtochter", verbesserte ich Sandro. ,,Du Arsch"

Sandro seufzte, genauso genervt, wie es Xelia davor getan hatte. ,,Rowan, etwas anderes konnte ich nicht tun. Ich hab schließlich zwei Jobs und der eine ist wesentlich gefährlicher"

,,Was, als Kidnapper?", schnaubte ich spöttisch und verdrängte die Tränen, die meine Wangen hinunterzurollen drohten. ,,Nein, als Mafiaboss" Ich lachte ungläubig. ,,Wie konntest du mir das verheimlichen?"

,,Rowan, ich bitte dich, mir zuzuhören, ja? Wahrscheinlich wirst du das sowieso nicht, ich hab dich schließlich dazu erzogen, dir von niemandem irgendwas sagen zu lassen. Ich bin stolz auf dich" ,,Hör auf zu schleimen", zischte ich wütend. ,,Hör du zu", brummte Xelia und setzte sich auf den Tisch, der neben Elijah stand. Und dann wusste ich im Groben, was sie vor hatten, die Videokamera sagte beinahe alles aus.

,,Ihr wollt Mister Adams erpressen", flüsterte ich. Sandro lachte. ,,Und zu kombinieren weiß sie auch", sagte er mit einem – überraschenden – stolzen Unterton zu Xelia. 

Als würden sie sich über den neusten Klatsch austauschen...

Es widerte mich an. 

,,Ich habe dich adoptiert, damit ich dich zur ultimativen Leibwächterin ausbilden konnte, was ich ganz gut hingekriegt habe – finde ich zumindest. Die Kenntnisse, die ich als Boss hatte, waren ganz gut und nützlich. Mit dreizehn hab ich dir dann die Info zugesteckt, dass Adams eine Leibwächterin braucht und zwar für seinen Sohn" Sein Blick wanderte kurz zu Elijah, der ihn feindselig anstarrte, so, als ob er ihn jeden Moment töten wollte. ,,Dass wir – zum Glück vorgegaukelte – Geldprobleme hatten wusstest du schon seit du irgendetwas wusstest, schätze ich und da du so sehr am Traum von Bildung festhieltest, bist du sofort selbstbewusst wie eh und je zu Mister Adams gefahren und hast ihm angeboten, die Leibwächterin für Elijah zu sein. Das war ideal, denn ich hatte dich hauptsächlich mit dem Plan adoptiert, dass du irgendetwas mit dem Adams-Jungen zu tun haben wirst, damit ich an die Pläne komme. So ideal hatte ich mir das allerdings nicht vorgestellt. Denn wenn ich an die Pläne komme, dann werde ich ein Genie und reich sein und kann im Hintergrund noch andere Fäden aufziehen. So etwas kann sehr praktisch sein und ich bin dir sehr dankbar dafür, Rowan"

Normalerweise hätte ich jetzt sowas wie ,Fahr zur Hölle' oder ,Schön, dass du dran glaubst' sage, aber der Schock saß so tief, dass ich wahrscheinlich erneut das Atmen vergaß. Was für eine Scheiße.

,,Und Xelia hat dabei mitgemacht, weil sie Mister Adams hasst und Rache will"

,,Genau, woher weißt du das?", fragte Sandro überrascht und er wirkte so freudig und stolz, dass ich eins und eins kombinieren konnte. Widerlich. ,,Xelia hat es mir erzählt", murmelte ich nur und mein Blick wanderte zu Elijah, der mich mitfühlend ansah. So etwas brauchte ich jetzt echt nicht, redete ich mir ein, doch ich merkte mit jeder Sekunde, dass mir eine Umarmung von ihm jetzt sehr gut tun würde.

,,Ach so", meinte Sandro enttäuscht und ließ seine Schultern hängen. ,,Und was willst du jetzt machen? Däumchen drehen, bis sich Adams meldet?", fragte ich und versuchte spöttisch zu klingen, doch ich war mir nicht sicher, ob es auch so klang. Jetzt gerade war einfach alles falsch und erlogen. 

,,Nein, ich werde ihm ein Video schicken, dass er mir die Pläne und ein bisschen Geld aushändigen soll, dann kriegt er seinen Sohn wieder" 

,,Wie einfallsreich", kommentierte ich missmutig. ,,Mein Vater wird allerdings nichts zahlen, glaube ich. Der hasst mich regelrecht und bin nur da, um gut auszusehen", meldete sich Elijah z Wort. ,,Ah, Elijah! Ich wusste gar nicht mehr, wie sich deine Stimme anhört, das letzte Mal ist so weit her" Sandro klatschte in die Hände. Und mit so einem Psychopathen hatte ich jahrelang zusammengelebt, ich hatte ihn als Vater bezeichnet. Okay, Ziehvater, aber immerhin.

,,Hi Sandro, auch schön dich zu sehen"

,,Nicht so unmotiviert, heute ist der schönste Tag des Jahres! Und der letzte, ein besseren Rutsch ins neue Jahr hätte es nicht geben können", gluckste er. 

,,Und Rowan, dich werde ich mit in meine Gang aufnehmen. Kodex: Einmal drin, niemals raus. Damit habe ich mir deine Verschwiegenheit gesichert"

,,Von der träumst du" Ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Mit jedem Wort, das Sandro sprach, wurde ich wütender und – warum auch immer – selbstbewusster. Mein Kopf sagte mir, dass ich ihn fertig machen sollte und das würde ich auch tun, egal wie weh es tun würde. 

Ich würde es nicht anders tun, als er es bei mir getan hatte, nur viel schlimmer. 

,,Nein, dem bin ich mir sicher. So, und jetzt lass uns das Video für Daddy drehen"

,,Fahr zur Hölle, Sandro", zischte Elijah, während mein Ziehvater die Kamera holte. ,,Hey, Rowan hat dich ja echt verändert! Bist nicht mehr so ein Problemjunge mit einem Fake-Selbstbewusstsein. Jetzt bist du ein Normalo-Junge mit zu viel Geld und einem richtigen Selbstbewusstsein, bis kein Feigling mehr. Gut gemacht, Rowan"

,,Ich hab vom Meister gelernt. Nur das mit dem Verrat hab ich noch nicht ganz gecheckt", murmelte ich missbilligend. 

,,Aber den Humor hast du selbst in solchen Situationen, meine Rowan", lachte er. Ich schenkte ihm einen feindseligen Blick. ,,So, und Action! Hallo, lieber Mister Adams. Ich habe gerade Ihren Sohn bei mir zu Besuch, genauso wie seine kleine Leibwächterin. Wenn Sie beide wieder haben wollen, überreichen sie mir die Pläne – Sie wissen genau, was ich meine – und ich fordere noch  siebzigtausend Dollar. Bin gerade knapp bei Kasse, Sie verstehen. Pünktlich um halb zwölf will ich Sie hier in der Gegend der Lagerhallen sehen, an der Ampel. Dann begleite ich Sie zu Elijah und Rowan. Und wehe dort taucht die Polizei auf, dann sind Sie ihren Sol schneller los, als Ihre Frau"

Elijah verdrehte die Augen und Sandro gluckste fröhlich: ,,Schnitt"

Genau das wusste ich auch machen, nur wusste ich noch nicht wie. Schnitt. Einen Schnitt durch die Kabel, dann startete mein Plan.

 Einen Schnitt durch die Kabel, dann startete mein Plan

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>Finish:18.06.2017

>Publish:21.06.2017

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xxAlice

Schattenmädchen | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt