Der nächste Tag in der Schule war langweilig, aber trotzdem arbeitete ich im Unterricht so gut wie möglich mit. Die Pausen waren am schlimmsten, weil ich die ganze Zeit Elijah suchen musste. Andauernd ging er im Meer der Schüler verloren und ich hatte dann die Ehre, ihn wieder zu finden.
Als ich mich dann in der Mittagspause zu ihm setzen wollte, blockte er ab und versuchte mich so schnell wie möglich loszuwerden.
Ich wusste nicht, woran es lag und ehrlich gesagt wusste ich noch nicht, ob es mich nerven sollte oder nicht. Erst gestern hatten wir beschlossen, so gut wie möglich Freunde zu sein und heute sah alles wieder ganz anders aus. Aber eigentlich war es mir sogar ganz Recht, denn so konnte ich mir endlich mal eine Auszeit von dem Jungen nehmen und ganz in Ruhe wie eine normale Schülerin ihr Essen in den Mund stopfen.
Elijah kannte sich in seiner eigenen Schule wohl besser aus, als ich es tat – der würde schon zum Unterrichtsraum finden.,,Hey", sagte jemand und knallte sein Tablett auf den Tisch, den ich noch vor ein paar Sekunden für mich alleine gehabt hatte. Ich hob den Blick. Das Mädchen, das mich und Elijah gestern gefragt hatte, setzte sich gegenüber von mir an den Tisch und musterte mich.
,,Was willst du?", fragte ich. Nicht in dem fiesen Ton, sondern so freundlich wie möglich.
Sie zuckte mit den Schultern. ,,Na ja. Ich finde dich... interessant. Du bist anders. Du hast etwas zu verbergen, doch trotzdem bist du ziemlich offen. Und du widerstehst Elijah - und das soll etwas heißen, denn selbst ich habe mal für ihn geschwärmt", antwortete sie schließlich.
Ich nickte langsam. Dieses Mädchen war komisch. Sehr komisch.
Sollte ich mich vielleicht doch einen Tisch weiter zu Elijah setzen? Ich schob den Kartoffelbrei von der einen zur anderen Seite des Tellers. ,,Ich bin übrigens Emma Winston", fügte sie nach einigen Minuten Stille hinzu. ,,Schön, ich nicht", murmelte ich leicht genervt. Konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?,,Du heißt Rowan, stimmt's?", fragte Emma überflüssigerweise. ,,Nein, ich heiße Ronald", schnaubte ich und fing mit dem mickrigen Nachttisch von einer Honigmelone an, um so schnell wie möglich von dieser aufdringlichen Mitschülerin loszukommen.
,,Tut mit leid, wenn ich nerve" Sie lachte nervös und ich hob nur eine Braue. Nein, tust du nicht. Nur ein ganz kleines bisschen. ,,Es ist nur so... ich dachte du wärst anders und irgendwie... keine Ahnung, netter. Andere finden mich zu aufdringlich und nervig, deswegen sitze ich meistens auch alleine. Also, es ist nicht so, dass ich keine Freunde habe, aber ich habe mit denen nicht so viel zu tun... Na ja, dann bis zum Geschichtsunterricht" Sie nahm ihr Tablett und stand auf.
Mitleidsnummer, definitiv. Doch trotzdem packte mich ein schlechtes Gewissen. Sie kam immerhin auf mich zu und kratzte wahrscheinlich ihren letzten Mut zusammen, um mit mir zu reden. Ich seufzte. ,,Wir können ja mal versuchen etwas zu unternehmen", erwiderte ich.
Emma drehte soch um und fing an zu strahlen. ,,Echt? So etwas tust du für mich? Danke, das ist so lieb von dir!" Sie lachte erneut, diesmal etwas weniger nervös. ,,Und ich dachte schon, du stufst mich in die Kategorie ,Komisches-gestörtes-Mädchen-das-ich-meiden-werde' ein. Ich... habe eigentlich immer Zeit, außer Montags, da habe ich noch Cheerleadertraining"
Ach, so unbeliebt war sie dann wohl doch nicht. Ich musterte Emma kritisch. ,,Meine beste Freundin hat mich dazu mal vor zwei Jahre überredet und die Mädchen dort sind eher auf eine höfliche als ehrliche Weise freundlich zu mir" Sie lächelte schief. ,,Wollen wir uns vielleicht am Mittwoch treffen?" Ich zuckte mit den Schultern.
Eigentlich hatte Elijah Fußballtraining. Wobei... Hatte er nicht etwas erwähnt, dass das Training demnächst ausfallen würde?
,,Ähm, ich muss noch gucken, ob ich da Zeit habe", entschuldigte ich mich. ,,Oh, okay. Kann ich dann vielleicht deine Handynummer haben? Oder ich gebe dir meine, ist eigentlich egal... ja, damit wir halt nochmal kurz miteinander schreiben können, wegen dem Treffen"
DU LIEST GERADE
Schattenmädchen | ✔︎
Mystery / ThrillerIch war immer da, nur bemerkte er mich nicht. Ich stalkte ihn nicht, ich verdiente so mein Geld. Ich hielt mich im Schatten. Denn ich war das Schattenmädchen. Bis jetzt. •∞• Rowan babysittet einen der größten Idioten ganz San Antonios: Elijah Adams...