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Am nächsten Tag in der Schule ging mir Emma wieder gehörig auf die Nerven, aber irgendwie mochte ich es. Sie war wirklich das komplette Gegenteil von mir. Lebensfroh, witzig und immer ein Lächeln für jemanden. Ich hingegen hasste ihre Vorliebe für hässliche Blümchenkleider und fand meine Lederjacke und insgesamt meinen schlichten, doch eher dunklen Kleidungsstil viel besser. Außerdem konterte ich eher, als dass ich Witze riss und Lachen tat ich generell wenig. Doch Emma schaffte es auf eine mysteriöse Art und Weise, mich zum Lächeln zu bringen.  

,,Und dann hat er gesagt, dass er mich mag!", schwärmte sie gerade. Ich seufzte. ,,Emma, sorry aber nimm's nicht persönlich: Ich bin nicht die Beste, was Mädchenkram angeht", sagte ich. Doch Emma zuckte nur mit den Schultern und grinste. ,,Stimmt, das bist du nicht. Aber du kannst gut zuhören" Ich hob eine Braue. ,,Tue ich das?", fragte ich erstaunt. ,,Ja. Und du kannst gut beraten. Also abgesehen vom Mädchenkram halt"

Ich schmunzelte. Emma war wirklich besonders. ,,Du siehst Sachen, die gar nicht da sind, Emma", meinte ich. ,,Ich bin keine gute Zuhörerin. Ich schalte nur irgendwann ab und nicke nur noch. Und beraten kann ich dich sowieso nicht, dazu beschäftigst du dich zu viel mit Mädchenkrams"

Emma legte den Kopf schief und sah mich skeptisch an. ,,Nein, denn du könntest keinen guten Rat geben, wenn du nicht genau zuhören würdest", erwiderte sie. ,,Also, jetzt mal als Beispiel, auch wenn du dich da nicht gut auskennst: Wie würdest du mir mit Sascha helfen?"

Ich überlegte kurz. ,,Ich würde ihn übers Knie legen. Nehme es bitte - wie sonst auch immer - nicht persönlich, denn ich weiß, dass du ihn magst. Um es kurz und knapp zu sagen: Er ist ein Arschloch, Emma, und viel zu gut für dich. Du hast erst letzte Woche gesagt, dass er dich jetzt schon ewig kennt und dann hat er dich allein diese und letzte Woche mehrmals versetzt, wenn ich das richtig verstanden habe. Sowas macht kein Typ, der dich mag", sagte ich. ,,Siehst du!", rief sie triumphierend. ,,Du hörst zu und eigentlich bist du auch gar nicht so schlecht im Beraten!" Ich schnitt eine Grimasse. ,,Emma, hör bitte einfach auf!"

Sie lachte und setzte sich auf ihren Platz. ,,Sag mal, kannst du mir vielleicht in Geschichte helfen? Ich komm da irgendwie nicht ganz mit", bat sie mich auf einmal. Ich lächelte leicht. ,,Klar. Ich hab nur einen etwas... spontanen und gefüllten Terminkalender", erwiderte ich und setzte mich neben sie. Sie nickte verständnisvoll. ,,Ey, Emma!", rief plötzlich jemand und ein braunhaariger Junge ging auf uns zu. ,,Ich wollte noch einmal sagen, dass das Vorhin nur ein Scherz war. Du bist nämlich echt anstrengend", sagte er ,lässig'  und grinste selbstgefällig. Meine Erwartung, dass es Sascha war, war ziemlich hoch. ,,Was soll das, Sascha?", fragte Emma genervt. ,,Was denn? Ich hab dir die Wahrheit gesagt", entgegnete er und seine Lache kotzte mich einfach nur an. ,,Ach ja? So wie letze Woche? Oder vorletzte?", zischte ich. ,,Oh, Emmalein hast du jetzt schon eine Leibwächterin?"

Nein, ich war die von Elijah...

,,Sascha, hau ab", sagte Emma neben mir. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Was für ein selbstverliebtes Arschloch. ,,Lass gut sein", versuchte mich meine neue und wohl einzige Freundin zu beruhigen. ,,Nein, vergiss es", murmelte ich und stand von meinem Stuhl auf.

Ich grub meine Fingernägel in meine Handfläche, sodass ich kurz darauf ein Stechen spürte und man sah meine Fingerknöchel weiß hervortraten. ,,Oh", lachte Sascha. ,,Und was willst du jetzt machen? Ich weiß ja noch nicht mal auf welche Art und Weise ich dich beleidigen soll. Wie heißt du denn? Vielleicht fällt mir dann ja was ein"

Ich lächelte. ,,Mein Name ist eigentlich recht unwichtig. Aber ich finde du solltest ihn wissen, wenn du danach gefragt hast, wer dich so zugerichtet hat", sagte ich gehässig. ,,Wa-", weiter kam er nicht, denn meine Faust landete in seinem Gesicht. Bevor er sich erholen konnte, landete meine andere Faust in seiner widerlichen Visage und traf seinen Unterkiefer. ,,Okay, dann eben so", zischte er und versuchte mir die Füße wegzutreten, doch ich wich einfach einen Schritt zurück, sodass sein Tritt ins Leere ging. ,,Los, Sascha. Beeindruck mich", provozierte ich ihn. Ich spürte den Hass in mir und den Ekel, den ich gegenüber Sascha empfand. Solche Leute hatten mich in der Grundschule fertig gemacht und suche werden es immer tun. Zudem machte er meine einzige Freundin nieder bis zum Geht-nicht-mehr. 

Schattenmädchen | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt