Der erste Riss

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Für unsere Recherche wohin das ganze Geld verschwindet, brauche ich mein Handy, um Notfalls Beweisfotos zu erstellen. Dafür machen Liv und ich einen kleinen Abstecher in mein Zimmer.

Eigentlich darf ich es so gar nicht nennen. Extra für mich wurde ein neues Bett gekauft, auf dem es sich liegt wie auf Wolken. Das Zimmer wurde neu gestrichen, nur für die wenigen Tage in denen ich hier bin. Immer mehr wird mir bewusst, dass ich die Person bin, in der das gesamte Geld investiert wird. Ich habe mir die anderen Zimmer bereits angesehen und unzumutbar sind sie auch nicht. Sie hätten für mich vollkommen gereicht. Wie auch ein Doppelbettzimmer, aber Vater möchte auf keinen Umständen, dass ich noch jemanden erzähle, warum ich wirklich hier bin. Als wäre die Diagnose Lebensbedrohlich oder sie müsste mir peinlich sein. Schließlich habe ich nicht Syphilis.

Auf der braunen Ledercouch sitzt mein Vater ungeduldig und starrt Liv an, als sie hinter mir ahnungslos eintritt. Sofort bleibt sie schüchtern stehen und greift reflexartig an meine Hand. Ich kann mir einen Moment das Lächeln nicht verkneifen. Wie ein elektrischer Strom durchfährt es meinem Körper. Ich habe Angst zu zucken, als sie meine Hand kurz zu drückt. Am liebsten würde ich ihren schmalen Kopf in die Hände nehmen, sie ganz tief in die tollen Augen schauen und ihr erklären, dass ich ich mir ein Versprechen gegeben habe, sie niemals zu verletzten, besser gesagt sie davor zu beschützen, nicht verletzt zu werden. Dazu zählen auch die geschockten Blicke meines Vaters, der mich mittlerweile wütend anstarrt.

„Du solltest schon vor langer Zeit hier sein, Nick! Das ist hier doch kein Urlaub, wo du dir irgendein Mädchen angeln kannst". Er steht auf und rollt seine Zeitung wütend ein.

Drohend geht er einige Schritte auf uns zu. Wie ein Schlag trifft es Liv, denn die reißt sich von meiner Hand los, hält sich die Hände an die Ohren und rennt panisch weg. Erst jetzt merkt mein Vater was für eine Pose er eingenommen hat. Liv kann schließlich nicht wissen, dass er uns nie etwas antun würde. Erst recht nicht mit einer Zeitung. Erschöpft setzt er sich wieder auf den braunen Ledersessel und massiert sich seine Stirn.

Ich stehe noch immer geschockt in der Tür. „Es tut mir Leid um deine kleine Freundin, Nick. Es ist nur, du wolltest den Song fertig schreiben. Ich habe es Finn vom Plattenlabel versprochen", seine Stimme klingt ruhig und erst jetzt schaut er mich an. „Dir ist aber hoffentlich klar, dass du sie nicht immer treffen kannst Nick". Ich nicke. Nicht immer, da hat er Recht. Aber ich werde es jedenfalls versuchen, sie so häufig zusehen, wie ich nur kann.

Er nimmt seine Jacke vom Stuhl, holt meine Reisetasche aus dem Schrank und kommt auf mich zu. Noch immer stehe ich wie eingefroren hier und bewege mich kein Stück. Ich bin hin und her gerissen, ob ich Liv hinter her renne und es wage, dass mein Vater auf mich wütend wird, oder ob ich ihm erzähle, dass es keinen Song gibt. Beides keine wirklich gute Idee.

„Wir fahren nach Hause. Die Sachen habe ich schon gepackt". Er greift mir an die Schulter und schüttelt sie spielerisch. „Ich freue mich schon auf den neuen Song, Champ!". Ich möchte mich umdrehen, ihn sagen es gibt keinen neuen. Und am meisten will ich einfach Liv in den Arm nehmen.

Aber ich mache nichts von alle dem, sondern schlendere still und gehorsam hinter meinen Vater her, der fröhlich summend zum Auto stolziert.

Ich sollte mich schämen, schließlich habe ich das Versprechen so gut wie gebrochen.

Aber ich bin plötzlich so Müde und lasse mich einfach in den Sitz des Autos fallen.

Die Recherchen sind wohl erst einmal auf Eis gelegt.

Be different (Nick JONAS) *beendet* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt