Die Beichte

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Ich habe es geschafft mich erst einmal vor nervigen Fragen, wo der Song bleibt zu retten.
Doch schafft es mein gut gelaunter Dad, mich innerhalb weniger Sekunden auf hundertachtzig zu bekommen. Als hätte er in der Nacht Stichpunkte auf einem Zettel geschrieben, die er mich direkt nach dem Aufstehen fragen kann. Schlaftrunken stolpere ich ins Badezimmer. Vorsichtshalber schließe ich ab und stütze meinen Kopf mit den Händen, als ich auf der Toilette sitze. Gähnend versuche ich noch immer mich an das helle Licht zu gewöhnen. Einige Sekunden reibe ich mir die Augen. Als ich jedoch aufhöre, erleide ich beinahe einen Herzinfarkt. Vater und Joe stehen im Badezimmer und scheinen sich nicht von mir gestört zu fühlen. Ich habe die Tür nicht aufgehen hören. Sie unterhalten sich, als wäre ich derjenige, der in ein Raum platzt. „Ich versichere dir, er hat den besten Song, ever!", lacht Joe und haut meinem Vater auf die Schulter. Er grinst nur zurück:" Da bin ich mir sicher. Aber ich frage mich, ob er ihn fertig hat".
Gleichzeitig ziehen sie ihre Schultern hoch und Joe fährt sich durch sein dichtes schwarzes Haar. „Er, kann euch hören!", schimpfe ich laut und hoffe sie beschließen, dass es unfreundlich ist, jemanden im Badezimmer und noch dazu auf der Toilette zu stören.
„Lass dich nicht stören. Wir unterhalten uns nur", kichert Joe. Zu spät. Ihr stört bereits. Ich suche nach einem hartem, spitzen Gegenstand, den ich auf sie werfen kann. „Mach nur weiter, Sohn". Vater macht Anstalten, als würde er den Raum noch einen Schritt weiter betreten. Ich muss dringend pinkeln, aber wenn jemand mir zu schaut dann kann ich es nicht. Selbst in der Schule gehe ich meistens nur während des Unterrichts, wenn es einmal nötig ist. Sonst kommt kein Tropfen raus. „Haut ab!", schreie ich. Ich denke an das Schild, das Mum vor vielen Jahren vor die Tür gemacht hat „Ort der Ruhe". Ich beschließe es gleich sofort abzumontieren und es einen von beiden am Kopf zu werfen. Allerdings lassen sie sich noch immer nicht beirren. Sogar Kevin steht jetzt im Pyjama neben ihnen und kichert mit. „Hab ich verpasst wie er den Song vorgestellt hat?", fragt Kevin neugierig und zupft sich an seinem Pyjama mit Flugzeugen drauf. Ich schüttle verzweifelt den Kopf. Übertreibe ich, wenn ich anfange hysterisch zu lachen, weil meine Blase gleich platzt?

„Sieht es so aus, als hätte ich ein Keyboard hier um es vorzustellen?", frage ich genervt. Geschweige denn, dass ich ein neuen Song hätte. Kevin scheint ein Licht auf zugehen. Er hebt den Finger und sagt ganz ernst: „Stimmt. Warte ich hol dir deins!". Ich will mir gegen den Kopf schlagen, immer und immer wieder. Für Vater scheint es jedoch auch zu viel zu sein und er hält Kevin am Shirt fest, bevor der verschwindet. „Wir wollen nichts verpassen!", flüstert er.

„Du kannst den auch eben singen, ohne Musik. Wir können uns das wohl so anhören", sagt Joe schon leicht verzweifelt. Wäre er nicht so dämlich, würde ich schon fast meinen, dass er ahnt, keinen neuen Song zu bekommen. Ich muss es ihnen sagen. Ich schüttle den Kopf. „Ich würde jetzt gerne meine Ruhe haben", flüstere ich schon ein wenig erschöpft. Meine Blase zählt schon langsam den Countdown, bevor sie platzt. „Stell erst den Song vor", meckert Joe.

„Es gibt nichts vorzutragen, weil ich nichts vorzutragen habe!", gebe ich sauer zu. Alle drei scheinen aus Wolke sieben zu fallen. Ich fühle mich besser, endlich ist eine Last weg.

Kevin verlässt schnell den Raum. Er frisst sich wahrscheinlich jetzt den Magen voll, weil er denkt ich hätte eine Schreibblockade und unsere Tage als Jonas Brothers sein nun gezählt.

Vater nickt nur. „Es ist wegen dem Mädchen", sagt er enttäuscht. Ich will nicken, erspare es mir aber. Joe schaut ihn verwirrt an, bekommt aber keine Antwort. Stattdessen legt Vater ihm eine Hand auf die Schulter und schiebt ihn hinaus zur Tür. Bevor er sie hinter sich schließt, schaut er mich wissend an und wirft mir einen enttäuschende Blick zu. Das ist der Blick, vor den alle Kinder Angst haben. Fast nichts macht einen trauriger als so ein Blick. Wer möchte schon, dass die eigenen Eltern nicht stolz auf einen sind? Ich bin zwar alleine, aber noch immer kommt nichts. Ich stehe auf und gehe wieder ins Bett.

Be different (Nick JONAS) *beendet* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt