Irgendwann einmal...

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Eine Weile lebe ich in den Tag hinein. Essen, Nachdenken, Jammern, Schlafen. Mehrmals stehe ich vor der Tür und möchte zu Liv fahren, aber jedes Mal kehre ich niedergeschlagen in mein Zimmer zurück. Mir fällt nichts passendes ein. Mutter sagt immer, wenn man nicht gründlich über sein Vergehen nachdenkt, wird einem nicht verziehen. Ich bin mir nicht über den richtigen Zeitpunkt im Klaren. In jeder Zeitung steht mein Name, die Schlagzeile von einer wilden Stalkerin. Einer Freundin von mir, die mich nun belästigt. Eingefädelt von meinem Vater. Irgendwie sind sie an ein Bild von Liv ran gekommen, wie sie vor unser Haustür steht. Natürlich möchte jeder ein Statement von mir, denn ich habe mich seit Tagen nicht mehr öffentlich blicken lassen. Ich rede nicht mit meinem Vater und meide auch den Kontakt mit meiner Familie, wenn es nicht unbedingt sein muss. Meine Brüder kommen nur zum schlafen ins Zimmer, lassen mich aber auch in Ruhe. Als Ausrede berichtet mein Vater den Reportern, die vor unserem Haus wache halten, mich würde das alles sehr mitnehmen und ich bräuchte eine kleine Auszeit. Ich fühle mich einfach nur noch schlecht. Mein Magen macht es auch nicht mehr mit und mehrmals am Tag übergebe ich mich. Ich befürchte mich plagt der Liebeskummer. Doch Vater verspricht mir, wenn ich ein Interview halte, lässt er mich in Ruhe und so willige ich ein.

Vor dem Krankenhaus, wo es stattfinden soll stehen viele Reporter. Zwischen ihnen sitzt Liv und schaut scheu umher. Für sie gibt es keinen Ausweg zu entkommen, ohne einen zuberühren. Ich weiß wie sie Nähe zu anderen hasst. Wie lange sie gebraucht hat, sich an meine Nähe zu gewöhnen. Mich durchfährt ein Stich in die Magengrube und ich möchte mich am liebsten wieder übergeben.

Sie hält sich ihre Ohren zu und scheint mich hilfesuchend zu erblicken. Als ich aufstehen möchte, hält mir mein Dad einen Arm auf die Schulter und schaut mich mit seinen dunklen Augen ernst an.

„Du weißt das es nicht geht!", flüstert er. Ich weiß dass es nicht geht. Seit ich öffentlich zugab, verschwiegen zu haben ich hätte die Zuckerkrankheit, wurden wir in vielen Medien als Lügner dargestellt. Die anfängliche Euphorie nahm schnell ab, als Ärzte in Talkshows berichteten, wie viele diese Diagnose bekommen und es überhaupt nichts mehr schlimmes ist. Aber wenn ich jetzt noch zu der Aussage meines Vaters stehe, dass Liv nur eine Verrückte sei, die sich wichtig machen will, werde ich es mein Leben lang bereuen. Ich würde es mir nie verzeihen und Liv sowieso nicht.

Ich spiele in meinem Kopf jedes mögliche Szenario durch. Die einen lassen unsere Karriere steil bergab fallen, weil wir nicht nur die ganze Zeit gelogen haben, sondern ein krankes Mädchen verleugnet und benutzt haben. Ich liebe Sie. Ich habe es ihr nie offen gesagt, bis bei unserem letzten Gespräch und das zählt nicht. In diesem Moment wünsche ich mir, ich hätte es.

„Blut ist dicker als Wasser!",verdeutlicht mir Dad nochmal. Die Stimmen schwirren durch meinem Kopf. Sie haben mir gedroht, dass ich raus wäre würde ich mich auf sie einlassen. Ein Mädchen das nicht in unsere heile Welt passt.

Wir steigen aus. Zum Glück trage ich eine Sonnenbrille, so kann sie meine geschwollenen Augen nicht sehen.
Ich müsste ein ernstes Gesicht auflegen, aber ich kann nicht. Ich kann sie nicht ansehen. Dieses zerbrechliche Mädchen, dass mich jetzt fröhlich anschaut und auf mich zu geht. Trotz unserer Auseinandersetzung. Sie hofft, ich kläre das vermeintliche Missverständnis auf. Dad verlautet erneut, es wird bei der alten Geschichte bleiben. Sie ist eine Verrückte.

Alle starren mich erwartungsvoll an. Auch Liv. Ich habe es ihr versprochen, irgendwann, ich werde zu ihr stehen.

Meine Nerven spielen verrückt. Ich kann mich keinen Millimeter bewegen.

„Was sagen sie dazu Nick, stimmt es was ihr Vater und gleichzeitig Manager behauptet?", fragt ein junger Reporter und hält mir sein Mikrofon unter die Nasenspitze.
Ich schaue durch Liv durch. Mein Herz sagt mir, ich soll es verneinen, zu ihr stehen. Ich bekomme kein Wort heraus. Mein Mund ist trocken, so trocken dass ich ihn kaum öffnen kann. Ich beschließe den Kopf zu schütteln. Aber fast automatisch nicke ich. Ein rasches Gemurmel zwischen den Reportern entsteht. Dad legt mir beistehend seinen Arm auf die Schultern. Er selber weiß es ist falsch, aber Hochmut kommt vor dem Fall.

Diesen Fall werde ich in den nächsten Tagen zu spüren bekommen, wenn ich wieder alleine vor dem Keyboard sitze. Alle drehen sich zu Liv um, die still vor den Wand steht. Für mein scheinbar kaltes Herz mache ich einen riesigen Fehler und schaue sie an. Noch nie wurde ich so enttäuscht und gleichzeitig verletzt angeschaut wie jetzt. Sie schlägt die Hand vor ihr schmales Gesicht. Die Reporter beginnen sie zu beschimpfen und sagen sie sollte sich was schämen. Und ich? Ich schaue nur still zu, wie das Mädchen das ich liebe beschimpft wird und wegrennt. Ich bin so feige und egoistisch. Bitte Gott, wenn es dich gibt, lass mich auf der Stelle tot umfallen.

Be different (Nick JONAS) *beendet* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt