„Wir haben uns immer ein Kind gewünscht", sagt Logan beim Kauen. Avery fährt fort: „Es hat eine Weile nicht geklappt. Wir waren so traurig!". Sie nickt ihrem Mann wehmütig zu. „Erst nach mehreren Jahren, hat es dann endlich geklappt. Avery sollte mein Kind gebären". Er nimmt ihre breiten Hände und umfasst sie. Ich sage kein Wort und warte gespannt auf das, was sie sagen wollen.
„Zunächst dachten wir, alles wäre perfekt. Logan erbte den Hof. Ich brachte ein Mädchen zur Welt. Wir waren so glücklich!".
„Sie war schon immer anders", flüstert Avery dann. Logan nickt ihr zustimmend zu. „Die Sonne ging auf, als wir ihr beobachteten, wie sie ihre ersten Schritte unternahm". Sie lächelt einen Moment müde.
„Wir bemerkten ihre Krankheit erst, als man uns auf die seltsamen Interessen von Liv angesprochen hat. Sie zählte still die Einzelnen kleinen bunten Glasscheiben in der Kirche, als sie Glaubensunterricht hatten und andere Kinder fleißig mitsangen. Sie fragte viel mehr als alle anderen in ihrem Alter, den ganzen Tag stellte sie uns Fragen. Zunächst waren wir stolz, als unsere sechs jährige Tochter uns erzählte, es wären 223 kleine Glasscheiben eingesetzt worden. Doch der Pastor versicherte uns, es wären genau 225. Und so verbrachte sie heimlich eine Woche lang nach der Schule die Zeit damit, die Fenster erneut und erneut zu zählen. Wir wussten davon, denn der Pastor rief uns jedes Mal an, um Bescheid zugeben. Wir sprachen sie eines Tages darauf an und sie erklärte uns, sie habe die Fenster exakt 36 Mal gezählt. Immer und immer wieder und sie würde jedes Mal bei 223 stoppen. Wir konnten sie nicht davon abbringen, die Fenster auf Neue zu zählen. Also blieben wir eines Sonntags, nach der Messe noch in der Kirche und zählten die Fenster. Genau 223 kleine bunte Scheiben, wurden zu großen zusammen gesetzt. Als wir Liv stolz umarmten, nickte sie nur Gefühlslos. Wir dachten, nun wären die seltsamen Eigenheiten vorbei, aber sie entwickelte von Monat zu Monat mehr davon".
„Wir wollten ihren IQ testen, aber sie weigerte sich, irgendwelche Aufgaben oder Fragen zu lösen. „Was könnte ich mit einem IQ von 146 anfangen?", fragte sie mich. „Diese Zahl sagt nichts aus". Emotionslos hatte mich unsere Tochter belehrt, mit gerade einmal sieben Jahren. Aber sie hatte Recht. Gab es etwas umsonst im Leben mit einem hohen IQ? Nein" , flüstert Logan. Ich starre die beiden an. Natürlich wusste ich von der Geschichte mit den Fenstern nichts, genauso wie die des IQ Testes. Ich habe gelesen, dass viele Betroffene des Asperger-Syndroms, sehr Intelligent sind, bis hin zur Hochbegabung. Oft auch nur in einigen Teilen. Andere haben bestimmte Ansichten, lassen sich von ihnen nicht abbringen. Oder auch besondere Interessen. „Als sie dann lesen konnte, fing sie an Klassiker zu lesen, von Goethes Faust, bis hin zur Feuerzangenbowle. Jedes Jahr, das sie älter wurde, entstand in ihr eine neue weitere Interesse. Das ständige Zählen wuchs heraus, dafür interessierte sie sich für öffentliche Verkehrsmittel und ihren Linien. Mit zehn konnte sie die kompletten Busstrecken und alle Haltestellen in Berlin, obwohl wir nie mit ihr in der deutschen Hauptstadt waren. Auch Abflussdeckel auf Straßen interessierten sie, die Bauart, die Einarbeitung in den Boden und der Hersteller. Sie fotografierte alle die sie finden konnte, druckte die unterschiedlichen Bilder aus und sortierte sie. Wenn andere mit Puppen spielten, sortierte sie ihre Gullideckel, als wären sie Tauschbilder von Panini. Über die Jahre verlor sie einige Interessen, aber es kamen auch einige hinzu".
Avery wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Starr blicke ich auf mein kaum angerührtes Essen. Ich habe sie vieles Reden hören, aber im Grunde haben sie nichts erzählt. Ich bin unsicher und verwirrt. Ungläubig, das Eltern so etwas negatives über die eigene Tochter erzählen.
Dabei ist nichts verwerfliches dabei, nichts wofür die Eltern sich schämen sollten. Natürlich ist Liv anders als andere Menschen. Immerhin kenne ich niemanden der immer und immer wieder die Kirchenfenster zählt. Aber schlimm finde ich es auch nicht. Warum sollte jeder sein, wie der andere? Ich bin froh, dass meine Liv nicht so geworden ist, wie ihre Eltern. Anstandslos und ziemlich emotional.
Ich sage kein Wort und überlege aufzustehen und weg zu rennen. „Wir können sie nirgends mit hin nehmen, ohne das wir darauf angesprochen werden, warum unser Kind kaum lacht, überhaupt keine Emotionen zeigt, außer wenn sie stolz berichtet, welche Bedeutung deren Namen hat und woher er kommt. Es ist anstrengend!". Averys Stimme bricht. Logan nickt ihr zustimmend zu. Er hält mir noch ein wenig Essen hin, aber ich schüttle rasch den Kopf und flüstere ich wäre satt, obwohl mein Magen knurrt. Aber noch mehr dieses Essens und ich übergebe mich am Tisch. „Ich habe immer erwartet, dieses Kind wäre nicht meins. Ich habe gehofft, Avery wäre mir fremd gegangen. Ich wäre für sie nicht verantwortlich. Oder würde sie zumindest normal werden! Aber die Ähnlichkeit zwischen uns ist leider sehr hoch. Ziemlich unwahrscheinlich, dass dieses Mädchen nicht von mir ist". Avery schaut ihn unverändert an, es ist nicht das erste Mal das sie es hört.
Natürlich steht genau jetzt, mein Leben in der Tür. Das Leben, das gerade zu Zerbrechen droht und davon rennt. Ich überlege einen kurzen Moment, die Eltern zu beschimpfen, sie zu fragen wieso sie so etwas behaupten. Aber ich möchte lieber hinter Liv her, als jetzte eine Szene machen. Also springe ich auf und eile Liv nach.
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Be different (Nick JONAS) *beendet*
Fanfiction*beendet* Eigentlich ein ganz normaler Auftritt wie jeden Abend und doch ganz anders. Ein intensiver Augenblick in dem ich mir ein Versprechen gab, aber kurz darauf schon brach. Ich weiß nicht wer sie ist, aber ich werde sie beschützen, dass ist kla...