Eine Weile lagen wir übereinander und haben uns einfach nur angeschaut. Bis ich jedoch das Gefühl hatte, die Welt würde sich drehen. So als hätte ich zu tief ins Glas geschaut und haufenweise Alkohol getrunken.
So muss sich also Verliebtheit anfühlen, denke ich mir und genieße die Zeit in den Armen von Liv.
Ihre Haare werden vom Wind zwischenzeitlich in mein Gesicht geweht und ich rieche ihr wohltuendes Shampoo. Ich merke, wie ich müder werde, obwohl mein Körper von Liebesadrenalin getränkt ist. Und erst so merke ich, dass mein Körper aufgrund des fehlenden Insulins in meinem Körper, verursacht wird.
Ich habe vergessen, vor dem Essen mein Blutzuckerspiegel zu messen und etwas vom fehlenden Insulin zuspritzen, dass meine Körperzellen dazu anregt, Glukose, also Zucker aus meinem Blut aufzunehmen. Denn aus unerklärlichen Gründen zerstört mein Immunsystem seit einigen Monaten mein von der Bauchspeicheldrüse produziertes Insulin. Das Insulin ist ein wichtiges Hormon in unserem Körper, das den aufgenommen Zucker aus unser Nahrung in die Zellen schleust, die es zur Energiegewinnung benötigen.
Liv merkt das etwas nicht stimmt und setzt sich auf. Diese leichte Schwäche und Müdigkeit ist ein erstes Anzeichen. Bisher ist es nur ein erstes Symptom und nicht weiter schlimm, wenn ich sofort messe und spritze. Unterzuckerung kann schnell vorkommen. Also gehen wir in Livs Kinderzimmer, damit ich mich messen und ein Traubenzucker zu mich nehmen kann.
Zum Glück habe ich alles mitgenommen. Als ich ihr Zimmer betrete fallen mir förmlich die Augen aus dem Kopf. Ihr kleines Zimmer, so groß wie unser Gäste Bad ist komplett schwarz gestrichen. Keine bunten Streifen, keine hellen Möbel. Ihr Zimmer ist pechschwarz, selbst die Decke und die Möbel sind dunkel. Ein Mädchen das auf Einhörner steht, sollte gewiss kein schwarzes Zimmer besitzen. Ich schaue sie fragend an. Sie hebt nur ihre Schultern und meint monoton: „Vor drei Jahren wünschte ich mir zum Geburtstag eine neue Wandfarbe, denn hier hatte sich seit meiner Geburt nichts geändert. Ich sagte ihnen, pink wäre nicht mehr meine Farbe, denn in meinem Inneren sähe es ganz anders aus. Meine Eltern nahmen es zu persönlich und entschieden sich für schwarz, sie meinten ich besäße eine dunkle Seele, denn zu der Zeit redete ich noch weniger mit ihnen als ich es sowieso schon tat, da ich Tage zuvor zum ersten Mal mitbekommen habe, dass mein Vater Logan mich weg wünscht". Ich kann es nicht glauben und muss mich einmal hinsetzen. Mein Herz pocht stark und ich beschließe, schnell meinen Blutzuckerspiegel zu messen. Liv setzt sich still neben mich und schaut mir interessiert zu, wie ich Insulin von der Spritze gekonnt in meinen Bauch spritze. Mich stört es nicht, es vor ihr zu tun, denn sie scheint interessiert, fragt mich eine Menge die ich nur zu Teil beantworten kann und ich genieße die Nähe zu ihr, ohne reden zu müssen. Oder nicht zu wissen, wie ich mit ihrer Lebenssituation umgehen zu weiß. „Wieso macht ihr es nicht öffentlich?", durchbricht sie nach einer Weile die Stille. „Was meinst du?", frage ich verträumt und suche nach dem Traubenzucker. „Das mit dir. Warum ihr einige Auftritte absagen musstet", mit großen Augen schaut sie mich an. Ja, warum nur? Aber eins ist sicher: „Mein Vater, also unser Manager, er wollte es nicht". Sie schüttelt kaum merklich den Kopf, hält einen Moment inne, als müsste sie überlegen, ob ihre Reaktion richtig war. „Macht es aus dir einen anderen Menschen?" ,fragt sie leise.
Ich schüttle den Kopf. „Nein, aber ich würde sagen, es beeinflusst mich sehr".
„Auch eure Musikkarriere? Würde plötzlich niemand mehr eure Musik hören, weil du eine Autoimmunkrankheit hast?". Ich überlege einen Moment. „Nein, ich glaube nicht". Sie lächelt mich an und streichelt über mein Knie. Dabei hebt sie mit der anderen Hand das Traubenzucker vom Boden auf, das ich die ganze Zeit suche und gibt es mir. „Siehst du, eine Krankheit entscheidet nicht wer du bist. Natürlich beeinflusst sie dein Leben, aber du darfst ihr nie die Chance geben, dich zu einem anderen Menschen zu machen".
Wo sie Recht hat...
Ich entdecke neben mir ein kleines Notizbuch. Das Notizbuch, welches ich schon einmal bei ihr entdeckt habe.
Ich schaue sie fragend an und unsicher nickt sie den Kopf. Als ich es öffne und durchblättere kann ich einige Texte lesen, die selbst verfasst hat, wie sie sagt. „Es sind Gedichte. Oder auch Poetry genannt". Ich kenne so etwas. Bei uns in Wyckoff hat mal ein Poetry Slam stattgefunden, als wir noch jünger waren. Ich habe mit einem meiner Texte teilgenommen. Auf einer Bühne kann man dann den Text vorsagen, seine Gefühle mit ein bringen, zum Beispiel Teile schreien oder auch flüstern. Ich habe mit einem sehr schrecklichen teilgenommen. Ich weiß noch, es ging um das Fernsehverbot, das mir in der Woche auferlegt wurde. Meine Eltern, Joe und Kevin waren auch da. Mein Ziel war es, das meine Eltern erfuhren, wie es mir bei solch einem Verbot erging. Ich trug es vor, als hätten sie mir statt Fernsehverbot, das Essen weggenommen. Ich schrie teile und nachdem ich fertig war, wurde es still. Meine Mutter wurde rot wie eine Tomate und mein Vater blass. Genützt hatte es leider nicht, denn Zuhause bekam ich noch mehr Ärger, weil ich meine Familie blamiert hatte und meine Eltern hingestellt, als wären sie grausam. Rabeneltern.
Heute lachen sie natürlich darüber und es mir peinlich, es jedes Jahr zu Weihnachten beim Familientreffen erneut zu hören. Mum hatte sich sogar meine Notizen eingesteckt.
Livs dagegen, waren gefühlvoller. Wie soll ich sagen, sie sind einfach perfekt. Ein Gedicht geht über drei Seiten.
Oft denke ich über eine gewisse Person nach, es ist eine Weile her, seit ich ihn das letzte Mal Angesicht zu Angesicht betrachten durfte. Es ist einige Zeit vergangen und immer mehr vermisse ich ihn. Ich habe ihn immer viel gefragt, Fragen die er mir nicht beantworten konnte. Doch hörte er mir zu, ohne jemals gelangweilt oder genervt zu wirken. Seine ruhige Art, durchdringt jeden Raum und verbreitet sich wohltuend, wie ein gutes, seltenes Parfüm.
Kein billiges, dass nach wenigen Minuten aufhört zu Duften, sondern eins dieser Sorte, an das du dich ewig erinnerst. Du brauchst ihn nur einmal gerochen zu haben und schon ist er immerwährend in deinem Gedächtnis verankert. Auch wenn du zwischenzeitlich den Duft verlierst, erkennst du ihn insgeheim immer wieder. So ähnlich ist es bei ihm. Jeder findet irgendwann im Leben sein Parfüm, dass ihm wertvoll erscheint und es kaum jemanden anvertraut. Das Fläschchen könnte aus der Hand rutschen, zu Boden fallen und in viele kleine Teile zerbrechen. Der Duft würde sich ein letztes Mal im Raum verteilen, bis irgendjemand das Fenster öffnet und nichts mehr bleibt außer Scherben.
So ist es, wenn die Person von einem geht. Sei es Trennung, Umzug oder auch der Tod.
Du sammelst die Scherben auf, die ein Sinnbild für dein gebrochenes Herz sind. Einige Zeit erinnerst du dich an den Duft des Parfüms, doch irgendwann verblasst er immer mehr. Auch wenn du dich scharf versucht daran zu erinnern, du kannst den Duft niemanden erklären und die Form der Flasche hast du nicht mehr vor dem inneren Auge. Du trauerst, benutzt ein anderes Parfüm, aber doch denkst du immer nur an das eine zurück.
So war es nach seinem Tod, mein Herz wurde zerrissen und die Zeit nahm mir immer mehr Erinnerungen. Zunächst den Klang seiner wunderbaren Stimme, dann sein Wesen und zuletzt sein Aussehen. Auf alten Bilder sehe ich ihn, bezweifle aber, dass er so Ausgesehen hat. Als wäre er ein Fremder gewesen. Die Erinnerungen sind davon geflogen, wie, wenn irgendjemand das Fenster geöffnet hätte und das Parfüm sich in der Luft versetzt, bis auch die letzten Duftstoffe verflogen sind. Auch wenn du denkst, du könntest dich ewig an ihn erinnern, musst du irgendwann schmerzlichst feststellen, dass es unmöglich ist.
Besonders in bestimmten Momenten, fehlt dir dieses Parfüm. Zu besonderen Anlässen, trug man es gerne. Du fühlst dich unwohl. Und immer wieder wird dir bewusst, dass dieses Parfüm einzigartig war und es nicht ersetzt werden kann.
Ich bin sprachlos. Eine Weile starre ich auf den Boden und frage mich, für wen sie dieses geschrieben hat. Aber sie beantwortet es mir schon: „Ich habe es für meinen Großvater geschrieben. Er ist vor vier Jahren gestorben und war jemals der einzige in meiner Familie der zu mir gestanden hat. Egal, was war. Vielleicht, weil er so gedacht hat wie ich. Er hatte sie auch, also die Krankheit. Mit der Zeit lernte er damit um zugehen, lernte meine Großmutter kennen, die leider bei der Geburt meiner Mutter verstarb. Er sagte, sie war sein Rückhalt, sein Ansporn weiter zumachen, weiter zu lernen, mit sich zufrieden zu sein. Er sagte, ich würde irgendwann auch so jemanden finden. Jemand der mich nimmt wie ich bin. Er wollte mich lehren, aber leider verstarb er schnell an einem vorgeschrittenen Hirntumor. Mit ihm starb mein einziger Verbündeter!".
„Es tut mir so Leid", flüstere ich einfallslos. Ich wüsste nichts, was ich sagen könnte, um sie wieder glücklich zu stummen .
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Be different (Nick JONAS) *beendet*
Fanfiction*beendet* Eigentlich ein ganz normaler Auftritt wie jeden Abend und doch ganz anders. Ein intensiver Augenblick in dem ich mir ein Versprechen gab, aber kurz darauf schon brach. Ich weiß nicht wer sie ist, aber ich werde sie beschützen, dass ist kla...