Viginti tres

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Den Samstag habe ich nur mit schlafen verbracht. Ich habe einfach nie etwas zu tun in den Ferien und dann schlafe ich einfach die ganze Zeit. Am Sonntag wache ich immer noch müde auf und schaue auf die Uhr. Es ist bereits 14:00 Uhr. In den Ferien bin ich echt nicht zu gebrauchen. Ich bekomme plötzlich das starke Gefühl etwas vergessen zu haben. Irgendetwas ist doch heute . Ich blicke auf mein Handy. 05.01. Stimmt ja, heute gehen wir mit der Freundin meines Vaters Essen. Ich stöhne. Darauf habe ich echt keine Lust. Ich wette sie ist richtig abgehoben und eingebildet. Das würde zu unserem Vater passen. Ich gehe nach unten um mir irgendetwas zu essen zu machen, denn auf diesen mentalen Schock brauche ich erst mal Nervennahrung.
"Morgen.", begrüßt mich Sebastian knapp, der wie es aussieht auch eben erst aus dem Bett gerollt ist. Ich nicke ihm zu und nehme mir irgendetwas aus dem Kühlschrank.
"Wird sicher lustig heute Abend.", mein Sebastian und versucht dabei zu lächeln. Ich verdrehe die Augen.
"Also ich hab ja nicht wirklich Lust darauf.", sage ich während ich den Kühlschrank wieder schließe.
"Wem sagst du das!", stimmt Sebastian mir zu und lässt sich auf einen Stuhl am Tisch in der Mitte der Küche fallen. Er reibt sich seine Schläfen und stützt dann seinen Kopf auf seiner Handfläche ab. Seinen Arm stellt er auf den Tisch und seine Augen werden immer schwerer und schließen sich dann schlussendlich.
"Ich wünschte, der Abend wäre einfach vorbei..."

Der Tag vergeht leider viel zu schnell und im Nu ist Abend. Sebastian und ich müssen uns sogar feiner anziehen, da das Restaurant, in das wir gehen, auch etwas eleganter ist. Angeblich. Etwas gezwungen sitzen wir nun mit der Freundin unseres Vaters und ihm im Auto und fahren ins Zentrum der Stadt. Eine wirkliche Begrüßung gab es nicht wirklich. Sie hat uns alle umarmt und fest gedrückt, mehr auch nicht. Vom Aussehen her entspringt sie genau meinen Vorstellungen. Den Charakter kann ich leider noch nicht einschätzen aber so wie ich denke, passt er genau zu ihrem Aussehen.
Am Restaurant angekommen werden wir zu unserem Tisch geleitet und auch sofort nach unsere Getränkewahl gefragt. Nachdem der Kellner wieder verschwunden ist, gucke ich mich ein wenig um. Die Ausstattung ist wirklich schön und die Stühle sind recht bequem. So auf den ersten Blick sind hier auch nur gehobenere Gäste und anstatt Radio läuft hier beruhigende Streichmusik. Mein Blick wandert von Tisch zu Tisch und bleibt dann an ihm hängen.
Ich kann meinen Blick nicht abwenden und starre direkt auf den Tisch, der eigentlich gar nicht so weit von unserem entfernt ist. Was macht er hier? Warum muss ich überall und immer Luca begegnen? Es reicht ja wohl, dass ich ihn am Freitag den ganzen Tag sehen musste. Zum Glück kommt in dem Moment unser Trinken und ich kann meinen Blick von dem Tisch reißen. Doch so schnell der Kellner kommt, so schnell geht er auch wieder und wie magisch wende ich meinen Kopf wieder auf die Seite. Sie sitzen zu viert am Tisch: Luca, eine Frau, ein Mann und ein Mädchen, das ich nicht kenne. Bei genauerem betrachten sieht man aber eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihr und Luca. Luca sitzt genau in meinem Blickfeld und so wie ich immer Pech habe, schaut er genau in dem Moment von seiner Karte, in dem ich ihn anstarre. Ich schüttele leicht meinen Kopf und studiere dann wieder die Speisen auf der Karte. Die Gespräche der anderen schirme ich einfach ab. Ich entscheide mich dann am Ende einfach für Spaghetti mit Scampis und klappe die Karte zu. Ich bestelle mein gewünschtes Gericht beim Kellner und gucke automatisch wieder zu seinem Tisch. Was wenn er mich sieht? Wie soll ich reagieren? Einfach weggucken? Aber ich hab ihn ja eigentlich zuerst angeguckt.
"Mach ein Foto, hält länger.", schlägt Sebastian plötzlich vor. Schnell drehe ich mich von dem Tisch weg und merke, wie ich leicht rot werde.
"Was sollte mir das bringen?", versuche ich abzulenken und tu so, als wäre mein Wasser das interessanteste im ganzen Raum.
"Wie du meinst...", meint Sebastian nun eher desinteressiert und lässt mich dann in Ruhe. Ich trommele etwas angespannt mit meinen Fingern auf dem Tisch und wage dann noch einen Blick in seine Richtung. Er sitzt kerzengerade und unterhält sich mit seiner Familie. Dabei muss er lachen und ich muss aus irgendeinem Grund auch lachen. Sein Lachen ist einfach ansteckend.
"Ich geh mal aufs Klo.", sage ich in die Runde und erhebe mich von meinem Platz. Die Toilette ist schnell gefunden und nachdem ich auf dem Klo war, gehe ich wieder in den großen Raum, der vor den Kabinen ist und in dem sich die Waschbecken befinden. Die großen Spiegel über den Waschbecken werden beleuchtet und in diesem Licht sehe ich ganz anders aus als normal. Ich wasche meine Hände und will gerade wieder die Toiletten verlassen, da öffnet sich die Tür und eine weitere Person tritt herein.

"Max..."
Ich wirbele herum und blicke in Lucas grüne Augen. Ich starre ihn einfach nur an und weiß nicht, was ich sagen soll.
"Ich muss dich unbedingt noch etwas fragen!", sagt er schnell und ich blicke ihn verwundert an. Er muss mich etwas fragen? Das wird jetzt wohl kaum das sein was ich denke, oder?
"Ist ein Restaurantklo dafür der richtige Platz?", frage ich etwas angewidert.
"Das ist egal... also hör mal... das wollte ich eigentlich schon das letzte Mal fragen...", fängt er an.
"Also würdest d-" "Ich hab kein Interesse.", platze ich einfach heraus und unterbreche ihn mitten im Satz. Luca legt seinen Kopf schief und schaut mich verständnislos an.
"Du hast kein Interesse an was?"
"Was in der Nacht passiert ist. Es war ein Ausrutscher...", gebe ich kleinlaut zu und schaue auf die Seite.
"Ja das weiß ich doch. Du hast doch gesagt, dass du normalerweise nicht so viel trinkst.", lacht Luca freundlich und kratzt sich am Hinterkopf.
"Das meine ich nicht, ich meine das danach. Bevor du mich nach Hause gebracht hast.", versuche ich Luca auf die Sprünge zu helfen. Er scheint wohl stark nachzudenken.
"Da gab es nichts danach. Du hast dich an meine Schulter gelehnt und dann gesagt, dass du unglaublich dicht bist. Dann habe ich dich nach Hause gefahren.", erzählt Luca mit Ernst in der Stimme.
"Hä? Aber Sebastian hat gesagt... dass man uns... angeblich später knutschend in der Ecke gefunden hat...", gebe ich peinlich berührt zu und merke, wie meine Stimme dabei immer leiser wird.
"Sebastian hat... was?", fragt Luca ungläubig und fängt dann an laut zu lachen.
"Oh Gott, das wüsste ich aber noch. Was hat der sich denn wieder ausgedacht.", lacht er weiter und mit jedem seiner Worte werde ich gefühlt ein Stück kleiner. Meine Wangen glühen und ich traue mich nicht etwas zu sagen.
"Achso, darum warst du am Donnerstag und Freitag auch so abwesend.", kombiniert Luca und schlägt sich mit der flachen Hand vor den Kopf.
"Ich hab mir da so einen Kopf darüber gemacht und dann kamst du auch noch mit Jana und anderen Anspielungen. Das hat mich richtig verrückt gemacht.", erkläre ich meine Lage zum Thema.
"Was für Anspielungen?", fragt Luca nach und legt wieder seinen fragenden Blick auf.
"Ja du meintest, dass diese Nacht unser Geheimnis bleibt und wolltest mich die ganze Zeit irgendetwas fragen.", helfe ich ihm erneut auf die Sprünge und merke, dass Luca stark nachdenkt.
"Achso. Ich hab an diesem Abend nichts getrunken und alle ander waren ziemlich angetrunken also musste ich dich nach Hause bringen. Ich hab dann Sebastians Auto genommen und bin mit dem gefahren, obwohl ich eigentlich noch gar nicht ohne Begleitung fahren darf."
Mir geht ein Licht auf. Das ergibt echt Sinn. Aber als ob ich mich daran erinnern könnte.
"Und was wolltest du jetzt fragen oder bitten?", komme ich wieder auf das andere Thema zurück und Lucas Lachen erstickt.
"Also... naja... das kommt ziemlich blöd wenn man so etwas fragt, aber... ich fände es toll, wenn du meine Handynummer nicht veröffentlichen könntest. Ich weiß, es ist echt mies von mir, zu glauben, dass du sie veröffentlichen würdest aber ich muss sicherstellen, dass sie nicht im Internet landet.", sagt Luca etwas verlegen und schaut auf die Seite.
"Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber das ist doch selbstverständlich. Ich wüsste nicht mal was mir das bringen würde.", sage ich etwas lachend und Lucas Lachen kommt auch sofort wieder auf seine Lippen.
"Da das geklärt ist, sollten wir jetzt vielleicht wieder gehen, bevor sich unsere Familien fragen wo wir bleiben.", bemerke ich und Luca nickt. Gemeinsam verlassen wir den Raum und gehen dann wieder getrennte Wege zu unseren Familien, wobei ich Sebastian einen fiesen Blick zuwerfe.


Unexpected plot twist (Mauz/BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt