Centum quadraginta duo

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Ich schlucke und starre dabei meinen Vater an.
"Es gibt kein Video, keine Sorge."
Mein Vater verdreht die Augen und man sieht genau, dass er absolut keine Lust mehr hat und sein Geduldsfaden beinahe reißt.
"Max, verkauf mich nicht für blöd!"
Ich merke, wie sich ein komischer Kloß in meinem Hals bildet und mir das Sprechen erschwert. Verlegen kratze ich meinen Hinterkopf und wünsche mir gerade nichts sehnlicher, als einfach meinen Mund gehalten zu haben. 
"Es ist wirklich nichts", versuche ich ihn noch einmal vom Gegenteil und somit der Lüge zu überzeugen. Er schnaubt auf und will gerade wieder etwas sagen, da klingelt das Telefon. Ich atme erleichtert aus, denn aus dieser Situation wäre ich wohl nicht so einfach wieder hinaus gekommen. Mein Vater schaut mich noch einmal vorwurfsvoll an, wendet sich dann zum Telefon, das schräg hinter mir steht und meldet sich mit einem etwas brummigen 'Ja'. Seine Miene hellt sich sofort auf, seine Sorgenfalte verschwindet und es sieht fast so aus, als hätte er unser Gespräch gerade eben vergessen. Er nickt zustimmend und sagt ein paar Mal freudig ja. Ich weiß nicht so recht was ich tun soll und stehe einfach nur komisch daneben. Soll ich einfach gehen? Es dauert leider keine zwei Minuten, da wird mir meine Frage auch schon beantwortet, nämlich als mein Vater auflegt. Etwas ängstlich, aber auch neugierig blicke ich in seine Augen, die quasi vor Freude strahlen. 
"Ich muss jetzt weg", meint er nur und huscht dann bereits neben mir aus dem Wohnzimmer. Überrascht und auch etwas verwirrt schaue ich ihm hinterher, wie er so schnell wie möglich die Treppe hinauf stolpert und dann im Bad verschwindet. Ich ergreife die Gelegenheit und renne schon fast aus dem Haus. Schnell schnappe ich noch meine Schlüssel und trete vor die Tür, in der einen Hand mein Handy, auf dem ich gerade Luca anrufe. In Windeseile setze ich einen Fuß vor den anderen und mache am Handy mit Luca ab, dass er mich an meiner Bushaltestelle einsammelt. Da es seine Eltern nicht wissen, wird es bei ihm wohl keine Konsequenzen gegeben haben oder andere Zwischenfälle. Höchstens sie haben jetzt doch etwas gegen seinen Umzug. Aber am Telefon klang er fröhlich, da wird es ihn wohl noch mehr treffen, wenn ich ihm von meiner Erfahrung erzähle. 
Keine fünf Minuten später steht er auch schon Freude strahlend an der Haltestelle  und lächelt mich an. Ich kann nur schwach zurück lächeln.
"Du weißt ja gar nicht wie froh ich bin, dass dein Vater nichts gesagt hat", begrüßt er mich und gibt mir einen kurzen Kuss auf den Mund, den ich nur halbherzig erwidere.
"Was ist denn los?", fragt er sofort, als er mein betrübtes Gesicht sieht. Verlegen schaue ich auf die Seite. Irgendwie ist mir das schon ziemlich peinlich. 
"Wie soll ich sagen... mein Vater wusste es nicht."
"Das ist doch gut", meint Luca etwas verwirrt, lächelt aber schräg weiter.
"Ja... es war gut", füge ich noch leiser hinzu. Lucas Miene wird so langsam dunkler und wie es aussieht, scheint er schon zu ahnen, um was es geht.
"Ich habe ihn halt darauf angesprochen und er meinte... er kennt kein Video."
Ich pausiere extra lange und blicke in Lucas Gesicht, welches immer starrer wird.
"Aber leider habe ich ihn etwas zu offensichtlich gefragt. Er wollte sofort wissen welches Video und ich sollte es ihm zeigen."
"Hast du?", fragt Luca nun mit fast bleichem Gesicht. Ich schüttele langsam den Kopf und blicke dann auf meine Schuhe. Dieses Schlamassel habe ich mir wirklich selber eingebrockt. Luca neben mir atmet erleichtert aus, auch wenn es nur eine halbe Erleichterung ist. Immerhin weiß er nun von dem Video und es ist wirklich schwer zu übersehen.
"Aber", beginnt Luca plötzlich und sieht mich ernst an, "warum erzählt Sebastian dir dann so etwas?"
Ich blicke überrascht in sein Gesicht. Das ist eine gute Frage. Wieso tut er so etwas? Meinte er nicht gestern noch, dass er sich für uns einsetzte und uns verkuppeln wollte? 
"Ich ruf ihn jetzt an. Dazu will ich eine Erklärung", meine ich enttäuscht und gleichzeitig aufgeregt, während ich schon im nächsten Moment seine Nummer gewählt habe. Luca und ich halten den Atem während dem Piepsen an und ich könnte schwören, dass ich unser Blut gehört habe, wie es durch den erhöhten Herzschlag schneller in unserem Körper verteilt wird. Es piepst sicher 15 mal und nach jedem fällt etwas Nervosität von mir, steigert aber gleichzeitig auch meine Neugierde. Doch auf einmal hört es auf. Verwirrt nehme ich mein Handy vom Ohr und blicke auf den Display.
"Abgelehnt."

Unexpected plot twist (Mauz/BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt