Duodeoctoginta

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Der Tag vergeht viel zu schnell und der Abend kommt immer näher. Ich weiß nicht, was mich zuhause erwartet, immerhin bin ich einfach so weggerannt. Mein Vater wird wahrscheinlich wütend und sauer sein. Sebastian dagegen empfängt mich sicher herzlich. Dennoch will ich nicht wirklich dort hin. Bei Luca ist es eh um einiges angenehmer und entspannter. Vielleicht habe ich ja Glück und mein Vater ist wieder bei Sophia.
Schwerenherzens verabschiede ich mich von Luca, da seine Eltern bald zuhause sein werden. Er bietet mir zwar an, mich nach Hause zu fahren, aber falls mein Vater wirklich mal zuhause sein sollte, wäre es wohl keine gute Idee dort mit Luca aufzukreuzen. Ich drehe mich um und mache mich auf den Weg zu mir nach Hause.

Ich nehme mir extra viel Zeit und schlendere eher als zu laufen. Mein Herz wird immer schneller, bis ich schlussendlich vor unserer Haustür stehe und ich Angst habe, dass mein Herz gleich aussetzt. Ich krame in meinen Hosentaschen und als wäre das nicht klar, habe ich ausgerechnet jetzt meinen Schlüssel vergessen. Aber bei der Eile gestern, die ich hatte, war es eigentlich klar, dass ich etwas vergesse. Ich seufze genervt und drücke dann auf den Klingelknopf. Ich bete, dass mir Sebastian aufmacht und niemand anderes. Leider wird mein Gebet nicht erhört und Sophia öffnet mir die Tür. Ich schaue sie verwirrt an und auch sie scheint jemand anderen erwartet zu haben.
"Was machst du hier?", begrüßt sie mich mit einem genervten Unterton.
"Ich wohne zufällig hier und was machst du hier?", patze ich sie mit Sarkasmus an und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Sophia lächelt gespielt und streicht sich ihre langen Haare nach hinten.
"Ich auch."
"Und ich bin der Weihnachtsmann", lache ich und husche an ihr vorbei. Als ob die jetzt hier wohnt. So schnell es geht renne ich die Treppe hinauf, bevor Sophia noch etwas erwidern kann. Oben angekommen husche ich sofort in mein Zimmer und schließe schnell die Tür hinter mir. Ich atme ein paar Mal langsam ein- und aus um wieder ruhig zu werden. Luca hat mir ein paar Kleider von ihm geliehen, da ich sonst die ganze Zeit im Hemd rumgelaufen wäre. Auch meine Hose wäre eher unbequem. Ich ziehe meine Schuhe und Jacke ab, die ich dann auf mein Sofa schmeiße. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und strecke mich aus. Die Kleider riechen wunderbar nach Luca- oder eher nach seinem Waschmittel. Ich liege eine Weile einfach nur so da und bin kurz vorm Einschlafen, als ich unten plötzlich höre, wie die Tür aufgeschlossen wird. Ich werde hellhörig, bewege mich aber nicht, da ich Angst habe, irgendein Geräusch zu verursachen. Ich höre, dass Sophia zur Tür geht und die Person- höchst wahrscheinlich mein Vater- begrüßt. Ich kann nicht wirklich verstehen, was sie reden, denn dazu sind sie viel zu leise. Ich kann nur etwas wie 'oben', 'Max' und 'da' verstehen. Doch das heißt nichts Gutes für mich. Ich schlucke und setze mich schnell auf. Schon im nächsten Moment höre ich jemanden die Treppe hinauf stampfen, das nur mein Vater sein kann. Mein Herzschlag wird noch einmal erhöht, als das gepolter aufhört und Schritte meinem Zimmer näher kommen. Er bleibt vor meiner Tür kurz stehen und reißt sie im nächsten Moment dann so schnell auf, dass ich vor Schreck fast auf den Boden gefallen wäre.
"Was machst du hier?", schreit er mich sofort an. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen: "Ich wohne hier?"
"Nein, so jemanden wie dich will ich hier nicht zuhause haben! Zieh zu deiner Mutter oder so!", schreit er weiter und ich schaue ihn ungläubig an. Will er mich jetzt tatsächlich rauswerfen?
"Ich kann nicht mitten im Schuljahr die Stadt wechseln ohne vernünftigen Grund", werfe ich ein und ziehe eine Augenbraue nach oben.
"Jaja, red dich nur schön raus", sagt er genervt und winkt mit der Hand ab. Er lässt seinen Blick über mich wandern und bemerkt dann die Kleider, die ich trage.
"Trägst du jetzt schon die Kleider von deinem Schwuchtelfreund?", patzt er mich erneut an. Ich werde leicht rot und verschränke meine Arme vor der Brust: "Wer sagt denn, dass die nicht mir gehören?"
Mein Vater verdreht die Augen, bewegt seine Hand noch einmal wie gerade eben und schließt dann die Tür hinter sich wieder. Ich starre einfach auf die geschlossene Tür und realisiere gerade selber nicht, was passiert ist. Ich krame mein Handy aus der Tasche und wähle erst einmal Lucas Nummer.

Unexpected plot twist (Mauz/BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt