Centum viginti duo (Luca)

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Ohne Max noch einmal anzugucken drehe ich mich um und laufe direkt Manuel hinterher. Woher kennen sich die beiden eigentlich? Ich muss zugeben, dass ich gerade eben etwas eifersüchtig war, denn ich hätte Max am liebsten auch in meine Arme geschlossen, aber wir sind ja nicht mehr zusammen, da ist eine plötzliche Umarmung wohl nicht so angebracht. Aber wie verzweifelt muss Max gewesen sein, dass er einer fremden Person von uns erzählt? Nimmt es ihn etwa so mit, dass ich von einer Veröffentlichung absehe? Ich dachte bisher immer, dass er versteht weshalb. Wie konnte ich nicht bemerken, dass er mehr will? Wahrscheinlich vertraut er mir gar nicht, denkt, dass ich es nur als Spaß sehe oder dergleichen. Dabei liebe ich ihn doch. Mehr als ich je jemanden geliebt habe. Doch mein Verhalten hat ihm nur das Gegenteil gezeigt. Wie egoistisch und selbstverliebt von mir. Das ist wirklich unverzeihlich. Aber dieser Manuel hat mir gerade die Augen geöffnet. Schon etwas traurig, dass es eine dritte Person brauchte um mir das weis zu machen. Meine Füße werden immer schneller und schon nach kurzer Zeit renne ich sogar zu mir nach Hause. Es ist nun wirklich an Zeit etwas zu ändern. In Windeseile stehe ich bei mir vor der Tür und renne, sobald diese aufgeschlossen ist, in mein Zimmer. Dort angekommen schwinge ich mich sofort auf meinen Stuhl und schalte meinen Computer an.
Damit wenigstens die Mauzfans eines Tages froh werden
Ja, das sollen sie wirklich und genau das sollen sie jetzt. Es ist wirklich an der Zeit es zu veröffentlichen. Ich starte mein Aufnahmeprogramm, richte meine Kamera auf mein Gesicht und beginne mit meinem gewöhnlichen: "Hallo, mein Name ist Luca."

Ich rede sicher eine halbe Stunde oder länger mit der Kamera und lasse meinen Gefühlen dabei freien Lauf. Ich erkläre wie Max und ich uns angefreundet haben, ich mich in ihn verliebt habe und wie wir dann zusammen kamen. Ich erzähle von unserem ersten Kuss, meinen Geburtstag und wie Max mich zappeln ließ. Ich erzähle jedes noch so kleine Detail und lasse nichts aus und nachdem ich alles erzählt habe, was es zu erzählen gibt, fühle ich mich unglaublich erleichtert. Das Reden über Mauz ging mir komischerweise unglaublich einfach über die Lippen und noch nie habe ich zuvor ein Video aufgenommen bei dem ich mir zu 100% sicher bin, dass ich es genau so, ungeschnitten hochladen werde. Ich unterlege noch nicht einmal Musik oder Sonstiges, was irgendwie vom Video an sich ablenken könnte, darum geht das Schneiden auch sehr schnell, da ich eigentlich gar nichts machen muss. Ich render das Video und lehne mich zufrieden zurück. Wenn ich es hochlade wird Max sicher begeistert sein. Ob ich ihn damit zurück gewinnen kann? Ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich. Während ich dem kleinen Balken auf dem Bilschirm zuschaue wie er immer voller wird, werden mir erst die Auswirkungen des Videos bewusst. Wenn ich es hochlade werden meine ganzen Abonnenten wissen, dass ich schwul bin. Was wenn sie so wie mein Vater reagieren, oder- noch schlimmer- wie Max Vater. Auf einmal kommen mir die Bilder von Max Geburtstag in den Sinn, als wir bei seiner Mutter waren. Ich fande es schon damals unglaublich süß und tapfer von ihm, wie er seiner Mutter klar gemacht hat, dass er schwul ist und während ich an Max denke muss ich lecht schmunzeln. Es ist ganz egal wie meine Abonnenten reagieren- Max ist es wert.
Ich lehne mich noch etwas mehr in den Stuhl und blicke auf die Decke. Max ist wirklich das Beste, was mir je passiert ist. Plötzlich höre ich, wie die Türe klingelt und meine entspannte Stimmung von gerade eben ist sofort verflogen. Schnell schalte ich meinen Computer auf Standby und laufe zu meiner Zimmertür, um sie ein wenig zu öffnen. Wer kommt denn jetzt um diese Zeit zu uns?

Unexpected plot twist (Mauz/BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt