Erschöpft ließ sich Leyla auf eins der Betten sinken. Rückwärts fiel sie ins weiche Kissen und der Gruch von Waschmittel stieg ihr in die Nase. Ihre Augenlider fühlten sich plötzlich an wie Blei und nur mit Mühe schaffte sie es nicht einzuschlafen, erst jetzt fiel ihr auf wie Müde sie eigentlich war.
Als sie hörte wie sich die Badezimmertür öffnete setzte sie sich auf und holte sich frische Unterwäsche und ihren Schlafanzug aus ihrer Tasche.
Gretchen kam mit nassen Haaren, in kurzer Shorts und bauchfreien Oberteil aus dem Bad. Mit ein paar schnellen Handgriffen machte sie sich einen unordentlichen Dutt und griff dann nach dem Block und dem Kuli. Sie setzte sich an den Tisch und begann irgendetwas zu notieren.
Leyla verschwand im Bad und duschte sich ebenfalls.
Als das heiße Wasser über ihren Rücken lief atmete sie tief aus. Sie wollte die Bilder von heute aus ihrem Gedächtnis verdrängen, aber es klappte nicht. Sie wollte die Bilder nichtmehr vor Augen haben wie Gretchen kaltblütig ihre eigene Schwester auspeitschte. Zum einem sah sie die Gretchen vor sich, die alles versucht hatte um ihre Familie zu schützen, aber im nächsten Moment kam wieder die kalte, brutale und abwesende Gretchen zum Vorschein.
Es wäre leichter alle Matheformeln auswendig zu lernen, als durch die Fasade dieser Frau zu blicken.Sie zog sich ihren Schlafanzug an und wickelte ihre Haare in ein großes Handtuch.
"Wie gehen wir jetzt weiter vor",fragte Leyla, als sie wieder zu Gretchen kam. Diese lag im Bett und blickte Gedankenverloren an die Decke.
"Erzähl ich dir morgen",sagte sie abwesend, ohne den Blick von der Decke abzuwenden und spielte dabei mit zwei Fingern an einer Haarsträhne herrum, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte,"aber eins kann ich dir sagen, es wird dir genauso wenig gefallen wie mir..."Eigentlich wollte Leyla wissen worum es ging, ließ aber dann doch das weitere Nachfragen. Sie schaltete die kleine Nachtischlampe an und das große Licht aus, dann kuschelte sie sich unter die weiche Bettdecke.
"Alles ok bei dir?",fragte Leyla Gretchen besorgt als sie ihren Blick immernoch nicht von der Decke abwand.
"Klar",gab sie knapp zurück,"mir geht's bestens."
Sie glaubte Gretchen kein Wort, hielt aber den Mund und schaltete nur stumm das Licht aus. Es brauchte nicht lange da wurde sie ins Land der Träume gezogen und sie schlief ruhig ein."Aufwachen",donnerte Gretchen's Stimme durch den Raum. Sofort richtete Leyla sich kerzengerade auf und war von jetzt auf gleich hell wach. Verschlafen gähnte sie und rieb sich die Augen."Was ist denn?",brummelte sie."Ich habe keine Lust wegen dir das Frühstück zu verpassen",gab sie zurück und schloss die letzten Köpfte ihrer weißen Bluse.
Ein für ihre Verhältnisse sehr zurückgehaltenes Make-up, ohne roten Lippenstift, zierte ihr Gesicht. Sie trug eine enge, schwarze Jeans und ihre Füße steckten wie immer in schwarzen Highheels, wie sie es den ganzen Tag über darin aushielt war für Leyla ein Wunder. Ihre Haare waren allerdings noch genauso wie am Vorabend in dem unordentlichen Dutt gebunden."Na schön",sagte sie leicht genervt, schlug die schön warme Bettdecke zur Seite und stand etwas widerwillig auf.
In weniger als 5 Minuten stand sie fertig angezogen vor Gretchen, welche ihre Haare auch mal gerichtet hatte.Gretchen öffnete die Tür und hielt sie für Leyla auf, dann fuhren beide mit dem Fahrstuhl ins Untergeschoss und betraten den Speisesaal.
"Folgendes",sagte Gretchen während sie ihr Brötchen belegte,"wir bleiben noch eine Nacht hier und dann nehmen wir uns meinen Onkel Lincoln vor."Ihre Stimme war gesenkt und sie benahm sich so unauffällig das nichtmal jemanden von der Bundespolizei mitbekommen hätte, dass sie über eine vermeintliche Mordaktion redete.
"Und wie wollen wir ihn finden?Ich meine beim Einwohnermeldeamt können wir schlecht erneut auftauchen",sagte Leyla zu ihr. Sofort versteinerten sich Gretchen's Gesichtszüge.
"Ich habe hier einen Bekannten, der weiß ganz sicher wo Lincoln ist."Bei Gretchen abfälligen Tonfall konnte Leyla sich denken, dass sie eigentlich nicht scharf darauf wahr diese Person wieder zu sehen."Wenn wir wissen wo er ist machen wir folgendes...",redete Gretchen nach einer Zeit weiter.Alles bekam Leyla nicht mit, dafür redete Gretchen zu viel und zu ausführlich, aber in ihrem Kopf bildete sie sich aus den einzelnen Schritten langsam ein ganzes Bild.
Gretchen hatte recht, es gefiel ihr nicht, es gefiel ihr ganz und garnicht. Aber sie wollte nicht widersprechen und im Angesicht der Tatsachen war dies wohl auch die einzige Möglichkeit die ihnen blieb.
"Aber denkst du das das klappt?",fragte sie Gretchen etwas verunsichert. Sie nahm einen Schluck Wasser und antwortete dann selbstsicher:"Klar klappt das."Die guckte Leyla starr in die Augen."Lincoln und Firat hatten schon immer ein sehr enges Verhältnis. Wenn er nicht weiß wo Firat ist dann weiß es keiner",fügte sie noch hinzu,"gehen wir."Sie stand auf, nahm ihre Tasche und zog sich ihre Lederjacke an. Mit grazilen Schritten verließ sie den Speisesaal. Schnell stand Leyla auf und beeilte sich Gretchen zu folgen die keine Anstalten machte zu warten...
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At Dawn
ActionNichts ist gefährlicher als zwei Frauen, die den selben Menschen hassen Durch einen kleinen Moment der alles andere als gut verlief geriet sie zu ihm, dem Astan-Clan. Gezwungen zu morden und zu entführen. Es war jedesmal gleich, Nichts besonderes me...