Kapitel 20》Es tut mir Leid《

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"Können wir nicht einmal in Ruhe reden?",bittete Melissa und sah Gretchen flehend an."Na schön",sagte Gretchen, kurz umspielte ein kleines Lächeln ihre Lippen.

Sie setzten sich gegenüber von einander hin und Melissa fing vorsichtig an zu reden.

Leyla hielt sich im Hintergrund und bekam nur Bruchstücke von dem mit was sie sagten.

"Als ich sah wie er Mum umbrachte, hab ich es euch nicht gesagt, weil ich Angst hatte ihr würdet etwas unüberlegtes tuen und euch damit in Gefahr bringen. Die Männer von Firat waren nicht ohne, genauso wenig wie er. Wenn euch etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verziehen. Ich dachte einfach das es das beste wäre.
Ich bin zur Polizei gegangen, keiner hat mir geglaubt, sie sagten ich würde einen Leidtragenden suchen der für den Tod unserer Mutter verantwortlich wäre, weil ich es nicht verstehen würde!"

So sanft hatte Leyla Gretchen nochnie reden gehört. Es war ungewohnt, aber schön. Sie tat ihr Leid, sie hatte nur das getan was sie für richtig hielt um niemanden zu schaden.

"Ich konnte ihn nichtmehr ansehen ohne diesen Hass und diese Trauer zu verspüren, deswegen bin ich abgehauen und ich habe gehofft das ihr ganz normal weiter leben könnt",sie schwieg und wartete auf Melissa's Reaktion, die aber ziemlich lange auf sie warten ließ.

Als sie anfing zu reden klang ihre Stimme brüchig. Sie redete so leise dass Leyla sie nicht wirklich verstehen konnte.

"Es tut mir so Leid das ich dir die Schuld die ganzen Jahre über gegeben habe",wisperte sie,"ich habe dich und dein verschwinden dafür verantwortlich gemacht, dass es so gekommen ist."Kleine Tränen glitzerten in Melissa's Augen.

Gretchen stand auf und setzte sich dicht neben Mell. Sie flüsterte irgendwas zu ihr was Leyla allerdings nicht verstehen konnte. Mit der Hand wischte Melissa sich die Tränen aus den Augen.

Die beiden standen auf und Gretchen zog Melissa in eine feste Umarmung.
"Ich werde ihn schon umlegen",flüsterte Gretchen und strich durch ihre rotblonden Haare.
Sie stieß sie ein kleines Stück von sich weg um ihr in die Augen gucken zu können."Mach dir keine sorgen und pass' auf dich auf",sagte sie lächelnd,"und halt dich von den Typen fern."

Noch einmal umarmten sich die beiden, dann kam Melissa auf Leyla zu und umarmte auch sie.

"Danke",flüsterte sie."Wofür?",fragte Leyla sanft aber leicht verwirrt."Dafür das du Josi überzeugt hast, dass ich die Wahrheit sage."
Leyla schenkte ihr ein liebenswürdiges lächeln."Kein Problem",gab sie zurück.

"Was ist das bitte für ein Wetter?!",rief Gretchen aufgebracht und Melissa und Leyla zuckten zusammen. Sie stand am Fenster und guckte den dicken Regentropfen nach wie sie die Scheibe runterflossen."Kann nicht irgendwann mal die Sonne scheinen?!"

Sie wandte sich zu Mell."Wir werden jetzt fahren",sagte sie mit einem Lächeln,"wir müssen uns noch etwas zum übernachten suchen und unser weiteres Vorgehen planen."
"Ihr könnt auch hier bleiben",gab Melissa blitzschnell zurück.
Gretchen schüttelte den Kopf."Keine Chance,...nachdem was ich dir heute angetan habe möchte ich nicht deine Güte überstrapazieren, sei mir nicht böse",meinte Gretchen und umarmte sie erneut.

"Dann helfe ich euch Firat zu töten",sagte Melissa bestimmt. Ihr Blick wurde kalt und erneut schüttelte sie den Kopf."Nein Mell",sagte sie und plötzlich wirkte ihre Stimme kalt wie Eis und ihr Gesicht war wie versteinert.

Solangsam glaubte Leyla zu verstehen wann Gretchen wie reagierte. Sobald sie jemanden schützen wollte kapselte sie sich von ihm ab, um ihn zu schützen, zumindest glaubte sie das und sie sollte recht behalten.

"Bitte Jo",flehte sie."Ich habe Nein gesagt",schrie Gretchen sauer, regte sich aber recht schnell wieder ab,"es ist zu gefährlich. Nach den ersten 3 Minuten hat schon jemand versucht mich umzubringen und ich will nicht das dir das selbe passiert. Du bleibst hier und lebst dein Leben weiter, so als wären Leyla und ich nie hier gewesen, vergiss mich, Firat und Kai am besten." Sie drehte sich von ihr weg, hob eine der Taschen auf und schubste kräftig die Tür auf."Auf Wiedersehen Melissa",sagte sie und trat dann in den strömenden Regen nach draußen.

Wie ein Häufchen Elend stand Melissa mit gesenktem Kopf an der Stelle, wo Gretchen sie das letzte mal umarmt hatte.
"Tut mir leid",sagte Leyla im vorbeigehen, nachdem sie die andere Tasche hoch gehoben hatte.
Sie warf noch einen letzten blick auf Melissa, trat dann ebenfalls aus der Wohnung und zog die Tür hinter sich zu.

Es regnete immernoch. Die Fenster waren beschlagen und einen Moment tat Gretchen nichts weiter, als dem Regen zuzusehen. Der Motor des kurzgeschlossenen Autos knatterte laut in der Stille. Autoscheinwerfer blitzten durch die Windschutzscheibe, doch es war bei weitem noch nicht dunkel.
Leyla schaltete schließlich das Radio ein und füllte die Stille mit einem Bericht über die amerikanische Benzinkrise und die Ölbohrungen in Alaska, die daraus resultierten. Wenn Gretchen nicht schon halb geschlafen hätte, das Gelaber des humorlosen Nachrichtensprechers hätte sie soweit gebracht.

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