Kapitel 8》Lügen《

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Den Rest der Fahrt schwiegen beide sich an. Leyla stellte sich die ganze Zeit Gretchens Geschichte von ebend bildlich vor. Und egal wie oft sie von vorne anfing und bis zum ende kam, es war schrecklich, zu schrecklich um es war zu haben. Sie hatte Firat viel zugemutet, aber soviel nun auch wieder nicht. Als Mörder hatte sie ihn gesehen, klar, aber als Kindermörder? Zumal er doch selbst Kinder hatte."Gretchen?",fragte sie in die Stille. Sie drehte ihren Kopf in Leyla's Richtung. Sie sah ihre roten Augen, wollte aber nicht nochmal auf das Thema oder ihre Tochter zurückkommen. "Was?",fragte Gretchen genervt, als Leyla nicht weiter redete. Ihre Stimme zog Leyla wieder zurück in die Gegenwart."Achso...ja...hast du denn noch andere Geschwister?",fragte sie schließlich."Ja",murrte sie,"zwei kleine Schwestern,Melissa und Rebekah. Ich habe beide aber schon seid Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Aber immerhin weiß ich wo sie sind und dass es ihnen gut geht."

Gretchen hielt den Wagen in einer Nebenstraße von der eigendlichen Zielstraße an. Sie legte den Kopf in den Nacken, starrte die Decke an und atmete einmal tief ein und aus."Alles ok?",fragte Leyla sie. Sie drehte sich zu ihr und zwang sich ein lächeln auf."Gib mir deine Waffe",sagte sie. Sie sah wie Leyla sie skeptisch musterte."Vertraust du mir nicht?",fragte Leyla sie.
"Klar vertrau' ich dir, nur ich würde gerne meinen Vater selbst umbringen und da meine Pistole, auf gut deutsch gesagt, im Arsch ist, bräuchte ich einen Ersatz. Hör'mir jetzt ganz genau zu. Ich will dir ein Leben ohne Firat und den Astan-Clan ermöglichen, ich will dir einen Neuanfang ermöglichen, du sollst selbst bestimmen können was du in deinem Leben machst und nicht von irgendjemanden gezwungen werde.vVerstanden?!" Zum Teil stimmte das auch, zum anderen jedoch nicht. Sie hatte Angst Leyla könnte ihr misstrauen, ihr in den Rücken fallen und sie erschießen, bevor sie Firat erschießen konnte...

Nach kurzem zögern übergab Leyla ihr ihre Pistole."Danke",sagte sie, öffnete die Tür und stieg aus. Leyla kam ihr hinterher. Ihr Blick fiel auf Gretchen's nackte Füße.
"Kommst du?Oder bist du ein Fußfetischist und guckst deshalb die ganze Zeit auf meine Füße",Gretchen riss sie aus ihren Gedanken."Nene,wir können",sie lief an Gretchen vorbei und blieb nach fünf Minuten vor Firat's Haustür stehen."Sicher",fragte Gretchen mit erheblich leiserer Stimme."Ganz sicher",entgegnete Leyla. Gretchen nickte ihr zu.

Leyla sah wie Gretchen ihre Pistole entsicherte und sich alle Muskeln in ihrem Körper anspannten. Sie glaubte sogar zu sehen dass sie vor Anspannung zitterte.

"Geh ein Stück zurück",flüsterte sie und trat dann die Tür ein.

Sie stürmte in das Haus hinein. Im Türrahmen blieb sie stehen und guckte sich um, es blieb alles Still.
"Du bleibst hier",flüsterte sie zu Leyla gewant. Sie durchsuchte ein Zimmer nach dem anderen, aber von Kai und Firat fehlte jede Spur. Schließlich ging sie sogar über die dunkle Treppe in den Keller, doch auch da war niemand.
"Verdammt!",schrie sie sauer und schmiss einen Papierstapel um, der auf Firat's Schreibtisch stand."Diese kleine Schlampe",knurrte sie und rannte mit großen Schritten die Treppe herrauf, wobei sie nur jede zweite Stufe berührte.

Vier Meter vor Leyla kam sie zum stehen."Du hast mich angelogen",schrie sie und richtete die Waffe auf sie...

Leyla streckte die Hände in die Luft.
"Gretchen, Bitte tu' nichts unüberlegtes",flehte sie."Du hast mich angelogen!",schrie Gretchen sauer zurück.
"Nein",gab Leyla verzweifelt zurück,"ich schwöre dir er war hier, zu 100 Prozent und ich verspreche dir, ich werde helfen ihn zu finden."Langsam nahm sie die Hände runter, da auch Gretchen die Pistole sinken ließ, bis sie schließlich aus ihrer Hand glitt und mir einem scheppern zu Boden fiel.

"Nein, nein, nein",sagte sie verzweifelt und lehnte sich an die Wand. Langsam rutschte sie an ihr herunter und vergrub ich Gesicht in ihren Händen.
Leyla zögerte einen Moment, sie wusste nicht was sie tuen sollte, vor ein paar Sekunden wollte Gretchen sie noch erschießen und jetzt?
Als sie jedoch das leise schluchtzen von Gretchen hörte raffte sie sich zusammen und ging langsam auf sie zu.
Sie hockte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. Gretchen hob ihren Blick und Leyla konnte das aufgewühlte Meer von Gefühlen in ihren eisblauen Augen erkennen. Sie drückte sie noch fester an sich."Wir werden ihn finden",flüsterte Leyla in ihr Ohr,"versprochen."
Sie verharrten eine ganze Zeit in dieser Position bis Gretchen sich langsam von ihr löste.
"Tut mir leid wegen gerade",flüsterte sie."Schon gut",gab Leyla zurück und schenkte ihr ein lächeln.:Gretchen lächelte zurück und es war warscheinlich das erste reale lächeln was Leyla von ihr zu Gesicht bekam.

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