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Tyler Houston

Wir machten wir einen Treffpunkt für den Freitag Nachmittag nächste Woche aus. Bis dahin wurde uns aufgetragen, möglichst wenig Aufsehen zu erregen und ich stimmte dem zu, aber auch nur weil Lexin es verordnet hatte. Lexin und ihr Möchtegern-Bruder verabschiedeten sich schließlich, um nach Pangäa in die Steinzeit zurückzukehren, oder wie auch immer man das nennen konnte. Sie meinten, sie hielten es nicht mehr länger bei uns aus und nächste Woche würden sie wieder zurückkehren, um uns nach Pangäa zu bringen. Außerdem mussten sie unseren künftigen „Trainer" über uns berichten.

Nachdem sie gegangen waren, blieben Alex und Andy noch eine Weile.

„Ganz schön krass, das alles", bemerkte Andy geistesabwesend. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles doch noch aufklären würde und wir tatsächlich jemandem begegnen, der so ist wie wir."

„Da stimme ich dir vollkommen zu", sagte ich und einige Minuten saßen wir alle nachdenklich da und sagten gar nichts. „Hat dieser Lockenschädel eigentlich erwähnt, mit was er verschmolzen wurde?", fragte ich nach einer Weile, denn ich musste meine Chancen abschätzen, falls es zu einem Kampf zwischen uns kommen sollte, nachdem ich Lexin verführt hatte.

„Nein, er kam ja nicht dazu, weil du ihn sofort beleidigen musstest." Andy sah mich finster an.

„Für wen hält der sich überhaupt? Nur weil er lebenslange Erfahrungen als Hybrid gesammelt hat, glaubt er, er wäre etwas Besseres."

„Ich glaube, der Einzige, der sich hier für etwas Besseres hält bist du", verbesserte mich Andy.

„Was?"

„In Hinsicht auf Lexin. Musst du es eigentlich immer so auffällig machen, wenn du es auf jemanden abgesehen hast?"

„So wie du?" Ich grinste Andy schelmisch an. „Hab doch gesehen, dass du sie auch hübsch fandest, deine Augen sind fast aus ihren Höhlen geflogen, als du sie gesehen hast."

„Natürlich fand ich sie hübsch. Aber deswegen muss ich sie ja nicht gleich mit Blicken ausziehen."

„Du bist doch bloß neidisch, Andy. Wenn du nicht in die Offensive gehst, kriegst du die Weiber eh nicht rum."

„Okay, du Frauenversteher", kam es plötzlich von Alex, der sich von meinem Drehstuhl erhoben hatte. „Ich werde jetzt heimgehen. Meine Mom schläft jetzt sicherlich, aber ich weiß, dass ein Donnerwetter auf mich warten wird, sobald sie mich wieder zu Gesicht bekommt."

„Ich komme mit dir." Andy stand ebenfalls auf und ging mit Alex zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal zu mir um. „Kannst ja solange deine Pläne schmieden, wie du Lexin herumkriegst. Wird jedenfalls 'ne Nummer schwieriger, als die besoffenen Studentinnen beim Spring Break."

„Du weißt, ich liebe Herausforderungen", sagte ich grinsend.

Alex verdrehte grinsend die Augen und dann verließen sie mein Zimmer.

***

„...Und das meine lieben Leute, machte Napoleon letzten Endes zu dem revolutionären Diktator, als der er später in die Geschichte einging", sprach unser bierbäuchiger Geschichtslehrer, der uns mit begeisterten Augen über den Rand seiner Brillengläser hinweg ansah.

Es war Freitag. Ungeduldig starrte ich den Zeiger der großen Uhr, die über der Tür angebracht war, an. Noch zwei Minuten. Dann war Spring Break. Mein Herz klopfte aufgeregt, angesichts der Tatsache, dass diese Ferien nicht wie all die anderen bisher ablaufen würden. Tatsächlich würde ich eine völlig andere Welt betreten, was mich so nervös machte, dass ich gerade schon den dritten Bleistift in den letzten zwei Stunden in meiner Hand zerbrach. Bis gestern hatte ich noch mit meinem Gewissen gekämpft, ob ich nicht doch bin den Jungs vom Basketballteam nach Miami gehen sollte. Doch dann hatte ich in der Mittagspause Mike O'Neill ein wenig zu heftig gegen seinen Spint gedonnert, als er mich mal wieder mit seinen bekloppten Sprüchen über reiche Menschen provoziert hatte. Als ob ich es mir ausgesucht hatte, in eine reiche Familie geboren zu sein. Jedenfalls war ich schneller, als Alex, der mich noch zurückziehen wollte und hatte Mike einen kräftigen Stoß verpasst. Ich hatte Glück, dass er nicht so ein Weichei war, das sofort zum Direktor rannte. Stattdessen war er entsetzt davon geprescht und seitdem ging er mir aus dem Weg. Gut so. Dennoch hatte mir das gezeigt, dass es klüger war, die Ferien mit Alex und Andy in diesem Pangäa zu verbringen, um ein für alle Mal meine Kräfte in den Griff zu bekommen. Oh Mann, war mein Team angepisst auf mich gewesen, als ich ihnen abgesagt hatte. Die Bikinimädchen musste ich mir jetzt erst einmal aus dem Gedächtnis streichen, aber dafür würde ich ja Lexin haben, der ich nachstellen könnte. Allerdings bezweifelte ich, dass ich sie dort im Bikini sehen würde...

Hellguys - Die Erben des AdlersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt