Alex Carter
Als ich endlich bei Tyler ankam, war es bereits 17 Uhr. Ich klingelte an dem großen Tor und hoffte inständig, dass er überhaupt da war, denn ansonsten wäre ich den ganzen Weg umsonst gelaufen.
Ein Knacksen ertönte in der Sprechanlage und eine ölige Stimme meldete sich. „Sie befinden sich am Anwesen der Houstons, wie darf ich Ihnen behilflich sein?"
Genervt verdrehte ich die Augen und glotzte direkt in die Kamera. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ich hier auftauchte und der Mann am anderen Ende konnte mich definitiv sehen. Bestimmt war es wieder dieser merkwürdige Jonathan, der jedes Mal gefühlte hundert Fragen stellte, um sicher zu gehen, dass ich auch kein Terrorist war, der vorhatte, eine Bombe in den Garten zu drapieren.
„Ich bin's. Alex. Tyler's Kumpel", erwiderte ich und war bemüht, die Ungeduld in meinem Ton nicht zu zeigen.
„Ich wusste nichts davon, dass er Besuch erwartete."
Frustriert stöhnte ich auf. Natürlich wusste er nichts davon und selbst wenn ich mein Besuch vorher bei Tyler angekündigt hätte, würde er immer noch nichts davon wissen, da Tyler mit seinen Angestellten schon aus Prinzip nicht sprach. Konnte er mich nicht einfach reinlassen und es dabei belassen? „Das tut er auch nicht. Können Sie jetzt bitte das Tor öffnen?"
„Was ist denn ihr Anliegen, wenn ich fragen darf?"
Erschöpft bettete ich mein Gesicht an das kühle Tor und umfasste mit meinen Händen den Stahl. Wetten ich würde auch ohne Jonathan hineinkommen, indem ich die stählernen Ranken einfach auseinander zog? „Ich hatte Sehnsucht nach ihm und musste noch einmal sein Gesicht sehen bevor der Tag zu Ende geht. Und jetzt lassen sie mich endlich rein!" Sonst würde ich noch die Fassung verlieren und in das Grundstück einbrechen, aber einen weiteren Zeitungsartikel konnte ich mir nicht erlauben. Und hier waren zudem überall Kameras.
„Na schön", kam es nach einer längeren Pause und ich war mir sicher, dass er den Sarkasmus in meiner Aussage nicht verstanden hatte. Das imposante Tor öffnete sich und ich lief schnellen Schrittes über das Grundstück auf die Villa zu. Es gab Tage, da beneidete ich Tyler um das viele Geld und das Riesenhaus, das sich vor mir aufbaute wie ein Palast, aber manchmal bemitleidete ich ihn einfach nur dafür und war dann wiederum froh über mein recht einfaches Leben. Wie mühsam es doch sein musste, sich tagtäglich mit diesen bekloppten Bediensteten herumzuschlagen. Es war ein Wunder, dass Tyler bisher keinem von ihnen eine runter gehauen hatte. Selbst ich würde mich nur mit Mühen zurückhalten können. Aber wunderlicher Weise konnte Tyler seine zornigen Ausbrüche Zuhause kontrollieren. Wäre nur ganz nützlich, wenn er das künftig auch in der Öffentlichkeit in den Griff bekäme.
Die Tür wurde geöffnet und es war tatsächlich Jonathan. Den linken Arm hinter dem Rücken und die graubraunen Haare zurück gekämmt stand er an der großen Haustür und bedachte mich mit seinem etablierten Gesichtsausdruck. „Ich habe Mr Houston Junior bereits über Ihr Kommen unterrichtet."
Ich nickte nur, verkniff mir dabei einen sarkastischen Kommentar und marschierte in die Eingangshalle. Tyler schlitterte bereits auf dem Geländer die Wendeltreppe hinab und landete direkt vor mir. Nicht zum ersten Mal bewunderte ich die Konstrukteure, die das Geländer erbaut hatten und es äußerst robust ausgestattet hatten. „Alex!", rief er aufgeregt. „Bitte sag mir nicht, dass du gerade in der Beethooven Street warst!"
Ich starrte ihn verdutzt an und stellte daraufhin fest, dass das genau die Straße war, in der ich eben viel Aufsehen erregt hatte.
„Okay, sag's mir lieber nicht, denn ich weiß es bereits. Man kann dich eins A auf dem Bild erkennen!"
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Hellguys - Die Erben des Adlers
FantasiaNichts wird mehr wie vorher sein. In nur einer Nacht verändert sich das ganze Leben von Alex, Tyler und Andy durch eine Begegnung mit einem längst ausgestorbenen Adler. Doch ist er wirklich ausgestorben? Die drei Freunde entdecken eine völlig neue W...